Die V8 Oval Series räumt die Chaossaison 2023 auf und zieht endlich einen Schlussstrich

Die V8 Oval Series räumt die Chaossaison 2023 auf und zieht endlich einen Schlussstrich
Foto: Frank Reipen / Leadlap.de

Liebe Freunde des Ovalrennsports,

am Ende des Jahres 2023 haben wir auf Leadlap.de den Artikel veröffentlicht, dass Barry Maessen und Ralph Verberkt am letzten Renntag der V8 Oval Series (V8OS) disqualifiziert wurden und somit Jeffrey Hageman zum Champion gekrönt wurde. Es ist an der Zeit, die ganze Situation zu bereinigen, so wie es die Offiziellen der Late-Model-Meisterschaft getan haben. Maik Barten hat als wieder eingesetzter Rennleiter einen Schlussstrich gezogen und so möchte ich in diesem Kommentar die Saison mit all den chaotischen Situationen des Jahres 2023 abschließen – sowohl mit Informationen als auch mit meiner Meinung. Hinsetzen, anschnallen und los geht’s!

Fangen wir damit an, dass 2023 sage und schreibe vier Titel vergeben wurden. Ja, richtig gelesen: vier Titel in zwei Meisterschaften. Zuerst musste ich einen Blick ins Reglement werfen, dabei hat mir Barten persönlich geholfen. Dort steht ein kleiner, unauffälliger Satz, der extrem wichtig ist, denn in der Saison 2023 wurde nicht ein Niederländischer Meister gesucht, sondern zwei: einer in der Offset-Wertung und einer in der ASCAR-Wertung. Eine Gesamtwertung mit beiden Klassen vermischt, hat es nie gegeben.

Das war klar geregelt, aber die Kommunikation nach außen hat immer etwas anderes vermittelt. Auf Speedhive gab es immer nur eine Gesamtwertung, eine Unterscheidung zwischen Offset- und ASCAR-Autos wurde nicht kommuniziert. Auf der Webseite des Raceway Venrays gab es eine neue Funktion, um die Teilnehmerlisten einzusehen, leider sind die Daten für die Saison 2023 nicht mehr öffentlich verfügbar, daher kann ich nicht nachvollziehen, ob es dort eine Unterscheidung zwischen Offset und ASCAR gab.

Foto: Michael Großgarten / Leadlap.de

Eine kurze Erklärung: Offset-Autos sind asymmetrisch aufgebaute Rennwagen, die aus den USA stammen und dort in den Late-Model-Serien eingesetzt werden. ASCAR-Autos hingegen sind symmetrisch und haben ihre Wurzeln in Großbritannien, wo die Serie Anfang der 2000er Jahre gegründet wurde. Offiziell wurde also eine Multi-Class-Meisterschaft nach dem Vorbild der IMSA-Serie oder der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) ausgetragen, allerdings mit einem gravierenden Unterschied.

Normalerweise erhalten in solchen Meisterschaften die Klassensieger und die nachfolgenden Fahrer ihre Punkte innerhalb ihrer Klasse, also alle Klassensieger beispielsweise 25 Punkte. In der V8OS-Saison 2023 war das anders und damit verwirrender, denn obwohl die Fahrer in den beiden Wertungen keine Konkurrenten waren, konnten sie sich gegenseitig Punkte klauen. Das heißt, wenn der Sieger ein Offset-Fahrer war, bekam er die volle Punktzahl, aber ein ASCAR-Fahrer, der Zweiter wurde, bekam nur die Punkte für den zweiten Platz. In einer Multi-Class-Meisterschaft wäre das anders gewesen, denn dort erhält jede Klasse ihre Punkte getrennt voneinander. Das war ein weiterer Punkt, der für Verwirrung sorgte und auf eine geschlossene Gesamtwertung hindeutete.

Für die Saison 2024 soll dieses System überarbeitet, transparenter gemacht und vereinfacht werden, aber dazu später mehr. Bleibt die Tatsache, dass es insgesamt vier Titel gab, aber warum? Es gab die Niederländische Meisterschaft der KNAF und die Bahnmeisterschaft des Raceway Venrays, jeweils in beiden Klassen, so dass wir auf vier Titel kamen. Die Niederländische Meisterschaft umfasste nur die Renntage am 29. Mai, 25. Juni, 24. September und 28. Oktober. Die Bahnmeisterschaft schloss auch den Saisonauftakt am 10. April und das Finale am 29. Oktober mit ein, also zwei Renntage mehr als die Niederländische Meisterschaft.

Foto: André Wiegold / Leadlap.de

Und jetzt fangen wir an aufzuräumen: Aufgrund der getrennten Wertungen brauchen wir nicht zu unterscheiden, ob Hageman oder Maessen der Champion ist, denn sie sind es beide. Warum? Maessen hat ein Offset-Auto, Hageman startet in einem ASCAR-Auto. Das bedeutet, ob disqualifiziert oder nicht, Maessen ist sowohl Niederländischer Meister als auch Bahnmeister in der Offset-Wertung. Sein Einspruch wird noch verhandelt und wurde Stand Anfang Februar noch nicht abschließend geklärt. Unabhängig vom Ausgang dieser Verhandlung wird sich im Kampf um die Krone in der Offset-Wertung nichts ändern.

