Lamborghini SC63: CEO Winkelmann nennt die entscheidende Bedingung für ein Comeback

Geschäftsführer Stephan Winkelmann stellt klar: Ohne ein finanzstarkes Einsatzteam bleibt das LMDh-Programm auf Eis – Die Entwicklungsressourcen fließen stattdessen in den neuen Temerario GT3
Nachdem Lamborghini die Pausierung seines LMDh-Programms mit dem SC63 bekannt gegeben hat, gibt es viele Fragezeichen rund um den Rennstall aus Sant’Agata Bolognese. Nun sucht das Team den „richtigen Partner“, um den Prototypen wiederzubeleben, wie Stephan Winkelmann, Präsident und Geschäftsführer von Lamborghini, im Gespräch mit Sportscar365 erklärte.
Stand jetzt ist eine Rückkehr des Prototypen aus Italien in der Saison 2027 rein hypothetisch. Der wichtigste Punkt für Winkelmann ist eine gute Kooperation: „Wir sind ständig auf der Suche nach jemandem, der das Programm an der Rennstrecke durchführt. Das wäre einer der wichtigsten Punkte für uns. Wenn Sie mich fragen, ob wir zurückkommen wollen, ist die Antwort ein klares ‚Ja‘. Ob das passieren wird, weiß ich allerdings nicht.”
„Wir suchen einen Partner, der versteht, dass der Rennsport auf diesem Niveau deutlich komplexer ist als das, was wir in der Vergangenheit erlebt haben“, fügt er hinzu. „Er muss über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, um die Einsätze zu stemmen, und er muss wissen, wie man mit einem Team umgeht und die richtigen Fahrer dafür auswählt.“
IMSA als Comeback-Rennserie
Ein wichtiger Grund für die Pause war die Weiterentwicklung des Langstreckensports und das damit verbundene Budget. Während die Zwei-Wagen-Vorschrift der WEC für die Italiener eine erhebliche Hürde darstellt und sich mit der Zulassung von LMDh-Fahrzeugen in der asiatischen Le-Mans-Serie ab 2026 zwar neue Möglichkeiten für Kundenteams ergeben, sieht CTO Rouven Mohr für einen möglichen Wiedereinstieg primär eine Serie als wahrscheinlich an: Die IMSA.
„Wenn ich die Situation jetzt beurteile, ist klar, dass die IMSA in erster Linie sehr wichtig ist, weil Nordamerika unser wichtigster Einzelmarkt ist“, erklärte er. „Und wir müssen ehrlich sein: Wenn ich rein die Fakten betrachte, ist die WEC um ein Vielfaches teurer.“
„Zweitens ist IMSA aus meiner Sicht, auch vom Motorsportansatz und von der Show her, eine fantastische Rennserie und ein guter Partner, auch auf der GT3-Seite“, ergänzte der aus Saarbrücken stammende Ingenieur.

Zukunft Temerario GT3
Während die Zukunft des Prototypen-Engagements also in den Sternen steht, laufen die Vorbereitungen für das nächste Kapitel im GT3-Kundensport auf Hochtouren. Der italienische Hersteller konzentriert sich aktuell auf die Entwicklung des neuen Temerario GT3. Dieser soll als Nachfolger des Huracan GT3 EVO 2 in den Klassen GTD und GTD Pro antreten und wurde im Juli 2025, beim Goodwood Festival of Speed, vorgestellt.
Derzeit plant die Mannschaft den ersten Test in Florida. Auf dem Sebring International Raceway, der für seine Belastung der Fahrzeuge und seine unebene Betonplatten-Fahrbahn bekannt ist, soll vor dem Renndebüt der erste Langstreckentest stattfinden.
Der mit einem V8-Motor ausgestattete Rennwagen wurde bereits über 5.000 Kilometer unter anderem in Vallelunga, Imola und Mugello getestet, mit dem Ziel, bis Ende des Jahres 10.000 Kilometer zu erreichen. Motorsportchef Maurizio Leschiutta, der auch am BMW-LMDh-Programm beteiligt war, gab bei Sportscar365 Auskunft über den aktuellen Stand und betonte die Wichtigkeit des anstehenden offiziellen IMSA-Tests im November.
Test in Sebring
„Wir müssen das Auto zum offiziellen Test bringen, damit die IMSA sehen kann, dass das gesamte System der technischen Abnahme funktioniert“, erklärte Leschiutta. „Es gibt keinen offiziellen Test vor Sebring, also ist dies wirklich die einzige Gelegenheit für sie zu sagen: ‚OK, wir verstehen, was wir für die Homologation und die BoP [Balance of Performance] tun müssen, bevor wir in Sebring fair starten.‘“
Fairness bei der Einstufung des Fahrzeugs sei ein zentrales Anliegen: „Wir wollen auf eine faire Weise starten. Wir verstehen, dass die BoP ein Werkzeug ist, um die Leistung auszugleichen, und wir wollen der IMSA und den anderen Verbänden so gut wie möglich helfen, eine faire Balance zwischen den Autos zu schaffen. Deswegen ist es wichtig für uns, beim offiziellen Test im November dabei zu sein.“
Trotz der Fortschritte sei der Zeitplan bis zum Renndebüt eng gestrickt. „Im Moment sind wir diesem Plan voll verpflichtet“, so CTO Mohr. „Der Zeitplan ist hart, wie immer im Motorsport. Wir haben sicher Probleme zu lösen, aber im Moment haben wir den Plan zur Kenntnis genommen. Wir bewerten sicher Tag für Tag, ob der Fortschritt unseren Erwartungen entspricht. Der nächste Meilenstein ist mit Sicherheit die Homologation.“
Auslieferung an Kunden
Für einen ersten Einsatz in der IMSA wird der aktuelle GTD-Pro-Partner Pfaff Motorsports als heißer Kandidat gehandelt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass in der kommenden Saison sowohl der neue Temerario GT3 als auch der bewährte Huracan GT3 EVO 2 zum Einsatz kommen könnten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
So erläuterte der CTO die Strategie für die Auslieferung an Kundenteams: „Das könnte möglich sein, aber das hängt auch vom Hochfahren der Produktion und den Problemen ab, auf die wir stoßen“, über die Möglichkeit, dass weitere Teams den Temerario im späteren Verlauf der Saison erhalten.
„Wir müssen auch realistisch sein. Das Auto ist wirklich komplett neu. Der Antriebsstrang, alles ist neu. Es ist also klar, dass wir anfänglich erst die Kinderkrankheiten beheben wollen, bevor wir das Auto an zu viele Kunden ausliefern. Letztendlich wollen wir die Erwartungen an Lamborghini erfüllen und die Leute nicht enttäuschen.“
Autor(en)
Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.
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