„Es sieht richtig knapp aus“: Was hinter Denikes Funkspruch an Bubba Wallace in Indy steckte
Mit dem letzten Tropfen Benzin gewann Bubba Wallace das Brickyard 400 – Es war der erste 23XI‑Saisonsieg, errungen in einem Sprit‑Poker
Wohl kaum ein Fahrer aus dem NASCAR-Feld hat Bubba Wallace den Sieg in Indianapolis nicht gegönnt. Viele Piloten gratulierten dem Sieger des Brickyard 400 mit einem Stupser oder einer ausgestreckten Hand durch das Netz am Fenster. Doch wenige Runden vor dem Fallen der schwarz-weiß-karierten Flagge stand sein Sieg noch auf der Kippe.
“Spare so viel du kannst. Es sieht richtig knapp aus, was den Sprit angeht. Wir müssen rein, sobald sie die Boxengasse öffnen”, funkte Crew-Chief Charles Denike zu Wallace ins Cockpit der Startnummer 23.
Der Call klang, als wäre der Traum vom Kronjuwel-Sieg geplatzt. Aber kurz danach kam die Nachricht über das Team-Radio: “Bleib Draußen! Bleib Draußen! Spar so viel wie du kannst!”
Spritspekulation in der Schlussphase
„Die letzte Phase war definitiv nervenaufreibend”, so der Crew-Chief von Wallace in der Pressekonferenz nach dem Rennen “Fünf Runden vor Schluss, als die Gelbphase kam, fühlten wir uns eigentlich in einer guten Position – wir führten mit drei, vier Sekunden Vorsprung, was uns zunächst zuversichtlich stimmte. Beim ersten Green-White-Checkered konnten wir vorne bleiben und der Sprit reichte auch noch problemlos. Aber als dann erneut Gelb geschwenkt wurde, wussten wir ‚jetzt wird es für alle richtig stressig‘ – für die anderen Teams genauso wie für uns.”
Die unstimmigen Funksprüche ließen sich auf die stressige Entscheidungsfindung zurückführen und den Druck, unter dem Denike stand. Auf die Frage, ob ein Boxenstopp in Frage kam, antwortete der Crew-Chief von 23XI-Racing mit einem klaren „Ja“.
“Das war eine zentrale Frage, und ich denke jeder, der in einer ähnlichen Sprit-Situation war, hat sich diese gestellt. Wir haben alle Optionen gegeneinander abgewogen und dabei ständig mitgezählt, wie viele Runden es dauert, bis die Boxengasse öffnet und wieder schließt. Jede zusätzliche Runde unter Gelb verschiebt den Punkt, an dem wir glauben, wann der Sprit ausgeht, ein Stück nach hinten – aber wir befanden uns ja schon in der Overtime. Wir versuchten, währenddessen quasi den Sprit ‚zu vermehren‘.”
Teamentscheidung: Draußen bleiben
Dabei wurde teamintern viel diskutiert, um zu entscheiden, wie das Risiko vermieden werden kann, auf Platz 25 oder schlechter ins Ziel zu kommen: “Diese Gespräche haben wir definitiv geführt – und einfach sind sie nicht. Am Ende hatten wir aber das Gefühl, dass die Sterne gut für uns stehen, um es noch einmal zu probieren. Unser gesamtes Support-Team bei Airspeed [23XI-Shop] war sich einig: Wir bleiben draußen und ziehen das durch.“
Auch Wallace steuerte seinen entscheidenden Teil mit seinem ruhigen Gasfuß zum Sieg bei: “Bubba [Wallace] hat einen unglaublichen Job gemacht – in so einer Situation ist das Sparen absolut entscheidend. Die #5 [Larson], die #24 [Byron] und auch die #45 [Reddick] waren in exakt derselben Lage. Ich glaube, die #45 stand sogar noch etwas schlechter da, weshalb man merkte, dass einige über einen Boxenstopp nachdachten.”
Auch Teambesitzer Denny Hamlin, der das Rennen als Dritter beendete, fieberte in seinem Auto mit: „Aus den Daten hieß es, die #24 und #23 lagen beim Spritstand fast gleichauf. Als die #24 in der letzten Runde vor mir ohne Benzin ausrollte, dachte ich nur: ‚Oh nein – halte durch, #23.‘“
Am Ende stellte sich die Entscheidung des Teams, draußen zu bleiben, als völlig richtig heraus: “Ich war unglaublich stolz auf uns alle, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben und Bubba das Ding bis zum Ende durchziehen konnte, ohne dass es noch eine Gelbphase gab, in der wir zum Nachtanken an die Box gemusst hätten.“
Eine weitere Caution hätte 23XI Racing den ersten Saisonsieg gekostet. Doch dank Wallaces Spritspar-Künsten und Denikes kühlem Kopf, reichte es nach der Zieleinfahrt über die Bricks noch für ein paar saubere Donuts.
Autor(en)
Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.