Hageman bleibt Niederländischer Meister und auch Bahnmeister, allerdings in der ASCAR-Wertung. Maessen und Hageman haben also beide Grund zum Feiern und werden am ersten Renntag der Saison 2024 am Ostermontag geehrt. Barten bestätigte die null Punkte für Verberkt am letzten Renntag, der nur für die Bahnmeisterschaft zählte. Der Niederländer ist damit Sechster in der dieser Wertung, Philipp Bachor darf sich über Rang fünf freuen. Der Nuller von Verberkt hat keinen Einfluss auf die Niederländische Meisterschaft, in der er weiterhin Zweiter ist.

Lassen wir die Meisterschaften noch einmal Revue passieren und fassen die Top 3 zusammen: In der niederländischen Offset-Meisterschaft haben wir Maessen auf Platz eins, Verberkt auf Platz zwei und Jeroen Hermans auf Platz drei. In der niederländischen ASCAR-Wertung gewinnt Hageman vor Bo Pepels und Jennifer Maas, es gab also zwei Frauen auf dem Podium. In der Offset-Bahnmeisterschaft siegt Maessen vor Stephan Driessen und Tino von Dijk. In der ASCAR-Bahnmeisterschaft setzt sich Hageman gegen Colin White und Esten Coumans durch. Es war kompliziert, aber am Ende haben wir es geschafft, das zu klären.

Foto: Michael Großgarten / Leadlap.de

Barten und sein Team haben das Ruder in der V8OS wieder übernommen, nachdem sie mitten in der Saison 2023 abgesetzt wurden. Die Rückkehr des Teams war der ausdrückliche Wunsch der Fahrer, die sich im Winter zusammengesetzt hatten, um über die Zukunft der Serie zu diskutieren. Das Reglement für die Saison 2024 ist in Arbeit, aber ein wichtiger Punkt wurde bereits kommuniziert: Es wird 2024 nur noch eine Niederländische Meisterschaft geben, aufgeteilt in eine Gesamtwertung für beide Fahrzeugtypen und zwei Sonderwertungen für ASCAR- und Offset-Autos.

Das ist meiner Meinung nach der richtige Schritt, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Autos miteinander konkurrieren können und dass am Ende die Teams und die Fahrer den Unterschied machen und nicht unbedingt der Fahrzeugtyp. Was ich mir für die Fans an der Strecke wünschen würde, wäre eine farbliche Markierung an den Autos, damit man die Offset- und ASCAR-Autos unterscheiden kann, denn optisch gibt es kaum Unterschiede. Vorbild könnte die Langstrecke sein, in der IMSA sind die GTP-Autos schwarz, die LMP2 blau, die GTD-Pro rot und die GTD grün abgesetzt.

Dank der Gesamtwertung kann auch das Punktesystem beibehalten werden, denn die Fahrerinnen und Fahrer konkurrieren jetzt nicht nur auf der Strecke miteinander, sondern kämpfen auch um den Titel. Was die Serie meiner Meinung nach jetzt zusätzlich braucht, ist Ruhe und Konstanz. Ein Reglement, das sich in den kommenden Jahren nur in Details ändert und den Fahrern und Teams eine kosteneffiziente, einfache, aber faire und actionreiche Meisterschaft bietet, die den Fans das amerikanische Flair des Grassroot-Racings nach Europa bringt.

Credits: Michael Großgarten / Leadlap.de

Für mich ist die V8 Oval Series kein Autospeedway, wie wir ihn auf den kleinen Ovalen sehen. Late Models und auch die Autospeedway-Klassen haben ihre eigene DNA und das ist auch gut so! Die V8 Oval Series hat das Potenzial, US-Oval-Flair nach Europa zu bringen, und das auf einem Short-Track-Oval, das in Europa seinesgleichen sucht: dem Raceway Venray. Das Potenzial muss nur ausgeschöpft werden, denn diese Klasse ist einzigartig, spannend und actionreich. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Meisterschaft ein Selbstläufer wird, wenn die Serie, die Fahrer und Teams und die Strecke an einem Strang ziehen. Teamwork, Konstanz und Transparenz sind die Schlüsselworte, mit denen die V8OS wieder groß werden kann. Ich hoffe es und freue mich auf die Saison 2024!

Apropos Transparenz: Ich habe Maik Barten diesen Kommentar vorab gezeigt, damit er genau weiß, was meine Meinung ist, aber er auch die Möglichkeit hatte, die recht komplexen Fakten zur Saison 2023 zu überprüfen. Ich stehe auch in Kontakt mit Barry Maessen über seine Disqualifikation und den Einspruch, den er eingelegt hat. Ich spreche auch mit anderen Fahrern und Teams und der Tenor ist überall derselbe: Sie wollen eine kosteneffiziente Meisterschaft mit klaren, einfachen Regeln, sowohl in technischer als auch in sportlicher Hinsicht, um den Fans an den Rennstrecken spannende Rennen bieten zu können. Wenn das gelingt, entsteht eine Win-Win-Win-Situation: für die Fahrer und Teams, für die Rennstrecke und die Organisatoren sowie für die Fans!

Eurer
André Wiegold

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André Wiegold