Matt Crafton verlässt die Truck Series: Eine Ära geht zu Ende

Matt Crafton verlässt die Truck Series: Eine Ära geht zu Ende
Foto: NASCAR Media/ Matt Sullivan/Getty Images

Matt Crafton verlässt die NASCAR Truck Series – Drei Meistertitel, eine einzigartige Beziehung mit ThorSport und Sponsor Menards prägten die dritte NASCAR-Liga

Phoenix, 2025: Matt Crafton stellt den neon-gelben Ford F-150 mit der Startnummer 88 ein letztes Mal als Vollzeitfahrer in der Boxengasse ab. Nachdem er den Schalter für die Zündung umgelegt und der 5,9-Liter-V8-Motor verstummt, geht eine Ära zu Ende.

Der 49-jährige Rennfahrer aus Kalifornien ist ein Urgestein der NASCAR Truck Series. Seit seinem Debüt ging er bei jedem Lauf an den Start. Er hält den Serienrekord für die meisten Einsätze – 585 an der Zahl – in Folge. Nach seiner 25-jährigen Karriere hängt der Routinier nun seinen Helm an den Nagel.

Während seiner Laufbahn fuhr er fast ausschließlich für ThorSport Racing mit einer immer gleichbleibenden Lackierung. Weshalb die gelbe 88 von Crafton zum Bild der Serie wurde.

Sowohl mit dem Team als auch allein brach er mehrere Rekorde und holte insgesamt drei Meisterschaften. Als erster Fahrer gewann er im November 2014 zwei Titel in Folge. 2019 folgte der dritte und letzte Meisterschaftssieg.

Von Fontana in die #88

Craftons lange Truck-Karriere begann im November 2000 mit dem Saisonfinale der dritten NASCAR-Liga auf dem Auto Club Speedway. Bei seinem ersten Rennen schaffte er es von Platz 17 aus in die Top 10. Kurz darauf nahm er das Angebot für die #88 von Duke und Ronda Thorson an.

In seiner gesamten Karriere fuhr der Kalifornier nur eine einzige Saison nicht für das Team der Throsons. 2004 wechselte der Pilot für ein Jahr in die Startnummer 6 von Kevin Harvick Inc.!

Trotz der guten Ergebnisse in der #6 verließ Crafton die Mannschaft nach einem Jahr und kehrte wieder zu ThorSport zurück. Dort sicherte er sich 2005 seine erste Pole-Position in New Hampshire. Drei Jahre später gelang ihm bei seinem 178. Start der erste Sieg auf dem Charlotte Motor Speedway.

Zwischen seinen Erfolgen hatte der Veteran lange Durststrecken, auf seinen zweiten Erfolg in Iowa musste er drei Jahre warten. Doch in den Saisons 2013 und 2014 war der Pilot der #88 nicht zu bremsen.

Back-to-Back

2013 überzeugte der Fahrer aus Kalifornien vor allem durch seine Konstanz. Mit seinem Sieg in Kansas im April übernahm er die Tabellenführung, die er bis zum Saisonende im November nicht mehr abgab. Er erzielte 16 Top-10-Ergebnisse in Serie und erreichte beim Saisonfinale in Homestead mit Rang 21 sein schlechtestes Ergebnis. Das Saisonfinale war 2013 noch nicht ausschlaggebend, da das Play-off-System erst 2016 eingeführt wurde.

2014 legte Crafton nach: ein Sieg in Martinsville und ein strategisch geprägter Erfolg in Texas. In diesem Jahr schaffte er erstmals, zwei Saisonsiege und über 100 Führungsrunden in einem Rennen zu sammeln. Selbst die Ausfälle in Dover und Gateway stoppten ihn nicht, wodurch er den zweiten Titel in zwei Jahren holte.

Grafik: Datawrapper

Warum die Trucks

Trotz seiner Erfolge in der Truck Series zog es Crafton nie in den Cup oder die zweite Liga, der NASCAR Xfinity Series. „Es ist das beste Racing in der NASCAR“, sagte er bei den Awards in Charlotte 2019. „Schon 1995 habe ich die Truck-Rennen im Fernsehen verfolgt und mir gedacht: Eines Tages will ich da mitfahren. Jetzt bin ich Teil davon – und es ist einfach großartig.“

Insgesamt startete der Kalifornier drei Mal in der Cup Series, darunter 2015 in Daytona für den verletzten Kyle Busch, der sich bei einem Rennen der NASCAR Xfinity Series das rechte Bein und den linken Mittelfuß brach. 

Sportlich zählt der dreifache Champion, 2025 nicht mehr zum engeren Favoritenkreis: Seit 2020 wartet er auf einen Sieg, die Playoffs verpasste er zuletzt zweimal in Folge. Für Schlagzeilen sorgten eher Reibereien – etwa mit Nick Sanchez – sowie Äußerungen, die ihm im Umgang mit Fahrerinnen Kritik einbrachten. In einem öffentlichen Kommentar äußerte er die Meinung, dass ihn keine Frau auf der Strecke schlagen könne. Gleichzeitig steht sein Name durch die enge Bindung und die Präsenz in der Truck Series für Beständigkeit wie kaum ein anderer.

ThorSport ordnet die Zukunft

“Der dreimaige Champion Matt Crafton beendet nach 2025 seine Vollzeitkarriere. Seine 23-jährige Partnerschaft mit Menards gilt als längste Fahrer-/Hauptsponsor-Bindung der NASCAR. Ab 2026 übernimmt Teamkollege und Meister von 2024 Ty Majeski die #88“, heißt es in der Pressemitteilung von ThorSport

Majeski fuhr bereits für die Mannschaft der Thorsons und gewann 2024 den Titel für das Team mit der Startnummer 98. 

“Ich fühle mich geehrt, 2026 den Menards-Truck mit der Startnummer 88 für ThorSport Racing zu übernehmen.” so Majeski auf X. “Der Menards-88er ist seit vielen Jahren mit Matt Crafton eine feste Größe in der NASCAR Truck Series. Ihre Partnerschaft brachte viele Siege und drei Meisterschaften hervor, und mein Ziel ist es, das legendäre Erbe fortzuführen, das sie bereits aufgebaut haben.”

Genau nach Plan

Das Erbe, das Crafton hinterlässt, entspricht genau seinem Plan. Bereits 2017 sagte er anlässlich seiner Vertragsverlängerung bei Motorsport.com: “Ich habe immer gesagt, ich wäre glücklich, in der Truck Series zu bleiben und meine Karriere in der Truck Series zu beenden. Man kann sich keine besseren Teambesitzer wünschen. Ich habe viele Owner kommen und gehen sehen, aber Duke und Rhonda [Thorson] waren immer ein Mann und eine Frau ihres Wortes.“

Wenn Crafton nun also den Motor in Phoenix abstellt und aus dem Cockpit aussteigt, geht eine Ära in der Truck Series zu Ende, eine Ära, die nicht unbedingt von grenzenlosem Erfolg geprägt war, aber von Treue gegenüber den Team, den Sponsoren und der Serie selbst.

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Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.

Erik Resch

Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.
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