Kolumne von Marcel Berndt: Das war mein Motorsport-Jahr 2019

Kolumne von Marcel Berndt: Das war mein Motorsport-Jahr 2019
Marcel Berndt

In seiner neusten Kolumne berichtet Marcel Berndt exklusiv bei Leadlap.de über sein Motorsport-Jahr 2019 – Der Berliner hat viel erlebt

Liebe Motorsport-Fans,

auch in der Saison 2019 war wieder jede Menge los bei uns. Auf vier Kontinenten und in sieben Ländern durften wir uns dieses Jahr ordentlich austoben, mal mit etwas mehr, mal mit etwas weniger Glück. Es gibt aber definitiv keinen Grund, unzufrieden zu sein.

Beginnend in der Klasse Legend Cars durften wir in der Saison 2019 zum zweiten Mal an den australischen Dirt Nationals teilnehmen, die wir im Jahr 2018 auf Platz drei in der Semi-Pro-Wertung beendet haben.

Die Vorläufe liefen zu Beginn etwas schwach, da einfach, im Gegensatz zu den australischen Kontrahenten, die Fahrzeit auf dem Valvoline Speedway fehlte (der letzte Einsatz war zehn Monate her). Dennoch fanden wir Stück für Stück einen zufriedenstellenden Rhythmus, welcher uns direkt und ohne Umwege in das so wichtige A-Finale brachte.

Mit Gesamtrang zwölf verbesserten wir uns im Vergleich zum vorherigen Jahr sogar um vier Plätze. Leider mussten wir aufgrund einer uns nicht nachvollziehbaren Strafe – wegen der Zweikampfhärter im vorigen Lauf – von Rang 17 in das A-Finale starten, was unsere Ausgangslage enorm verschlechterte.

Mit einer eher passiven Fahrweise nutzten wir die sich ergebenen Lücken und rückten auf Rang sieben vor und damit auf das Podium der Semi-Pro. Leider kam es 13 Runden vor Schluss zu einer Berührung mit einem Kontrahenten, nach der ich das Heck meines Fahrzeugs verlor und mich innen in die Betonmauer drehte. Damit war das A-Finale für uns gelaufen und wir beendeten die australischen Endläufe offiziell auf Gesamtrang 24.

Foto: Marcel Berndt

Die US-amerikanischen Nationals liefen dafür umso besser. Es ging auf das uns vollkommen unbekannte high-banked Dirt-Oval ca. zwei Stunden entfernt von Chicago. Mit einem Top-3-Ergebnis im Freien Training machten wir direkt auf uns aufmerksam.

Erneut in der Klasse Semi-Pro am Start lief das Qualifying aufgrund vollkommen anderer Streckenbedingungen nicht nach Plan und wir platzierten uns nur auf Gesamtrang 26. Nach unzähligen Heats über 2,5 Tage verteilt, qualifizierten wir uns allerdings direkt für das-A Finale – das war der Plan!

Im A-Finale, welches von geprägt Gelbphasen war, legten wir eine unglaubliche Performance hin und arbeiteten uns von Gesamtrang 28 auf Platz zehn vor. Im Vergleich zu den Amerikanern, Kanadiern und Australiern hatten wir im Jahr 2019 rund 50 Renntage weniger auf Dirt-Tracks absolviert. Trotz dieser fehlenden Fahrzeit ging es bis auf Platz zehn vor, was zeigt, wie gut dieses Ergebnis eigentlich ist.

Einen Monat zuvor durfte ich an den kanadischen Endläufen der Asphalt Legend Cars teilnehmen. Auch hier war es erneut eine komplett neue Strecke und eine neues Team. Dazu kam der hier neu verwendete 950ccm Drei-Zylinder-Motor, den ich ebenfalls zuvor noch nie gefahren bin und welcher eine komplett andere Leistungscharakteristik aufweist.

Auf gewohntem Untergrund liefen Trainings, Qualifying und Heats hervorragend und so habe ich mich abermals direkt für das A-Finale auf Gesamtrang zwölf qualifiziert. Nach ein paar harten Zweikämpfen, die von beiden Seiten nicht immer sauber ausgeführt wurden, beendet wir das A-Finale auf einem beachtlichen vierten Gesamtrang. Natürlich hierbei mit einem lachenden und einem weinenden Auge, da wir das Podium knapp verpasst hatten.

Ein weiteres Hightlight für uns war der Formel Toyota EuroCup, welcher aufgrund der mangelnden Fahrpraxis nur mit einem sechsten Platz im niederländischen Posterholt belohnt wurde.

Die Formula-Student-Serie, erneut zusammen mit der TU Berlin, verlief dies Jahr eher suboptimal. In der Saison 2019 hatten wir mit auffällig vielen technischen Defekten zu kämpfen, was eine gute Performance unmöglich machte. Die Devise war durchhalten und das zeigte sich auch in den eher schlechten Ergebnissen.

Die Debütrennen bei den GP Midgets in Großbritannien verliefen atemberaubend. Als Vorbereitung für die Saison 2020 angedacht, nahmen wir an drei Events teil. Drei Laufsiege, zwei zweite Plätze, ein dritter Platz in den Heats, Platz zehn in der britischen Meisterschaft und einen Unfall im Führungskampf lassen hohe Erwartungen für die Saison 2020 aufkommen.

Auch das Formula Ford Festival in Brands Hatch stand ganz weit oben auf unserem Plan. Leider lief das Wochenende nicht so zufriedenstellend. Es fehlte uns das ganze Wochenende an Fahrzeit, sodass die Möglichkeit, am Sonntag auf einen Platz im vorderen Mittelfeld zu fahren, vertan wurde.

Zum letzten Mal durften wir auch ein Legend Car in Großbritannien bewegen und uns nach 2018 zum zweiten Mal die Vizemeisterschaft in der Klasse Top1200 sichern.

Auch in Frankreich mischten wir die Gesamtwertung der Legend Cars (Rundstrecke) mächtig auf. Im berühmten Stadtrennen von Pau Ville, wo auch schon die F3, die ETCC, die GT4 und F1-Boliden ihre Runden drehten, überraschten wir mit Gesamtrang zehn und Platz eins in der Klasse Elite Club im Hauptrennen und das bei unserem Stadtrennen-Debüt.

Auch bei verschiedenen Testtagen ließen wir uns blicken und so konnten wir an zwei kompletten Testtagen in China (Ningbo) einen LMP3-Boliden im dort ansässigen chinesischen Team absolvieren. Der Kontakt entstand durch ein Team aus dem GT3-Sport, bei dem wir einige Runden im italienischen Vallelunga abarbeiten durften (Ferrari 488 GT3). Ein weiteres Highlight war der Testtag mit Armin Schwarz und M-Sport im brandneuen Ford Fiesta R2 auf losem Untergrund und mit Logbuch.

Es war durchweg wieder ein Jahr mit vielen vielen Reisekilometern und einigen sehr zufriedenstellenden Erfolgen rund um den Globus. Jetzt liegt der Fokus natürlich auf der Saison 2020, die für uns bereits im Februar starten wird.

Lieben Gruß,

euer Marcel Berndt

Marcel Berndt