Comeback-Story des Jahres: Justin Allgaier ist NASCAR-Xfinity-Champion
Justin Allgaier hat nach einem starken Comeback den NASCAR-Xfinity-Titel gewonnen – Der JR-Motorsports-Pilot krönte sich in seinem siebten Finale zum Champion
14 volle Saisons in der NASCAR Xfinity Series, sieben Finalteilnahmen und endlich ein Titel: Justin Allgaier ist NASCAR-Xfinity-Champion 2024. Der JR-Motorsports-Pilot legte auf dem Phoenix Raceway eine unglaubliche Aufholjagd hin und fuhr als Zweiter zu seinem ersten Meisterschaftssieg. In den 200 Runden musste der 38-Jährige allerdings ein Comeback hinlegen, das kaum jemand für möglich gehalten hätte. Der Rennsieg von Riley Herbst geriet dabei völlig in den Hintergrund.
Justin Allgaier hatte schon vor dem Rennen das schlechteste Blatt der vier Finalisten, denn im Freien Training rutschte er zusammen mit anderen Fahrern auf einer Ölspur aus. Dabei krachte sein Chevrolet mit der Startnummer 7 in die Mauer. Aufgrund des Schadens musste Allgaier in sein Ersatzauto umsteigen und das Rennen von ganz hinten aufnehmen. Doch der Pilot aus Illinois zeigte bereits in der ersten Stage, dass sein Chevrolet mächtig Dampf auf der Kette hatte.
Im ersten Segment kämpfte sich Allgaier bis in die Top 10 vor und sicherte sich damit die wichtige Track-Position, um Cole Custer, Austin Hill und AJ Allmendinger Paroli bieten zu können. Als die Sonne über dem Phoenix Raceway unterging, war klar: Allgaier hatte das stärkste Auto der Finalisten, doch Custer war so konstant, dass er das ganze Rennen über in den Top 5 lag.
Allgaier steuerte in Stage 2 vor der grün-weiß-karierten Flagge die Box an, um sich mit einer alternativen Boxenstopp-Strategie einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Doch dann kollidierte er mindestens zweimal mit Riley Herbst und beschädigte sich dabei den linken Hinterreifen. Gerade noch konnte Allgaier seinen Chevrolet ins Stage-Ziel schleppen, musste aber erneut stoppen und verlor dadurch wichtige Positionen auf der Strecke.
Dann platzte fast der Traum vom Titel: Beim Restart zuckte Allgaier wenige Meter vor der Startlinie aus der Formation und wurde von der Rennleitung prompt mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Es schien wie ein Wunder, dass Allgaier trotz der Strafe in der Führungsrunde blieb, doch dann kam der nächste Rückschlag: In der Boxengasse war er zu schnell unterwegs, weshalb er erneut eine Durchfahrtsstrafe absitzen musste.
Allgaier fiel aus der Führungsrunde und sah seine Chancen von Runde zu Runde schwinden. Eine Möglichkeit blieb ihm noch: Als die finalen Boxenstopps unter Grün begannen, blieb er auf der Strecke, um sich wieder zurückzurunden. Dann hoffte er auf eine Caution – und die kam! Allgaier kam unter Gelb an die Box und da weniger als 15 Fahrzeuge auf der Leadlap waren, startete er kurz vor Schluss in aussichtsreicher Position ins Finale des Rennens.
Dann wurde es wild: Ein Dreher von Leland Honeyman sorgte für eine späte Caution, es ging in die Overtime. Die Finalisten kamen für vier neue Reifen an die Box, nur Hill zockte und zog nur zwei Reifen auf. Hill hatte kein konkurrenzfähiges Auto und musste All-in gehen. Der Childress-Pilot blockte Custer beim Restart mit allen Mitteln und kam in der Kurve weit nach oben. Das nutzte Allgaier eiskalt aus und zog an den beiden vorbei, die viele wertvolle Positionen verloren. Doch ein Crash von Parker Retzlaff sorgte für eine zweite Verlängerung.
Allgaier hatte nun alle Trümpfe in der Hand: frische Reifen und die perfekte Track-Position, denn zwischen ihm und dem Duo Custer/Hill lagen einige Autos, die im Titelkampf keine Rolle spielten. Zwar versuchte Hill auf der Innenbahn noch einmal einen Verzweiflungsangriff und Allgaier musste sich mit einer Berührung an die Spitze schieben, doch am Ende reichte es für den Titel. Auf den letzten Metern ließ Allgaier Herbst vorbeiziehen, der das Rennen gewann. “Denk an den Titel, der ist nicht relevant”, tönte es aus Allgaiers Funk. Er überquerte die Ziellinie als Zweiter und sicherte sich im siebten Anlauf seinen ersten Xfinity-Titel.
“Das Team hat nie aufgegeben”, kämpfte Allgaier im Interview nach dem Rennen mit den Tränen. “Mein Crewchief Jim Pohlmann und seine Führungsqualitäten sind unvergleichlich. Er hat mir das ganze Wochenende gesagt, dass wir eine Chance haben, und wir haben alles gegeben.“ Für JR Motorsports, das Team von Dale Earnhardt Jr. und Kelley Earnhardt-Miller, war es bereits der vierte Titel in der NASCAR Xfinity Series. Allgaier reiht sich damit in eine Liste prominenter Fahrer ein, die für JR Motorsports die Meisterschaft holten: Chase Elliott, William Byron und Tyler Reddick.