Nun also doch: Teams und NASCAR finden außergerichtliche Einigung

Nun also doch: Teams und NASCAR finden außergerichtliche Einigung
Foto: Penske Entertainment: Titus Slaughter

Der Rechtsstreit ist beendet: NASCAR, 23XI Racing und Front Row Motorsports haben sich außergerichtlich geeinigt – Eine wichtige Bedingung: Charterverträge haben kein Ablaufdatum mehr

Am Donnerstagmorgen endete der mit Spannung erwartete Kartellrechtsprozess „23XI Racing und Front Row Motorsports gegen NASCAR“ vor dem Bundesgericht in Charlotte abrupt, aber friedlich. Richter Kenneth D. Bell entließ die Jury, nachdem beide Parteien bekannt gegeben hatten, dass eine Einigung erzielt wurde. Damit wird ein Urteil durch die Geschworenen hinfällig, und der Fokus der Stockcar-Königsklasse kann sich wieder auf den Sport richten.

Der Streit, der sich über Monate zuspitzte und schließlich am 1. Dezember vor Gericht ging, endete mit versöhnlichen Szenen. NASCAR-Präsident Steve O’Donnell und NBA-Legende Michael Jordan, Miteigentümer von 23XI Racing, wurden lachend und im freundschaftlichen Gespräch gesehen – ein starker Kontrast zur verhärteten Front der vergangenen Tage.

Der Kern der Einigung: „Evergreen“-Charter

Zwar bleiben die finanziellen Details des Vergleichs vertraulich, doch der wichtigste Punkt für die Zukunft des Sports wurde öffentlich gemacht: Die Einführung von sogenannten „Evergreen“-Chartern – also unbefristete Charter-Verträge.

In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: „Als Bedingung der Vergleichsvereinbarung wird NASCAR eine Änderung für die bestehenden Charter-Inhaber herausgeben, die die aktualisierten Bedingungen zur Unterzeichnung enthält. Diese beinhalten eine Form von ‚Evergreen‘-Chartern, vorbehaltlich gegenseitiger Zustimmung.“

Dies war einer der Hauptstreitpunkte. 23XI Racing und Front Row Motorsports (FRM) hatten sich als einzige Teams geweigert, das ursprüngliche Angebot der NASCAR für 2025 zu unterzeichnen, was zur Klage führte. Nun werden beide Teams ihre Charter behalten und langfristige Sicherheit erhalten.

Stimmen der Kläger: „Kühle Köpfe“ und Zukunftsvisionen

Jordan zeigte sich nach dem Vergleich zufrieden und betonte, dass der Sport im Mittelpunkt stehen müsse. „Wie zwei Konkurrenten versuchen wir natürlich, so viel wie möglich zu unseren Gunsten zu erreichen“, sagte Jordan auf den Stufen des Gerichtsgebäudes.

„Aber ich denke, kollektiv – und ich glaube nicht, dass Jim [France] da anderer Meinung war als ich – waren die Fans schon immer die beste Lösung für dieses ganze Problem und für den Sport selbst.“

Jordan fügte hinzu, dass Kompromissbereitschaft der Schlüssel war: „Kühle Köpfe haben uns an diesen Punkt gebracht, an dem wir tatsächlich zusammenarbeiten und den Sport wachsen lassen können. Darauf bin ich sehr stolz.“

Zum Zeitpunkt der Einigung sagte er: „Wenn man die Ziellinie erreicht, muss man manchmal nicht nur an sich selbst denken, sondern an den Sport als Ganzes.“

Auch sein Geschäftspartner bei 23XI Racing, Hamlin, zeigte sich erleichtert: „Ich habe das Gefühl, dass alles in dieser Einigung den Sport wachsen lassen wird. Und es wird für alle besser sein – daran gibt es keinen Zweifel.“

Hamlin betonte in einem späteren Statement: „Wir haben geglaubt, dass es sich lohnt, für eine stärkere und nachhaltigere Zukunft für alle in der Branche zu kämpfen. Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben.“

Bob Jenkins, Besitzer von Front Row Motorsports, sieht nun eine echte Perspektive für sein Team: „Nach mehr als 20 Jahren in diesem Sport gibt mir der heutige Tag echtes Vertrauen in die Richtung, in die wir steuern. Mit dieser Änderung können wir endlich langfristigen Wert aufbauen und eine echte Stimme in der Zukunft der NASCAR haben.“

NASCAR und die „alte Garde“ reagieren positiv

NASCAR-Geschäftsführer Jim France bestätigte Jordans Einschätzung und zeigte sich bereit, das Kriegsbeil zu begraben. „Ich fühle genauso“, antwortete France auf Jordans Aussagen. „Wir können uns wieder darauf konzentrieren, was wir wirklich lieben, und das ist Rennfahren. Wir haben viel Zeit damit verbracht, uns nicht so sehr darauf zu konzentrieren, wie wir es eigentlich müssten.“

France blickt optimistisch auf die Saison 2026: „Dieser Ausgang gibt allen Parteien die Flexibilität und das Vertrauen, weiterhin unvergessliche Rennmomente für unsere Fans zu liefern.“

Auch die Schwergewichte der Szene, die den ursprünglichen Deal bereits unterzeichnet hatten, begrüßten die Einigung. Rick Hendrick (Hendrick Motorsports) ließ verlauten: „Dieser Moment bietet eine wichtige Gelegenheit, unsere Beziehungen zu stärken und uns erneut dem Aufbau einer gemeinschaftlichen und wohlhabenden Zukunft für alle Beteiligten zu widmen.“

Roger Penske fügte hinzu: „Der heutige Vergleich ist eine großartige Nachricht für die Industrie. Wir sind als Sport gemeinsam stärker.“

Das Fazit des Richters

Richter Bell, der den Prozess leitete, fand zum Abschluss passende Worte für die Geschworenen und die Beteiligten: „Ich wünschte, wir hätten das schon vor zwei Monaten tun können. Ich glaube, das ist großartig für die NASCAR, großartig für die Zukunft der NASCAR, großartig für das Unternehmen NASCAR, großartig für die Teams und letztendlich großartig für die Fans.“

Damit endet eine der turbulentesten Phasen abseits der Strecke in der Geschichte des Stock-Car-Sports. Die Saison 2026 kann nun unter neuen, stabileren Vorzeichen beginnen.

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Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

André Wiegold

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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