Auftakt NASCAR-Kartellrechtsstreit: Denny Hamlin nennt Zahlen im Zeugenstand
Der erste Tag im Rechtsstreit zwischen NASCAR, 23XI Racing und Front Row Motorsports ist in den Büchern – Denny Hamlin und NASCAR-Vertreter wurden angehört
Am Montag fiel im Western District of North Carolina der Startschuss für den Kartellrechtsprozess zwischen 23XI Racing sowie Front Row Motorsports und NASCAR. Vor Richter Kenneth D. Bell standen neben den hitzigen Eröffnungsplädoyers vor allem die Aussagen von 23XI-Miteigentümer Denny Hamlin im Fokus. Der Rennfahrer gab als erster Zeuge tiefe Einblicke in die Bücher seines Teams.
Der Streit dreht sich im Kern um das Charter-System, das 2016 eingeführt wurde. Jeffrey L. Kessler, der leitende Anwalt der Kläger, ging direkt in die Offensive. Er bezeichnete die NASCAR als Monopson – also als einzigen Käufer von Dienstleistungen im Stock-Car-Sport.
Kessler argumentierte, die NASCAR nutze diese Machtposition, um die Preise zu drücken, die an die Rennteams gezahlt werden. Zudem verhindere der Besitz der wichtigsten Rennstrecken und Exklusivitätsverträge mit anderen Betreibern einen fairen Wettbewerb.

Die Gegenseite hielt dagegen. NASCAR-Anwalt John Stephenson betonte, dass erst das Charter-System den Teams garantierte Startplätze und einen echten Vermögenswert verschafft habe.
Laut Stephenson habe dieser Wert über die Jahre massiv zugenommen. Er verwies auf Verkäufe von Chartern, die bis zu 45 Millionen US-Dollar (ca. 42,8 Millionen Euro) eingebracht hätten. Zudem habe die NASCAR in den vergangenen neun Jahren jeden vertraglich geschuldeten Cent pünktlich ausgezahlt.
Denny Hamlin untermauerte die Kostenexplosion im Sport mit konkreten Zahlen. Er sagte aus, dass 23XI Racing für seine drei Charter nacheinander 4,7 Millionen US-Dollar (ca. 4,5 Millionen Euro), 13,5 Millionen US-Dollar (ca. 12,8 Millionen Euro) und schließlich 28 Millionen US-Dollar (ca. 26,6 Millionen Euro) gezahlt habe.
Hinzu kommen die Investitionen in die Infrastruktur. Das Hauptquartier in Huntersville habe rund 35 Millionen US-Dollar (ca. 33,3 Millionen Euro) gekostet.
Auch die laufenden Kosten seien immens. Hamlin bezifferte den Aufwand, um ein einziges Cup-Auto für eine Saison auf die Strecke zu bringen, auf durchschnittlich 20 Millionen US-Dollar (ca. 19 Millionen Euro). Ein Gen6-Auto soll in der vorigen Ära bis zu 25 Millionen Euro pro Saison gekostet haben.

Dem gegenüber stünden Einnahmen aus dem neuen Charter-Deal von durchschnittlich 12,5 Millionen US-Dollar (ca. 11,9 Millionen Euro) im Jahr 2025. Das sei zwar ein Anstieg gegenüber den rund 9 Millionen US-Dollar (ca. 8,6 Millionen Euro) der alten Vereinbarung, decke aber bei weitem nicht die Kosten.
Ein weiterer Kritikpunkt Hamlins war das fehlende Mitspracherecht der Teams bei Entscheidungen, die Geld kosten. Als Beispiel nannte er das Rennen in Mexiko-Stadt.
Die komplizierte Logistik und die nötigen Überstunden für die Mitarbeiter würden die Gewinne der Teams direkt schmälern. Änderungen am Rennkalender oder am Fahrzeug hätten sofortige Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis, so der 23XI-Boss.
Die Verteidigung wies diese Vorwürfe zurück. Stephenson merkte an, dass viele dieser Punkte – sei es das Next-Gen-Auto oder das System selbst – während der jahrelangen Verhandlungen nie thematisiert worden seien.
Die Jury, die nun über die Fakten entscheiden muss, besteht aus sechs Männern und drei Frauen. Richter Bell ermahnte die Geschworenen eindringlich, nicht mit Außenstehenden über den Fall zu sprechen.
Der Prozesstag endete um 17:00 Uhr Ortszeit. Hamlin wird am Dienstag erneut in den Zeugenstand treten. Dann wird seine Befragung fortgesetzt, bevor er ins Kreuzverhör der NASCAR-Anwälte genommen wird.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.






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