Der Superbowl der Super Late Models: Das ist das Snowball Derby

Der Superbowl der Super Late Models: Das ist das Snowball Derby
Foto: Ted Malinowski/NASCAR

Der „Superbowl“ des Shorttrack-Sports ruft die Elite nach Pensacola – Warum das Snowball Derby für NASCAR-Stars und Amateure gleichermaßen das ultimative Saison-Highlight auf dem Five Flags Speedway ist

Nahezu unscheinbar liegt am Stadtrand von Pensacola, Florida, ein kleiner Asphalt-Shorttrack: das berühmte 0,5-Meilen-Oval des Five Flags Speedway. Nur wenige Meilen südlich der Interstate 10 versammelt sich hier im Dezember die gesamte Prominenz der Szene. Seit mehr als 50 Jahren veranstaltet der Five Flags Speedway den „Superbowl“ des Short-Track-Sports – das Snowball Derby, das wohl prestigeträchtigste Rennen für jeden Super-Late-Model-Fahrer.

Wer fährt beim Snowball Derby?

Anfang Dezember trifft sich hier eine beeindruckende Mischung an Fahrern: Von jungen Talenten über erfahrene Amateure bis hin zu aktuellen NASCAR-Stars ist in Pensacola alles vertreten. Die enorme Bedeutung des Events lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen.

Doch warum zieht es gerade die Top-Piloten hierher? Ein Blick auf die Startliste genügt: Kyle Busch, Erik Jones, Kaden Honeycutt, Noah Gragson, Ty Majeski. Allein 2025 treten zwölf Fahrer an, die bereits im nationalen NASCAR-Zirkus unterwegs waren und dort vereinzelt Titel gewonnen haben. Viele dieser Stars nutzen hier die Möglichkeit, unabhängig vom enormen Erfolgsdruck der regulären Saison einfach wieder aufs Gas zu gehen.

Auf dem Five Flags Speedway können sie sich ohne Zwänge auf das reine Rennfahren konzentrieren und Spaß haben. Zudem ist der Late-Model- und Short-Track-Sport eine klassische Aufstiegsleiter in die NASCAR. Wenn den Profis also in der Winterpause langweilig wird, bietet sich hier die Gelegenheit, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen. Das Datum des Snowball Derbys spielt ihnen dabei in die Karten, da es ideal in der Winterpause liegt.

Neben den Profis gibt es natürlich die Nachwuchstalente, die aufgrund der medialen Aufmerksamkeit ihr Können unter Beweis stellen wollen, um sich bei potenziellen Sponsoren oder Teams bemerkbar zu machen. Fahrer wie Keelan Harvick, den Sohn von Kevin Harvick, der das Snowflake 125, das Auftaktrennen des Wochenendes, mit nur 13 Jahren als jüngster Sieger gewann. Oder an Jade Avedisian, eine junge Toyota-Nachwuchsfahrerin, die ihr Potenzial bereits in anderen Serien gezeigt hat.

Keelan Harvik gewinnt das Snowflake 125 – Foto: NASCAR Regional

Aufgrund dieser hohen Dichte an Stock-Car-Profis und Nachwuchstalenten ist das Rennen Anfang Dezember auch das Highlight für Amateurfahrer. Wer unter der Woche vielleicht einem „Nine-to-five-Job“ nachgeht und am Wochenende gerne schnell unterwegs ist, findet beim Snowball Derby die ideale Plattform, um sich mit den Besten der Welt zu messen – vor allem, weil sich hier niemand durch Geld allein einen entscheidenden Vorteil erkaufen kann.

Womit wird gefahren?

Gefahren wird mit den auf Short-Tracks gängigen Super Late Models. Ein Super Late Model ist ein Rennwagen, der auf einem sogenannten „Straight Rail“-Chassis basiert und von einem speziell angefertigten Motor mit über 600 PS angetrieben wird. Das unterscheidet ihn deutlich von den „normalen“ Late Models, welche nur mit ca. 510 PS an den Start gehen – beispielsweise beim Snowflake 125.

Da dieses Event keiner großen Serie unterstellt ist, kann sich die technische Abnahme im berüchtigten „Room of Doom“ des Snowball Derbys besonders lange hinziehen. Die strikte Reglementierung sorgt für Chancengleichheit: Ein dicker Geldbeutel bringt wenig, da hier alle mit nahezu identischem Material unterwegs sind. Lediglich ein besseres Setup und ein erfahrenes „Popometer“ machen hier den entscheidenden Unterschied.

Auch der Five Flags Speedway an sich ist dafür berüchtigt, den Fahrern das Härteste abzuverlangen, da der Asphalt sehr rau ist. Nur wer sein Auto wirklich versteht und die Reifen managen kann, kämpft hier um den Sieg.

Warum Snowball Derby?

Aber woher kommt eigentlich der Name „Snowball Derby“? Ein Schnee-Event im Dezember in Florida, wo es durchschnittlich 15 Grad warm ist? Das wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich. Die Erklärung liefert der Gründervater des Events: Tom Dawson stammte ursprünglich aus Ohio und kannte dort ein Schneemobil-Rennen gleichen Namens.

Als er das Rennen in Pensacola ins Leben rief, erinnerte er sich daran. Da das Event in der Weihnachtszeit stattfand, entschied er sich aus marketingtechnischen Gründen für diesen Titel – ein winterliches Motiv, das bis heute Bestand hat.

Das erste Event fand 1968 statt; es war ein Rennen über 100 Runden, welches Wayne Niedecken Sr. gewann. Über die Jahre entwickelte sich das Event weiter und zog Legenden wie Bobby und Donnie Allison oder Darrell Waltrip an.

Heute beträgt die Distanz 300 Runden. Auch in der Gegenwart mischen sich aktuelle NASCAR-Größen wie Christopher Bell, Noah Gragson oder John Hunter Nemechek in das Feld. Die Teilnehmerliste gleicht einem „Who’s Who“ des US-Motorsports – Profis, die zu ihren Wurzeln zurückkehren, um genau das zu tun, womit ihre Leidenschaft begann.

Genau deshalb ist das Snowball Derby so bedeutend: Es bewahrt die romantische Urform des Stock-Car-Racings. Es ist das raue Zusammenspiel aus einem simplen ovalen Kurs, abgenutzten Reifen und strengen Regeln. Hier findet der direkte Kampf „Stoßstange an Stoßstange“ statt – zwischen dem lokalen Mechaniker und dem Multi-Millionen-Dollar-NASCAR-Star. Das Snowball Derby ist damit nichts Geringeres als der ultimative Realitätscheck für jeden Stock-Car-Piloten.

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Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.

Erik Resch

Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.
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