Analyse: Verliert NASCAR wegen der Rundkurse ihre Identität?

Sechs Rundkurse in der Saison 2025, sieben womöglich im Jahr 2026: Verliert NASCAR wegen der Expansion auf Rundkursen ihre Identität?
Sonoma und Watkins Glen galten lange als die klassischen Rundkurs-Stationen im NASCAR-Kalender der modernen Ära. Doch inzwischen hat sich einiges getan: 2025 stehen gleich sechs Rennen auf Straßen- und Rundkursen im Plan – so viele wie nie zuvor. Eine notwendige Entwicklung für den internationalen Markt? Oder ein Bruch mit der DNA der Serie?
Tatsächlich bleibt NASCAR eine Ovalserie – über 80 Prozent der Rennen 2025 finden auf Ovalen statt. Doch die Zunahme der Rundkurse sorgt für Diskussionen im Fahrerlager. Veteran Brad Keselowski etwa meint: „Es gibt einfach zu viele Rundkurse in der NASCAR.“ Für ihn gehört diese Art des Rennens eher zur IMSA.
Auch Denny Hamlin ist skeptisch, betont aber die Qualität des Chicago-Straßenkurses: „Es ist ein sehr gut gebauter Straßenkurs. Aber sechs im Kalender – das ist viel.“ Fahrer wie Kyle Busch und Michael McDowell hingegen begrüßen die Entwicklung. Busch ist offen für neue Märkte, McDowell sieht in Chicago einen vollen Erfolg: „Wir haben die Fans erreicht. Das hat dem Sport die Augen geöffnet.“
Ein prägnantes Beispiel ist Shane van Gisbergen: Der dreimalige Supercars-Champion hat 2025 in Mexiko und Chicago gewonnen, obwohl er auf Ovalen kaum in die Top 20 kommt. Dennoch steht er fix in den Playoffs – ein Umstand, den Legenden wie Richard Petty kritisch sehen. Petty sagt: „Da wird eine Titelsituation wegen der Rundkurse geschaffen, die nicht wirklich NASCAR sind.“

Fest steht: Durch Fahrer wie van Gisbergen, Kamui Kobayashi, Jenson Button oder Kimi Räikkönen rückt NASCAR stärker in den internationalen Fokus. Doch die große Frage bleibt: Wie viele Rundkurse verträgt eine Serie, deren Wurzeln auf Short-Tracks im amerikanischen Hinterland liegen?
Auch technisch hat sich viel verändert: Das Next-Gen-Auto ist symmetrisch aufgebaut, besitzt einen Diffusor, eine Zentralmutter und ein sequenzielles Getriebe – Eigenschaften, die eher an GT- und Tourenwagen erinnern als an klassische Stock-Cars.
NASCAR steht also am Scheideweg. Mehr Vielfalt im Kalender kann neue Fans bringen. Doch zu viele Rundkurse könnten den Reiz des puren Ovalrennsports verwässern – und damit genau das Alleinstellungsmerkmal verlieren, das NASCAR seit Jahrzehnten ausmacht. Die ausführliche Analyse von mir mit allen Stimmen und Zahlen gibt’s auf Motorsport-Total.com.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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