Alles gewonnen außer den Titel: Die Karriere des Denny Hamlin vor dem Finale 2025
Mit 60 Siegen gleichauf mit Kevin Harvick in den Top 10, dreimaliger Daytona-500-Champion und Teambesitzer an der Seite von Michael Jordan: Doch Denny Hamlin fehlt der Cup-Titel
Wenn die NASCAR Cup Series 2025 in Phoenix ihr Finale austrägt, steht ein Mann im Rampenlicht, der diese Situation besser kennt als jeder andere: Denny Hamlin. Der Fahrer des Toyota Camry mit der Startnummer 11 von Joe Gibbs Racing (JGR) hat es erneut ins Finale geschafft. Und wie jedes Mal stellt sich die Frage: Ist das endlich sein Jahr?
Hamlin ist ein Phänomen. Er trägt den ungeliebten Titel des „besten Fahrers, der nie eine Meisterschaft gewonnen hat“. Ein Blick auf seine Statistik untermauert das Dilemma: 60 Siege in der NASCAR Cup Series. Diese Zahl ist nicht nur gewaltig, sie zieht ihn gleich mit Kevin Harvick auf Platz zehn der ewigen Bestenliste. Doch während die Siege kommen, bleibt die Trophäe aus.

Was Hamlins Jagd nach dem Titel so dramatisch macht, ist die Tatsache, dass er die größten Rennen des Sports bereits dominiert hat. Er ist ein dreimaliger Sieger des Daytona 500. Er gewann das „Great American Race“ 2016 und schrieb sich 2019 und 2020 erneut in die Geschichtsbücher ein – als erster Fahrer seit Sterling Marlin (1994–95), der das Rennen zweimal in Folge gewann. Dieses Kunststück gelang 2025 aber auch William Byron, der schon 2024 in der Victory-Lane von Daytona stand.
Dazu gesellen sich drei Siege beim prestigeträchtigen Southern 500 in Darlington (2010, 2017, 2021) und ein Sieg beim Coca-Cola 600 (2022) in Charlotte. Hamlin hat die Kronjuwelen des Sports gesammelt. Seit seinem Einstieg 2006 hat er sich jedes Jahr für den Chase oder die Playoffs qualifiziert, mit einer einzigen Ausnahme: 2013, als er vier Rennen verletzungsbedingt aussetzen musste.
Hamlin, geboren 1980 in Tampa, Florida, aber aufgewachsen in Chesterfield, Virginia, begann seine Karriere mit sieben Jahren im Kartsport. Mit 15 wechselte er in die Mini Stocks und gewann 1997 auf dem Langley Speedway auf Anhieb die Streckenmeisterschaft.
Sein absoluter Durchbruch in den lokalen Klassen kam 2003: In 36 Late-Model-Stock-Rennen holte Hamlin unglaubliche 25 Siege und 30 Pole-Positions. Diese Dominanz brachte ihm 2004 einen Entwicklungsvertrag bei Joe Gibbs Racing ein.
Seine Rookie-Saison 2006 im Cup gilt als eine der besten der modernen Ära. Er gewann als erster Rookie das Budweiser Shootout in Daytona und beiden Rennen in Pocono. Am Ende wurde er nicht nur „Rookie of the Year“, sondern beendete die Meisterschaft als Dritter. Es ist bis heute eine der besten Meisterschaftsplatzierung eines Rookies in der modernen NASCAR-Geschichte.
Was Hamlin von seinen Konkurrenten im Finale unterscheidet, ist sein zweites Leben im Paddock. 2020 tat er sich mit Basketball-Legende Michael Jordan zusammen und gründete 23XI Racing. Als Mitinhaber agiert Hamlin seither als Fahrer und Teambesitzer – ein Spagat, den nur wenige in der Startaufstellung meistern.
Auch abseits der Strecke scheut er keine Konfrontation. Er ist bekannt für seine scharfen Rivalitäten, sei es mit Brad Keselowski, Joey Logano, Chase Elliott oder zuletzt Ross Chastain.

Diese Meinungsstärke hat er zu einer Marke gemacht: Seit 2023 moderiert er seinen eigenen, sehr erfolgreichen Podcast „Actions Detrimental“. Dort analysiert er Rennen oft schonungslos offen – auch wenn ihm Strafen der NASCAR-Offiziellen drohen.
Hamlin ist nicht nur für sein Durchhaltevermögen im Sport bekannt, sondern auch für seine Zähigkeit. 2013 erlitt er bei einem heftigen Crash mit Joey Logano in Fontana eine L1-Druckfraktur in der Wirbelsäule und fiel wochenlang aus. 2015 riss er sich beim Basketballspielen das vordere Kreuzband (ACL), entschied sich aber gegen eine sofortige OP und fuhr die Saison mit der Verletzung zu Ende – und gewann das Chase-Rennen in Martinsville.
Auch abseits des Ovals hat sich sein Leben stabilisiert. Hamlin lebt in Lake Norman, North Carolina. Nach einer öffentlichkeitswirksamen Trennung von seiner langjährigen Partnerin Jordan Fish, mit der er zwei Töchter hat (Taylor, geboren 2013, und Molly, geboren 2017), fand das Paar wieder zusammen. Im Januar 2024 gaben die beiden ihre Verlobung bekannt.
In der Saison 2025 ist Hamlin bisher bärenstark unterwegs gewesen: Er holte bisher sechs Siege, 14 Top-5- und 17 Top-10-Platzierungen. Von 8.533 bisher gefahrenen Runden führte er 816, also fast zehn Prozent. Wird Hamlin 2025 den Fluch ablegen und als Alterspräsident mit seinen 44 Jahren den letzten Meilenstein holen, der ihm noch fehlt?
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.






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