Kehrtwende in der NASCAR: Das Next-Gen-Auto könnte weniger Einheitsbrei werden

Kehrtwende in der NASCAR: Das Next-Gen-Auto könnte weniger Einheitsbrei werden
Foto: NASCAR Media / Meg Oliphant/Getty Images

NASCAR erwägt, die Entwicklung der Next-Gen-Autos durch Teams und Hersteller etwas zu öffnen – Doch es soll dann eine Kostenobergrenze geben

Die NASCAR-Industrie, getrieben von Kommentaren von Präsident Steve O’Donnell und der wachsenden Unzufriedenheit im Fahrerlager, plant eine grundlegende Abkehr vom strengen Einheitskonzept des Next Gen-Autos. Vier Jahre nach der Einführung des hochgradig standardisierten Rennwagens in der Cup Series wird offen diskutiert, bestimmte Teile des Chassis wieder für die Eigenentwicklung der Teams und Hersteller freizugeben.

Das Ziel: Den stagnierenden Wettbewerb beleben, die Ingenieure unter einem neuen Kostendeckel wieder zur Innovation anregen und die verlorene technische Kreativität in den Sport zurückbringen.

Das Problem ist die paradoxe Folge des Erfolgs: Das Spec-Car-Prinzip sollte Kosten sparen und Chancengleichheit schaffen. Es führte jedoch zu einer so extremen Leistungsdichte, dass echte Überholmanöver und technische Vorteile zur Seltenheit wurden.

Top-Fahrer wie Chase Elliott kritisieren diesen Zustand scharf. „Je ähnlicher wir uns sind, desto schwieriger ist es, anders zu sein“, erklärte Elliott gegenüber Motorsport.com. Er ergänzt: „Jetzt haben wir noch nie eine größere Betonung auf Qualifying und deinen Boxenstand, wie schnell dieser letzte Boxenstopp ist, und all diese Dinge gelegt.“ Der Fokus liegt nun auf prozeduralen Vorteilen, nicht auf der technischen Überlegenheit.

Die offizielle Meisterschaftsführung signalisiert nun, dass sie bereit ist, diesen Weg zu korrigieren. NASCAR-Präsident O’Donnell bestätigte, dass nach der erfolgreichen Eindämmung der „verschwenderischen Ausgaben“ der nächste Schritt die Rückkehr der Kreativität sein muss.

„Wir sind immer offen für Änderungen“, so O’Donnell in einem Interview bei Dale Jr. Download. Er betont: „Was der nächste Schritt ist? Jetzt, da wir die Teile und Komponenten langfristig haben, schauen wir uns vielleicht an, dass die Rennteams wieder einige Teile herstellen, einige Dinge, die wir öffnen können.“

Sein Vorschlag: Die Öffnung solle unter einem Kostenrahmen erfolgen. Die Ingenieure sollen wieder an den Autos feilen können, und die Hersteller sollen ihre eigenen Ideen in Form neuer Technologien einbringen dürfen.

Im Lager der Mechaniker und Ingenieure löste O’Donnells Ankündigung große Begeisterung aus. Adam Stevens, Crew-Chief von Christopher Bell, unterstützt die Idee vehement. „Wenn man die Möglichkeit hat, über Stoßdämpfer und Federn hinaus am Auto zu arbeiten, schafft das Wettbewerb“, sagt Stevens und fügt hinzu: „Das schafft Aufsteiger und Absteiger, schnelle Autos und langsame Autos, Leute, die auf dem Weg nach oben und nach unten sind, mit mehr Bereichen, in denen man konkurrieren kann.“

Auch Rudy Fugle, der Crew-Chief von William Byron, betont den positiven Effekt auf die Moral der Teams: „Das würde auch einige der Gruppen in diesen Rennteams inspirieren. Wir haben etwas Burn-out, da wir das ganze Jahr über so limitiert sind, was wir ändern können. Nur ein bisschen mehr Öffnung des Regelwerks könnte uns begeistern und es würde Spaß machen.“

Die Crew-Chiefs nannten bereits konkrete Zonen, die NASCAR öffnen sollte, um den technischen Wettbewerb wieder zu entfachen.

Der Unterboden: Chris Gayle, Crew-Chief von Denny Hamlin, schlug vor, sich die Bereiche unter dem Body anzusehen, da sie geöffnet werden könnten, ohne sofort massive Kosten zu verursachen.

Die Stoßdämpferbegrenzer: Fugle identifizierte die Stoßdämpferbegrenzer als den Kernpunkt. Das Auto und das gesamte Setup seien momentan nur darauf ausgelegt, die Autos durch diese Begrenzer von der Strecke fernzuhalten. Eine Lockerung der Regularien hier würde sofort neue Entwicklungswege eröffnen.

Die Zeichen stehen auf eine spannende Rückkehr zur Ingenieurskunst in der NASCAR Cup Series – wenn auch in einem kontrollierten Rahmen.

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Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

André Wiegold

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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