Punktesystem der World of Outlaws: Warum jede Runde zählt
In der World of Outlaws kämpfen die Fahrer um den Einzug in das Feature-Race – Doch wie werden wegen der Eliminationen überhaupt die Punkte vergeben?
Die World of Outlaws (WoO) Sprint Cars krönen ihren Champion über eine zermürbende Saison von oft über 70 Rennen. Doch wie funktioniert das Punktesystem, das diesen Marathon entscheidet? Es ist ein System, das bewusst nicht die Playoffs der NASCAR kopiert, sondern auf brutale Konstanz und eine eiserne Anwesenheitspflicht setzt.
Wer hier Meister werden will, muss nicht nur schnell sein – er darf buchstäblich keinen einzigen Tag schwächeln.
Der Kampf um jedes Pünktchen
Das Herzstück des Systems ist das A-Main, das Feature, das Hauptrennen des Abends. Ein Sieg hier wird mit 150 Punkten belohnt. Doch wer jetzt an einen riesigen Vorsprung denkt, irrt. Der Zweitplatzierte erhält 146 Zähler, der Dritte 144. Die Abstände an der Spitze sind minimal. Selbst der 15. Platz erhält noch 120 Punkte.
Diese geringe Spreizung ist der Kern der WoO-Philosophie: Es ist ein unbarmherziger Abnutzungskampf. Ein einzelner Sieg bringt dich nicht an die Spitze, wenn der Konkurrent Zweiter wird. Umgekehrt kann ein einziger Ausfall oder ein schlechter Abend außerhalb der Top 10 einen herben Rückschlag bedeuten. Es geht nicht darum, wer am meisten gewinnt, sondern wer bei über 70 Rennen den höchsten Punktedurchschnitt hält.
Die „Show-Up“-Klausel: Anwesenheit ist alles
Der eigentliche Geniestreich – oder die brutalste Klausel, je nach Perspektive – sind die „Show-up-Punkte“. Jedes Team, das zu einem Rennen antritt, aber den Einzug in das A-Main verpasst, erhält dennoch 90 Punkte.
Was auf den ersten Blick wie ein Trostpreis aussieht, ist in Wahrheit der eiserne Vertrag, der die Stars an die Serie kettet. 90 Punkte sind zwar deutlich weniger als die 150 für den Sieg, aber es sind 90 Punkte mehr als null. Ein Rennen komplett auszulassen – sei es wegen einer Verletzung, eines Sponsorentermins oder weil man auf einer anderen Strecke mehr Geld verdienen könnte – ist der sportliche Super-GAU.
Der Punkteverlust wäre in dieser Marathon-Saison kaum mehr aufzuholen. Das System zwingt die Fahrer, bei jedem einzelnen Event anzutreten, egal wie angeschlagen das Material oder der Pilot ist.
Klare Kante bei den Tie-Breakern
Und was passiert bei einem Punktgleichstand? Auch hier verzichtet die World of Outlaws auf komplizierte Mathematik oder Resets. Die Regeln sind klar und fair.
- Während der Saison: Stehen zwei Fahrer punktgleich, wird derjenige höher gewertet, der im letzten abgeschlossenen Rennen besser platziert war.
- Am Ende der Saison: Sollte es im finalen Meisterschaftsstand einen Gleichstand geben, bricht die Serie ihn durch die Anzahl der Feature-Siege. Hat man hier auch gleich viele, geht es weiter zu den zweiten Plätzen, dann den dritten, und so weiter, bis der bessere Fahrer feststeht.
Dieses System ist brutal ehrlich. Es belohnt den besten Allrounder über eine zähe, lange Saison und macht jede einzelne Runde, jeden Abend, auf jedem Dirt-Track des Landes zu einem entscheidenden Puzzleteil im Kampf um den Titel.
Dirt-Late-Models: Ein ähnliches System
Bei den Dirt-Late-Models kommt ein ähnliches System zum Einsatz. Auch in dieser Serie erhält der Sieger in der Regel 150 Punkte auf sein Konto gutgeschrieben. Jedoch sind die Punkte für die reine Anwesenheit höher: 100 Punkte bekommt ein Rennfahrer, der versucht, sich für das Event zu qualifizieren.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.





