Analyse: Verliert NASCAR wegen der Rundkurse ihre Identität?

Analyse: Verliert NASCAR wegen der Rundkurse ihre Identität?
Foto: NASCAR Media / Chris Graythen/Getty Images

Sechs Rundkurse in der Saison 2025, sieben womöglich im Jahr 2026: Verliert NASCAR wegen der Expansion auf Rundkursen ihre Identität?

Sonoma und Watkins Glen galten lange als die klassischen Rundkurs-Stationen im NASCAR-Kalender der modernen Ära. Doch inzwischen hat sich einiges getan: 2025 stehen gleich sechs Rennen auf Straßen- und Rundkursen im Plan – so viele wie nie zuvor. Eine notwendige Entwicklung für den internationalen Markt? Oder ein Bruch mit der DNA der Serie?

Tatsächlich bleibt NASCAR eine Ovalserie – über 80 Prozent der Rennen 2025 finden auf Ovalen statt. Doch die Zunahme der Rundkurse sorgt für Diskussionen im Fahrerlager. Veteran Brad Keselowski etwa meint: „Es gibt einfach zu viele Rundkurse in der NASCAR.“ Für ihn gehört diese Art des Rennens eher zur IMSA.

Auch Denny Hamlin ist skeptisch, betont aber die Qualität des Chicago-Straßenkurses: „Es ist ein sehr gut gebauter Straßenkurs. Aber sechs im Kalender – das ist viel.“ Fahrer wie Kyle Busch und Michael McDowell hingegen begrüßen die Entwicklung. Busch ist offen für neue Märkte, McDowell sieht in Chicago einen vollen Erfolg: „Wir haben die Fans erreicht. Das hat dem Sport die Augen geöffnet.“

Ein prägnantes Beispiel ist Shane van Gisbergen: Der dreimalige Supercars-Champion hat 2025 in Mexiko und Chicago gewonnen, obwohl er auf Ovalen kaum in die Top 20 kommt. Dennoch steht er fix in den Playoffs – ein Umstand, den Legenden wie Richard Petty kritisch sehen. Petty sagt: „Da wird eine Titelsituation wegen der Rundkurse geschaffen, die nicht wirklich NASCAR sind.“

Foto: NASCAR Media / Logan Riely/Getty Images

Fest steht: Durch Fahrer wie van Gisbergen, Kamui Kobayashi, Jenson Button oder Kimi Räikkönen rückt NASCAR stärker in den internationalen Fokus. Doch die große Frage bleibt: Wie viele Rundkurse verträgt eine Serie, deren Wurzeln auf Short-Tracks im amerikanischen Hinterland liegen?

Auch technisch hat sich viel verändert: Das Next-Gen-Auto ist symmetrisch aufgebaut, besitzt einen Diffusor, eine Zentralmutter und ein sequenzielles Getriebe – Eigenschaften, die eher an GT- und Tourenwagen erinnern als an klassische Stock-Cars.

NASCAR steht also am Scheideweg. Mehr Vielfalt im Kalender kann neue Fans bringen. Doch zu viele Rundkurse könnten den Reiz des puren Ovalrennsports verwässern – und damit genau das Alleinstellungsmerkmal verlieren, das NASCAR seit Jahrzehnten ausmacht. Die ausführliche Analyse von mir mit allen Stimmen und Zahlen gibt’s auf Motorsport-Total.com.

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Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

André Wiegold

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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