Hamlin verteidigt Manöver in Kansas: „Sonntags bin ich Fahrer der 11, nicht Besitzer der 23“

Denny Hamlin verteidigt sein kontroverses Manöver gegen Bubba Wallace – Der Joe-Gibbs-Pilot mit Doppelrolle als Teambesitzer erklärt, warum er seine Autos behandelt wie jedes andere
Es war nur eine Frage der Zeit bis Denny Hamlin, der sowohl Teambesitzer von 23XI Racing als auch Fahrer bei Joe Gibbs Racing ist, in einen Konflikt zwischen seinen beiden Rollen gerät. Als wäre das Kansas-Rennen des NASCAR-Veteranen mit den Servolenkungsproblemen nicht dramatisch genug gewesen, schubste Hamlin in der letzten Runde das Auto seines eigenen Teams in die Mauer. Dadurch gab er einen nahezu sicheren Toyota-Sieg an Chevrolet ab.
Das Dramatische dabei: Bubba Wallace, der für 23XI Racing fährt und sich in einer schwierigen Playoff-Situation befindet, wäre mit einem Sieg in der nächsten Runde gewesen. Der Fahrer der Startnummer 23 bewährte sich in der kritischen Schlussphase des Rennens und setzte sich bei den Overtime-Restarts durch. In der letzten Runde baute Hamlin massiv Schwung auf, kam an die Stoßstange der #23 und drückte Wallace in die Mauer.
Durch den Kontakt verloren beide Toyota-Piloten an Schwung. Chase Elliott profitierte von dem Durcheinander an der Spitze, übernahm die Führung und holte sich den Sieg.
Frustration nach dem Rennen
Nach dem Rennen war Wallace sichtlich frustriert. Während der Auslaufrunde streckte er der Startnummer 11 den Mittelfinger aus dem Fenster. Zurück in der Box stattete der Fahrer aus Alabama Hamlin einen Besuch ab und gratulierte ihm ironisch mit den Worten: „Gut gemacht.“
Der 31-Jährige versteckte seine Frustration nicht, nachdem er den Triumph so knapp verpasst hatte, der in den Playoffs ausschlaggebend ist. Gegenüber NBC sagte Wallace: „Vor zwei Jahren hätte ich wahrscheinlich etwas Dummes über Hamlin gesagt. Er ist ein Idiot für diese Aktion. Es ist mir egal, ob er mein Chef ist oder nicht.“
Der NASCAR-Veteran Hamlin ist aktuell auf der Jagd nach seinem 60. Sieg, um in die Top 10 der siegreichsten Fahrer einzuziehen. Er zeigte sich nach dem Rennen ebenfalls mit einem langen Gesicht und erklärte: „Ich hätte jeden gleich behandelt auf der Strecke. Ich gehe auf die 60 [Siege] zu. Um die Meisterschaft zu gewinnen, müssen wir einen Weg finden, weiterzukommen. Ich hätte es toll gefunden, wenn die Nummer 23 [Wallace] und ich das richtig untereinander ausgetragen hätten. Aber offensichtlich konnte ich das Auto in der letzten Kurve nicht gut genug steuern und habe ihn damit von der Strecke befördert.“
Chris Gabehart, der für die sportliche Führung von Joe Gibbs Racing verantwortlich ist, kommentierte die Situation bei SiriusXM nach dem Rennwochenende und weißt auf Hamlins Doppelrolle und dessen Umgang hin: „Du fährst zur Rennstrecke und musst anfangen, dich in deine eigene Startnummer zu vertiefen. Du musst die Dinge tun, die für deine eigene Startnummer am wichtigsten sind.“
„Und dann, besonders am Ende des Rennens, wenn du um den Sieg kämpfst, kommt die Dynamik zwischen Denny als Fahrer und Denny als Besitzer, 23XI und all den anderen Dingen ins Spiel.“
„Ich werde mich nicht entschuldigen.“
Nachdem sich der Trubel gelegt hat, äußert sich Hamlin in seinem wöchentlichen Podcast Actions Detrimental zu dem Vorfall. Dabei sticht eines hervor: Er bereut nichts. „Ich werde mich definitiv nicht dafür entschuldigen, um den Sieg gefahren zu sein“
„Am Sonntag bin ich der Fahrer der 11 und nicht der Besitzer der 23“, so der JGR-Pilot weiter. „Ich glaube, daher kommt die Verwirrung. Die Leute erwarten, dass ich eine andere Person bin. Die [Leute] erwarten von mir, dass ich der Typ mit dem 23XI-Shirt bin, wenn ich in der Startnummer 11 sitze, und das geht einfach nicht.“
„Meine Aufgaben als Teambesitzer sind von Montag bis Samstag“, sagte Hamlin. „Es liegt nicht an mir, 23XI Racing in die nächste Runde zu bringen, wenn das Sinn ergibt. Das ist nicht meine Verantwortung. Meine Verantwortung ist es, die 11 in die Round-of-8 zu bringen.“
„Sonntags bin ich der Fahrer der 11. Joe Gibbs zahlt mir viel Geld, damit ich dafür sorge, dass das Auto eine Meisterschaft gewinnt oder zumindest eine Chance dazu hat. Könnt ihr euch den Aufschrei vorstellen, wenn ich einfach nachlassen und den Sieg Wallace überlassen hätte?“
Stallregie? – Nicht in der NASCAR
Auch wenn Hamlin hier eine loyale Position gegenüber Joe Gibbs Racing vertritt, wäre es nach der Chevy-Blockade in Martinsville 2024 nicht die erste teamübergreifende Aktion gewesen, um einen Verbündeten in die nächste Runde zu bringen. Aus strategischer Sicht wäre ein Sieg von Wallace für Toyota von Vorteil gewesen, da Hamlin mit seinen Punkten nahezu sicher in der Round-of-8 ist.
Joey Logano im Ford hingegen liegt nach Kansas nur 13 Punkte über der Cutline. Mit einem ersten Platz von Wallace wäre der dreifache Champion potenziell unter mehr Druck geraten und ein weiterer Toyota wäre sicher gewesen.
Logano bedankte sich nach dem Rennen in der Show Inside the Race mit einem Lachen bei Hamlin: „Ich wollte eigentlich nach Kansas 30 Punkte über der Cutline liegen. Einerseits hätte das Rennen nach dem Crash nicht viel schlimmer laufen können. Aber wir wären auch in einer ganz anderen Lage gewesen, wenn Bubba das Rennen gewonnen hätte. Also danke, Denny.“
Die Situation wird kein großes Nachspiel haben, da sich sowohl Hamlin als auch Wallace beruhigt haben. Allerdings hat sich Wallace‘ Playoff-Situation deutlich verschlechtert, nachdem er durch seinen Chef den Sieg in Kansas verpasst hat. Zusätzlich ist ein Platz, der nun potenziell an eine Konkurrenzmarke geht.
Autor(en)
Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.