In den Schuhen von Matt Kenseth: Berndt fährt in den USA
Für Marcel Berndt ist ein Traum wahr geworden. Er hat sein erstes Late-Model-Rennen in den USA bestritten. Was die NASCAR-Piloten Matt Kenseth und Chase Elliott damit zu tun haben, erfahrt ihr in seiner Kolumne für leadlap.de.
Hallo Motorsport-Fans,
Nach vielen Jahren Motorsport habe ich endlich mein Debut im Mutterland des Ovalsports, den USA, gegeben. Das Rennen zur belgischen V8 Meisterschaft im Toyota Team Monster Energy by Wim Verloo war die perfekte fahrerische Vorbereitung. Für physische und psychische Perfektion sorgte Trainer Mario.
Die Anreise war mit 31 Stunden etwas holprig, aber was tut man nicht alles für den Sport des Herzens. Angekommen in Alton, Virginia, beim Team des NASCAR Whelen All American Series Champions Lee Pulliam, ging es zuerst einmal an die Vollendung der Sponsorenaufkleber. Danach folgte die Wahl des richtiges Sitzes, Anpassung der Sitz- und Lenkrad-Position, Kontrolle von Gegensprechanlage und das Lösen sonstiger kleinerer Probleme.
Während der Montage wanderten meine Augen über die Aufhänger an der Wand, die die Fahrer zeigten, die in diesem Team schon vor mir am Steuer saßen. Piloten wie Matt Kenseth und Chase Elliott gaben sich hier bereits die Klinke in die Hand. Nachdem ich meinen Spotter Courtney kennengelernt hatte, ging es mit dem ersten Testtag auf dem South Boston Speedway in Virginia los.
Bei der Ankunft wurde ich direkt von der Managerin der Strecke persönlich begrüßt, was für eine Ehre! Auf meine Frage, welche Art von Auspuffanlagen verwendet wird (Anspielung auf die Schalldämpferanlagen in Europa) wurde nur kurz und knapp ‚wozu braucht man so etwas‘, geantwortet.
Sicher ist, der Ovalsport in Amerika ist eine komplett andere Welt als in Europa. Viel intensiver, viel emotionaler, mit mehr Begeisterung für den Sport. Runde für Runde bekam ich ein besseres Gefühl für den Limited Late Model Toyota Camry V8 von LPP, auch dank der Zusammenarbeit mit den Coaches Lee und Chris.
Die Rundenzeiten wurden immer besser. Zu Beginn überfuhr ich die Hinterreifen und betätigte den Vortriebsmechanismus noch zu unsanft, aber im Laufe des Tages ging auch hier die Lernkurve steil bergauf. Zum Tagesende waren die Zeiten sehr zufriedenstellend.
Zum eigentlichen Rennen ging es dann Samstag in aller Frühe zum Hickory Motor Speedway nach North Carolina. Eine komplett andere Charakteristik von Strecke, mehr Banking, engere Kurven, sehr wellig.
Dieser Track zählt zu den schwierigsten Strecken in North Carolina. Auch hier wurde ich mit offenen Armen von der Streckenleitung empfangen. Nach den Trainingssitzungen kristallisierte sich heraus, dass diese Strecke der Strecke in Warneton, rein von der Oberflächenbeschaffenheit, nahe kommt. Vielleicht war das ein Grund, warum ich von Anfang an so gut zurecht kam.
Das Pedal-Trampel-Problem hatte ich nun auch nicht mehr und so freuten sich auch die Hinterreifen der Marke Hoosier über längere Lebensdauer. Bei einem rappel vollen Starterfeld platzierte ich mich auf einem beachtlichen 18. Startplatz.
Zu Beginn des Rennens, nach dem Hinweis, ‚lange Renndauer und Achtung Hinterreifen‘ über den Helmfunk, verlor ich gleich einmal 2 bis 3 Plätze und etwas den Anschluss an das Hauptfeld. Nach 12 bis 13 Runden schloss ich die Lücke jedoch wieder und startete mit meiner Aufholjagd.
Diverse Schupser und Rempler wurden ausgeteilt und eingesteckt, es wurde Lack ausgetauscht, es wurde quer gestellt, gedrückt, gepushed, was das Zeug hält. Das tolle an diesem Sport ist doch, dass sich keiner über diese Zweikämpfe beschwert und in Tränen ergießt. Das ist der Sport, den wir lieben! Stück für Stück kämpfte ich mich mit harten Bandagen und ausgefahrenen Ellenbogen nach vorne und war in den letzten 10 Runden sogar schnellstes Auto im Feld, dank der zu 100% funktionierenden Hinterreifen und dem hervorragenden Setup über die komplette Renndistanz. Wir beendete das erste Rennen in Übersee in der Klasse Limited Late Models auf Platz 7.
Zu sagen bleibt eigentlich nur, vielen Dank an alle Sponsoren, die es ermöglicht haben. Vielen Dank an die Kontakte Tobo und Pete. Vielen Dank an alle Helfer, an meine Freundin und an alle Mitarbeiter von LPP. Ohne diese Menschen wäre dieser Wahnsinnstrip niemals möglich gewesen.
Nun neigt sich die Saison dem Ende und die Vorbereitungen für die innereuropäische Saison 2017 laufen auf Hochtouren, es bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr eine Fortsetzung im Team LPP gibt.
Eurer Marcel Berndt
Mit Fotos von Marcel Berndt und Nick Stearns
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