„Ich bin ein schlechter Verlierer“: Joey Logano erklärt Frustration nach All-Star-Race

Joey Logano verlor beim All-Star-Race eine Million Dollar an Christopher Bell – Nach dem Rennen zeigte sich der Champion frustriert, nun kommt die Einsicht
Wenn es einen Fahrer gab, der nach dem All-Star-Race nicht gut gelaunt war, dann war es Joey Logano. Der Penske-Pilot mit der Startnummer 22 war mit Abstand der dominanteste Pilot, doch eine andere Strategie und ein Manöver des Rennsiegers Christopher Bell kosteten den aktuellen Champion eine Million US-Dollar.
Nach dem Rennen war Logano sichtlich angefressen, wie er im Interview mit Fox zeigt: „Ich freue mich für euch, dass ihr Spaß hattet. Ich bin gerade einfach nur angepisst. Verdammt. Wir hatten das schnellste Auto, unser Mustang war extrem schnell. Ich versuche meine Worte zur Gelbphase mit Bedacht zu wählen. Offensichtlich hat sie mich erwischt, deshalb bin ich jetzt der Frustrierte.“

Promoter-Caution sorgt für Diskussion
Logano, der neben den meisten Leadlaps auch die schnellste Rennrunde sammelte, wurde „Opfer” der Promoter-Caution. Diese gelbe Flagge durfte vom Besitzer des North Wilkesboro Speedway, Markus Smith, bis zur 220. von 250 Runden ausgelöst werden, um den Zuschauern ein zusätzliches Unterhaltungselement zu bieten.
Die gelbe Flagge wurde vom zweimaligen Daytona-500-Sieger Michael Waltrip geworfen, der dies etwas zu wörtlich nahm. Beim Schwenken der Flagge fiel diese auf die Rennstrecke, was eine „echte“ Debris Caution ausgelöst hätte.
In dieser Gelbphase sah es so aus, als würden alle reinkommen, doch Team Penske bluffte und blieb draußen. Loganos größter Gegner Bell fuhr an die Box und holte sich zwei neue Reifen, was ihm den entscheidenden Vorteil brachte.
Logano zeigt sich frustriert
Logano nach dem Rennen: „Die #20 [Bell] hat einen perfekten Restart erwischt und kam schnell an vielen Autos vorbei. Es dauerte sechs, sieben Runden, bis mein Auto wieder richtig auf Temperatur war. Ich tat alles, um ihn abzuwehren, doch er kam unten durch, ließ einfach die Bremse los, gab mir keine Chance und drückte mich in die Mauer. Wäre ich an ihn rangekommen, hätte ich ihn nach seiner Aktion gedreht – aber mit unserem Reifen-Nachteil ging da nichts mehr.“
Die Frustration erklärt Logano so: „Wenn du so viele Runden führst, das schnellste Auto hast und trotzdem nicht gewinnst, tut das verdammt weh.“ Zusätlich kritisiert er die Promoter-Caution: „Zur späten Gelbphase? Ich bin absolut gegen Show-Gelbphasen, gegen jedes Gimmic. – Marcus Smith und ich halten jetzt lieber erstmal etwas Abstand.“
Crew-Chief räumt Strategiefehler ein
Auch Paul Wolfe, der Teamchef von Joey Logano räumt gegenüber Frontstretch ein, mit der Strategie einen Fehler gemacht zu haben: „Am Ende ging es nur darum abzuschätzen, wie viele Autos mit uns draußen bleiben. Hinterher ist man immer schlauer. Wir hatten das beste Auto, haben aber den falschen Call gemacht.“
Das Problem laut Wolfe war die Anzahl der Autos, die in der Box waren: „Die paar Wagen, die tatsächlich draußen blieben, haben nix gebracht. Zusätzlich hatte auch unser Teamkollege [Ryan Blaney] Probleme beim Restart. Er kam aus Turn 4 quer, und die #20 [Bell] musste danach praktisch niemanden mehr überholen. Er war einfach zu schnell bei uns.“
Wolfe ergänzt: „Joey hat wie ein Verrückter gekämpft, aber als Bell vorbei war, kam Joey nicht mehr an ran. Platz zwei bedeutet heute gar nichts – hier zählt nur der Sieg.“

Bell verteidigt sein Manöver
Bell, der die Million mit nach Hause nahm, verstand die Frustration von Logano gegenüber seinem Manöver nicht: „Er war frustriert? Das ist interessant – damit hätte ich echt nicht gerechnet.“ Wiederholt Bell verwundert, er fügt hinzu: „Ich war vorher schon ein-, zweimal an ihm dran und er hat es mir – völlig zu Recht – richtig schwer gemacht. Dann habe ich etwas Geschwindigkeit aufgenommen und habe die Gelegenheit genutzt, genau wie man es tun muss. Ich habe nichts gemacht, was Joey [Logano] nicht selbst schon getan hat, und ehrlich gesagt habe ich von ihm schon Schlimmeres gesehen.“
Bell drängte Logano mit einem etwas härteren Manöver von der Rennlinie ab. Es war jedoch kein regelwidriges Manöver. Lediglich hartes Racing um den Rennsieg.
Logano sah das nach dem Rennen anders: „Ich werde gegen ihn [Bell] in Zukunft so fahren wie er gegen mich. Das ist alles. Wir fahren um eine Million Dollar, das verstehe ich, aber wir fahren jede Woche gegeneinander. Wir sind wie Elefanten, wir vergessen nichts.“
Videoanalyse bringt Einsicht: Logano relativiert
Nach der Frustration am vergangenen Sonntag stand für die Mannschaft von Team Penske eine angenehme Veranstaltung auf dem Programm. Logano und sein Teamkollege Ryan Blaney wurden von Mooresville für die letzten drei NASCAR-Cup-Titel geehrt. Die Stadt ist die Heimat für das Rennteam von Roger Penske.
Nachdem Logano die Szene zu Hause Bild für Bild nachverfolgt hatte, klang seine Bewertung deutlich nüchterner. Er sagt zu NBC Sports im Rahmen des Events im Bürgerhaus von Mooresville: “Als ich mir das Ganze noch einmal angeschaut habe, dachte ich: ‚So schlimm war’s gar nicht.‘ Ich habe ihn die ganze Strecke rauf und runter gejagt – damit habe ich die Tür aufgemacht. Ich habe den Ton gesetzt, dass wir wie Arschlöcher fahren würden. Also ist es okay, dass er das mit mir gemacht hat. Beim erneuten Anschauen sagte ich mir: ‚Nee, das war wohl gerechtfertigt.‘“
Logano räumt damit ein, dass seine eigene kompromisslose Verteidigung Bell praktisch eingeladen habe, ihn hart aus dem Weg zu räumen und dass das Manöver letztlich in Ordnung war. Im zweiten Atemzug liefert der Penske-Pilot eine schonungslose Selbsterkenntnis: „Ich bin ein richtig schlechter Verlierer, ein echter ‘sore loser’.“
Der 33-Jährige gesteht offen, nach der Zieldurchfahrt überreagiert zu haben, betont aber zugleich, dass genau diese Unversöhnlichkeit seine Erfolgsmentalität ausmacht „Ich bin, wer ich bin, und ich denke, das ist auch das, was mich zu einem Sieger macht.“
Autor(en)
Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.
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