Bristol-Drama: Playoff-Träume platzen in einer chaotischen Nacht

Vier Fahrer – Alex Bowman, Josh Berry, Shane van Gisbergen und Austin Dillon – schieden beim chaotischen Bristol-Nachtrennen aus den Playoffs aus – Reifenprobleme und riskante Strategien sorgten für einen dramatischen NASCAR-Lauf
Das Bristol-Nachtrennen ist bekannt für seine Dramatik, doch die diesjährige Ausgabe hat die Messlatte noch einmal höher gelegt. In einem Rennen, das von Reifenproblemen, Unfällen und strategischen Zockereien geprägt war, platzten die Playoff-Träume für gleich vier Fahrer.
Am Ende eines chaotischen Abends blieben die vier Fahrer, die unter dem Cut angereist waren, auch dort. Im Mittelpunkt stand Alex Bowman, dessen Kampf unbelohnt blieb, doch auch für Josh Berry, Shane van Gisbergen und Austin Dillon endete der Abend in einer Enttäuschung. Austin Cindric rettete sich hingegen gerade über die Cutline.
Das Reifendebakel von Bristol sorgt für Chaos
Das Rennen im „Last Great Colosseum“ entwickelte sich schnell zu einer Materialschlacht. Extreme Reifenabnutzung zwang die Teams zu heiklen Strategien und sorgte für zahlreiche unplanmäßige Boxenstopps und brenzlige Situationen. Viele Fahrer gerieten in Schwierigkeiten, doch für die Playoff-Kandidaten unter dem Cut wog jeder Fehler doppelt schwer.
„Alle haben einen kühlen Kopf bewahrt“, sagte Cindric, der selbst eine Schrecksekunde erlebte, als sein Auto Feuer fing, es aber dennoch in die nächste Playoff-Runde schaffte. „Hut ab vor allen Jungs, die Informationen weitergegeben, sich vorbereitet und keine Strafen kassiert haben. Bei allem, was da draußen los war, verloren wir nur eine Handvoll Runden und hielten uns in der Position, die wir brauchten.“
Bowmans mutiger Kampf endet ohne Happy End
Für Bowman und sein #48-Team von Hendrick Motorsports war die Ausgangslage klar: Ein Sieg musste her. Und lange Zeit sah es so aus, als könnte der Plan aufgehen. Trotz eines Drehers in Stage 1 kämpfte sich Bowman zurück in Richtung Spitze.
Sein Crew-Chief Blake Harris setzte alles auf eine Karte und ließ Bowman in der letzten Caution auf alten Reifen draußen, was ihm eine Position in der zweiten Reihe für den finalen Restart einbrachte. Doch der Vorteil der besseren Track-Position wurde durch die abgenutzten Reifen zunichte gemacht. Bowman fiel im Getümmel der letzten Runden auf den achten Platz zurück – zehn Punkte zu wenig.
„Ich glaube nicht, dass man wirklich auf eine einzige Sache zeigen kann, die uns das Weiterkommen gekostet hat“, erklärte ein enttäuschter Bowman gegenüber NBC Sports. „Am Ende keine Reifen mehr zu haben, ist natürlich nicht gut. Ehrlich gesagt haben wir einfach die Karten gespielt, die wir hatten, und sind draußen geblieben.“
Er fügte hinzu: „Wenn ich eine Sache herauspicken müsste, dann waren unsere Restarts auf alten Reifen einfach nur schlecht – ich hatte null Grip.“
Berry: Ein feuriges und frühes Aus
Für Berry war der Abend quasi vorbei, bevor er richtig begonnen hatte. Mit der Aufgabe, das Rennen gewinnen zu müssen, um weiterzukommen, wurde er zum ersten prominenten Opfer des Reifenchaos. Der Gummi auf seinem rechten Vorderreifen löste sich extrem schnell auf, was schließlich zu einem Feuer im Radkasten führte.
Berry musste früh an die Box, wurde von seiner Crew aus dem Auto gezogen und verlor uneinholbar an Boden. Sein Auto wurde letztlich vom Rennen abgemeldet. Sein Playoff-Debüt endete damit auf die denkbar frustrierendste Weise, denn Berry fiel in allen drei Round-of-16-Runden aus.
Van Gisbergen: Lehrgeld im Beton-Oval
Der dreimalige Supercars-Champion Shane van Gisbergen hat in seiner Rookie-Cup-Saison auf den Rundkursen bereits für Furore gesorgt, doch Bristol zeigte ihm die brutale Seite der NASCAR. Der Neuseeländer fand nie zu seinem Rhythmus auf dem anspruchsvollen Short-Track.
Die Herausforderungen des Reifenmanagements und das Fahren im dichten Verkehr auf dem steilen Banking waren eine zu große Hürde. Er war von Beginn an kein Faktor im Kampf um die Spitze und beendete das Rennen auf Platz 26. „Ich gebe mir selbst die Schuld“, war sein ehrliches Fazit nach dem Rennen, ein Eingeständnis, dass ihm die Erfahrung auf dieser Art von Strecke fehlte, um im Playoff-Druck zu bestehen.
Dillon: Im Niemandsland gefangen
Auch für den Routinier Austin Dillon lief in Bristol nichts zusammen. Wie so viele andere wurde auch er Opfer eines Reifenschadens, der ihn früh im Rennen zurückwarf. Er war für den größten Teil des Abends drei Runden hinter der Spitze gefangen und konnte aus eigener Kraft nichts mehr ausrichten.
Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass mehrere Konkurrenten vor ihm ebenfalls massive Probleme bekommen würden. Doch sein persönliches Wunder von Bristol blieb aus. Der Childress-Pilot fuhr ein unauffälliges Rennen im hinteren Mittelfeld und musste am Ende seine Playoff-Ambitionen für dieses Jahr begraben.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.