V8-Donner im Winter: Marko Stipp Motorsport und EuroNASCAR testen für die Saison 2026
Im November und Dezember 2025 fanden in Deutschland und Frankreich zwei Tests für die NASCAR Euro Series 2026 statt – Das sagen die Teilnehmer
Während der europäische Motorsport größtenteils im Winterschlaf liegt, laufen in der NASCAR Euro Series bereits die Vorbereitungen für die Saison 2026 auf Hochtouren. Sowohl die offizielle Organisation der Serie in Frankreich als auch das deutsche Team Marko Stipp Motorsport (MSM) nutzten die ersten Dezembertage für intensive Testfahrten, um neue Talente zu sichten und interessierten Piloten den Einstieg in die V8-Klasse zu ermöglichen.
Während MSM in der Motorsport Arena Oschersleben zum „Discovery Day“ lud, fand in Fontenay-le-Comte das offizielle Recruitment Program statt, bei dem unter anderem Beitske Visser ins Lenkrad griff.
In Oschersleben trotzte Marko Stipp Motorsport den winterlichen Temperaturen. Das Team, das als eine der festen Größen im Fahrerlager gilt, bot interessierten Piloten die Möglichkeit, den rund 400 PS starken Boliden ohne elektronische Fahrhilfen kennenzulernen.
Einer der Teilnehmer war Marius Schäfer, der bereits Erfahrung im BMW 318ti Cup, der SCGT und im Rallyesport gesammelt hat. Für den Deutschen war der Umstieg in den V8-Boliden eine neue Erfahrung, die er trotz der schwierigen Witterung genoss.
„Die Bedingungen sind natürlich sehr kalt“, fasste Schäfer nach seinem Stint zusammen. Dennoch habe sich das Auto überraschend einfach fahren lassen. „Es macht wirklich super viel Spaß, ist ein pures Fahrerlebnis“, so Schäfer weiter, der das Auto im Vergleich zu anderen aktuellen Rennserien als sehr pur beschrieb.
„Es ist sehr viel Gerutsche, es ist sehr viel Sliden aus der Kurve, mit Übersteuern rausfahren“, analysierte er das Fahrverhalten. Allerdings forderte der Bolide auch physisch seinen Tribut: „Es ist anstrengender als ich gedacht hätte, weil die Lenkung tatsächlich relativ schwer geht.“
Neben nationalen Talenten zog der Testtag in der Magdeburger Börde auch internationale Piloten an. Der Kanadier Thomas Pourrain nutzte die exklusive Streckenzeit für Marko Stipp Motorsport als Vorbereitung auf ein konkretes Ziel.
„Dieser Tag ist besonders, weil wir die Strecke für uns alleine haben. Das gibt uns die Möglichkeit, wirklich an unseren Fähigkeiten zu arbeiten und das Auto zu verstehen“, erklärte er. Seine Ambitionen sind klar definiert: „Meine Pläne für 2026 sind, Vollzeit in der NASCAR Euro Series mit Marko Stipp Motorsport als Open-Driver zu fahren.“
Auch für Amateurpiloten bot der Tag neue Erkenntnisse. Der 48-jährige Henrik Peters, der mit dem Ziel antrat, die Weichen für einen Start in der Rookie Challenge 2026 zu stellen, zeigte sich beeindruckt von der rohen Kraft der US-Boliden.
„Was für mich komplett neu war, ist, die Runde in einem EuroNASCAR-Auto zu fahren. Und was soll ich sagen? Mir brummt der Kopf“, gab Peters offen zu. Trotz der körperlichen Anstrengung waren die Rundenzeiten vielversprechend, und der Spaßfaktor kam nicht zu kurz.

Parallel zu den Aktivitäten in Deutschland veranstaltete die Serienorganisation in Frankreich am 4. und 5. Dezember ihre offiziellen Recruitment Days. Prominenteste Teilnehmerin war die niederländische Rennfahrerin Beitske Visser. Die zweimalige W-Series-Vizemeisterin teilte sich das Auto mit dem amerikanischen Nachwuchsfahrer Vinnie Meskelis.
Visser, die über ihr Sim-Racing-Team BS+COMPETITION den Weg zum Test fand, zeigte sich nach ihren ersten Kilometern begeistert. „Ich habe mein erstes Mal in einem NASCAR-Euro-Series-Auto wirklich genossen“, so Visser. Es sei „komplett anders“ als das, was sie gewohnt sei, aber „definitiv fantastisch“. Trotz regnerischer Bedingungen habe sie jeden Moment genossen.
Die NASCAR Euro Series bleibt zudem ein attraktives Ziel für Sim-Racer, die den Sprung in den realen Motorsport wagen wollen. Ähnlich wie Garrett Lowe in der Vergangenheit, nutzten Piloten wie Michael Polasek ihre Erfahrung aus der virtuellen Welt auf der echten Rennstrecke.
Polasek zog einen interessanten Vergleich: „Man kann das Auto wirklich kontrollieren und es fühlt sich an wie ein großes Go-Kart, so wie man Bremse und Gaspedal steuern kann.“ Es sei zwar herausfordernd, das Auto am Limit zu bewegen, aber er hoffe, im kommenden Jahr in einer der Divisionen an den Start gehen zu können.
Auch Matthew Salgado, dessen Hintergrund fast ausschließlich im Sim-Racing liegt, bestätigte die Zugänglichkeit der Serie. „Sobald ich gesehen habe, dass die NASCAR Euro Series diesen Fahrersichtungstest anbietet, habe ich sofort zugegriffen“, erklärte Salgado.
Nach zwei Sessions habe er sich „sofort wohlgefühlt“. Das Auto betone die Fähigkeiten des Fahrers, was auch Duje Ribaric bestätigte. Er merkte jedoch an, dass die physische Komponente nicht zu unterschätzen sei: „Die Bremsen sind im Vergleich zum Simulator ziemlich schwergängig, genau wie das Gaspedal.“
Die Saison 2026 der NASCAR Euro Series startet am 18. und 19. April auf dem Circuit Ricardo Tormo in Spanien. Bis dahin haben Teams und Fahrer noch Zeit, sich zu sortieren – ein weiterer offizieller Recruitment Test ist bereits für den 30. Januar 2026 angesetzt.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.






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