NASCAR im Bowman Gray Stadium: Gerne mehr davon!

NASCAR trug erstmals den Clash im Bowman Gray Stadium aus – Das Racing war auf dem Mini-Short-Track äußerst spannend
Hallo liebe NASCAR-Fans,
das erste NASCAR-Rennen der Saison 2025 ist in den Büchern und obwohl noch keine Punkte vergeben wurden, gab es schon eine Menge Action. Seit 1979 gibt es den Clash vor dem traditionellen Saisonstart, ein Einladungsrennen, das 2025 erstmals im “Madhouse”, dem Bowman Gray Stadium, ausgetragen wurde. Das Mini-Oval mit einer Länge von gerade einmal 400 Metern gilt als heiliger NASCAR-Boden und gehört zu den Wurzeln den Sports. Immerhin wurden in Winston-Salem von 1958 bis 1971 Cup-Rennen ausgetragen. Nach 54 Jahren kehrte NASCAR nun auf den Kurs zurück und das Rennen hatte es in sich.
Für den Clash, bei dem es um Ruhm, Ehre und Preisgeld geht, wurde ein besonderes Format von NASCAR entwickelt. Vier Heats über 25 Runden bestimmten die ersten 20 Plätze im 200 Runden langen Clash. Die Top 5 eines jeden Vorlaufs qualifizierten sich direkt für das Hauptrennen. Die Top 2 des 75 Runden langen Last-Chance-Qualifiers rückten ebenfalls noch in den Clash auf, zudem bekam der Fahrer noch einen Startplatz, der 2024 am höchsten in der Gesamtwertung stand, sich aber sportlich nicht für den Clash qualifiziert hatte – am Sonntag war das Ryan Blaney.
23 Fahrer bildeten also das Grid des Rennens, teilweise waren die Autos vom Vortrag und erst Recht vom LCQ-Rennen noch onduliert. Kyle Larson und Josh Berry qualifizierten sich in einem ruppigen Rennen noch für den Clash, ihre Autos waren verbeult und wurden teilweise nur mit Tape zusammengehalten. Und dann ging es los, 200 Runden, auf 400 Meter. Zudem gab es nach 100 Runden eine Competition-Caution, damit die Teams – nicht auf Zeit – die Reifen wechseln konnten. Kommen wir jetzt zu meinen persönlichen Lieblingsstories des Rennsonntages.
Chase Elliott dominiert
Dank seiner schnellsten Zeit im Qualifying und seinem ersten Platz im ersten Heat startete Chase Elliott von der Pole-Position ins Rennen. Der Hendrick-Pilot und populärste Fahrer der NASCAR setzte sich für das Rennen große Ziele. Vor dem Rennen erklärte der 29-Jährige, er wolle das Rennen managen und vorne an der Spitze den Takt vorgeben. Das war für ihn keine einfache Aufgabe, da das Bowman Gray Stadium über keinerlei Banking verfügt. Damit gibt es nur eine Rennlinie und hinter Elliott wüteten 22 Piloten, die nur darauf warteten, ihn aus dem Weg zu schubsen, was die einzige Möglichkeit war, zu überholen.

Da muss ich zugeben, das war zumindest das Szenario, von dem ich ausgegangen war, doch im Laufe des Rennens zeigte Denny Hamlin, dass es auch möglich ist, einen Konkurrenten auf der Außenbahn zu überholen. Elliott verlor zwar im Laufe des Rennens seine Führung, kämpfte sich aber wieder nach vorne und gewann das Rennen nach einem langen Green-Flag-Run zum Ende des Laufes, mit dem ich ehrlicherweise so nicht gerechnet hatte. Dazu aber später mehr.
Blaney-Comeback
Kommen wir erst einmal zum Mann auf dem zweiten Platz: Ryan Blaney. Der NASCAR-Champion des Jahres 2023 hatte eine Mammutaufgabe vor sich, da er nur über den Waiver in den Clash gelangte und somit von hinten starten musste. In der ersten Rennhälfte fuhr der Penske-Pilot aber gute Runden und arbeitete sich immer näher an die Top 10 heran. In der zweiten Rennhälfte schaffte es der 31-Jährige dann sogar, um den Sieg zu kämpfen.
Hamlin, Tyler Reddick und Chris Buescher, die lange als engste Verfolger von Elliott galten, spielten in den letzten Runden keine Rolle mehr. Dafür machte Blaney mächtig Druck, kam aber nicht mehr entscheidend an seinen Kumpel Elliott heran. Er hätte das Auto sicher ins Heck des Chevrolets fliegen lassen können, doch so wollte Blaney nicht gewinnen.

Nach dem Clash witzelte Blaney: “Wir hatten ungefähr dieselbe Pace und ich hätte ihn vielleicht einfach abräumen können. Das wollte ich nicht, denn ich möchte ja nicht hier mit Mistgabeln vom Platz gejagt werden.” NASCAR-Champion Joey Logano lachte köstlich, als er Blaneys Aussagen hörte. Logisch: Elliott hatte tausende Fans auf den Tribünen und Blaney hätte sich mit einem Last-Bender schon vor der Saison sicher keine Freunde gemacht.
Was ein geiles Racing!
Besonders interessant war für mich, wie sich der Clash entwickelte. Aufgrund der chaotischen Heats und des zerrupften LCQ erwartete ich ein Rennen mit vielen Gelbphasen, Dreher und Bump-and-Runs. Es gab auch diese Manöver, die schief gingen, es erwischte Kyle Busch und William Byron in der ersten Hälfte. Aber die Disziplin war extrem hoch und das Racing spektakulär.
Im gesamten Feld gab es zahlreiche Zweikämpfe, es wurde oft nebeneinander gefahren und die Bump-and-Runs auch sehr gut getimt, weshalb das Rennen einen guten Rhythmus hatte. In meinen Augen war es ein kurzweiliges, unterhaltsames und spektakuläres Rennen, das vor allem eins gemacht hat: Spaß! Und genau darum geht es beim Clash ja: Die Fans sollen im Vordergrund stehen.

Nach den Rennen im LA-Coliseum, einer Strecke mit gleicher Länge, hat NASCAR im Bowman Gray Stadium abgeliefert, das steht fest. Meinetwegen könnte der Clash länger im Madhouse stattfinden. Warum? Das Racing ist gut, die Strecke hat NASCAR-Historie und liegt nur eine Stunde von Charlotte, dem Epizentrum der NASCAR, entfernt. Zudem war es mir eine Ehre, dieses Rennen gemeinsam mit meinem Kollegen Pete Fink auf Sportdigital1+ kommentieren zu dürfen. Es war zudem ein guter Einstieg für die neue NASCAR-Heimat im deutschen Fernsehen.
Macht’s gut!
André Wiegold
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