Erster Rookie-Sieg seit 2016: Das ist der Kentucky-Sieger Cole Custer

Erster Rookie-Sieg seit 2016: Das ist der Kentucky-Sieger Cole Custer
Rob Carr/Getty Images

Erstmals seit der Saison 2016 hat ein Rookie ein Rennen der NASCAR Cup Series gewonnen – Am Kentucky Speedway sicherte sich Cole Custer seinen ersten Sieg – Doch wer ist das Stewart-Haas-Talent überhaupt?

Im Jahr 2016 hat Chris Buescher in Pocono zuletzt als Rookie ein Rennen der NASCAR Cup Series gewonnen – damals wurde der Lauf wegen Regen vorzeitig abgebrochen. Seit dem Kentucky-Rennen 2020 gibt es einen weiteren Rookie, der sich in die Siegerliste eingetragen hat: Cole Custer. Das Stewart-Haas-Talent führte vier Runden – es waren seine ersten Führungsrunden im NASCAR-Oberhaus – an und sicherte sich den Premierensieg.

Custer setzte sich dabei gegen Größen wie Martin Truex Jr., Kevin Harvick und Ryan Blaney durch, die in der letzten Rennrunde noch “four-wide” um den Sieg gekämpft hatten. Der Stewart-Haas-Fahrer behielt letztlich die Oberhand und fuhr erstmals in seiner Karriere in der NASCAR Cup Series auf Platz eins über die Ziellinie. Für den 22-jährigen Kalifornier ging damit ein Traum in Erfüllung.

Die Karriere des neuen Cup-Siegers

Custer wurde am 23. Januar 1998 in Radera Ranch geboren. Im zarten Alter von vier Jahren stieg der Kalifornier erstmals in einen Quarter-Midget, um erste Rennmeter zu machen. Custer wurde sofort vom Motorsport-Virus infiziert, weshalb er schon früh wichtige Erfahrungen in verschiedenen Rennserien sammelte.

Im Jahr 2013 feierte Custer in der damaligen NASCAR K&N Pro Series West (heute ARCA Series West) am Bristol Motor Speedway sein Debüt. Nur wenige Wochen später krönte sich der damals 15-Jährige mit seinem Triumph am Iowa Speedway zum jüngsten Sieger der Serie. In New Hampshire folgte sein zweiter Pro-Series-Sieg für Ken Schrader Racing.

Credits: Todd Warshaw/NASCAR via Getty Images

Nur ein Jahr später sicherte sich bereits Stewart-Haas Racing die Dienste von Custer. Das junge Talent wurde in das Nachwuchsprogramm aufgenommen und bekam seitens des erfahrenen NASCAR-Teams wichtige Unterstützung. Sein erstes Rennen in der NASCAR Gander & RV Outdoors Truck Series bestritt Custer im Jahr 2014 in Martinsville. In derselben Saison folgte in Loudon sein erster Truck-Sieg.

Die Rekorde purzeln

Während seiner ersten Jahre im professionellen NASCAR-Sport stellte Custer weitere Rekorde auf. Am Gateway Motorsports Park fuhr der Youngster die bisher schnellste Qualifying-Runde überhaupt, um sich danach als jüngster Pole-Sitter der NASCAR-Geschichte feiern zu lassen. Mit 16 Jahren, sieben Monaten und 28 Tagen ist Custer mit seinem Sieg am New Hampshire Motor Speedway in Loudon der jüngste NASCAR-Truck-Sieger der Geschichte.

Im Jahr 2016 folgte sein Debüt in der NASCAR Xfinity Series für JR Motorsports, dem Team von Dale Earnhardt Jr. Ein Sieg als Rookie blieb ihm in der zweiten NASCAR-Liga aber verwehrt. Dieser lang ersehnte erste Platz folgte im Jahr 2017 mit Stewart-Haas Racing in Homestead. In die Final-Four der Xfinity-Playoffs schaffte es Custer, der zweimal hintereinander in die Endrunde eingezogen war, aber nicht.

Credits: Matt Sullivan/NASCAR via Getty Images

Erst 2018 bekam er die Chance, den Xfinity-Titel zu holen. Mit einem Sieg am Texas Motor Speedway qualifizierte sich der Stewart-Haas-Pilot für einen Platz im Finale, das er hinter Tyler Reddick, der den Titel holte, auf Platz zwei beendete. Auch im Jahr 2019 zog Custer ins Finale ein und wieder sprang nur ein zweiter Platz heraus, Meister wurde wieder Reddick, der seinen Titel verteidigte.

Seit der Saison 2020 fährt Custer für Stewart-Haas Racing in der NASCAR Cup Series die Startnummer 41, die der talentierte Kalifornier von Daniel Suarez übernommen hat. Seitdem macht Custer eine wirklich gute Figur: In der Saison 2020 kommt er bisher auf einen Sieg, zwei Top-5- und drei Top-10-Ergebnisse. Im Kampf um den Rookie-Titel liegt er aktuell hinter Reddick und vor Christopher Bell und John-Hunter Nemechek auf Rang zwei.

Noch eine Anekdote zu Custers ersten Cup-Sieg: Buscher, der zuletzt im Jahr 2016 als Rookie ein Cup-Rennen gewonnen hat, profitierte damals von einem Abbruch wegen Regen in Pocono. Zuletzt gewann ein Anfänger im Jahr 2007 ein volles Rennen. Das war niemand anderes als Juan Pablo Montoya im Ganassi-Chevrolet in Sonoma.

Custer und sein hitziges Temperament

Custer ist in den vergangenen Jahren aufgrund seiner kurzen Zündschnur und seiner Fehde mit Reddick bekannt geworden. Er und Reddick kämpfen im Jahr 2020 in der Cup Series um den Rookie-Titel, in der Reddick die Wertung aktuell anführt. Zweimal fuhren die beiden auch schon um den Xfinity-Titel, beide Male gewann Reddick.

Credits: Todd Warshaw/NASCAR via Getty Images

Die Rivalität zwischen den beiden Youngsters erlebte ihren Höhepunkt im Jahr 2019 am Kansas Speedway. Brandon Jones hatte gerade das Rennen gewonnen und sein Siegerinterview gegeben, als in der Boxengasse ein handfestes Handgemenge entstand.

Die Protagonisten waren natürlich Custer und Reddick. Vorher hatte es auf der Strecke einen Kontakt zwischen den beiden gegeben, weshalb Reddick nach dem Rennen die Leitung durchbrannte. Es war aber nicht das erste Mal, das Custer sein hitziges Temperament zeigte, denn im Jahr 2016 gab es eine Auseinandersetzung mit Nemechek, gegen den Custer in diesem Jahr ebenfalls im den Rookie-Titel fährt.

Damals fuhren beide noch in der Truck Series und kämpften in Mosport, Kanada, um den Rennsieg. Auf dem Rundkurs krachten die beiden auf den letzten Metern mehrmals ineinander, weshalb sie schiebend und drückend im Gras über die Ziellinie fuhren. Nemechek gewann das Rennen und schnappte sich nach dem Lauf beim Jubeln die Zielflagge. Dann kam Custer angerannt und tackelte Nemechek in Football-Manier um.

Custer ist also bekannt dafür, nicht zimperlich zu sein. Mit seinem ersten Sieg in der NASCAR Cup Series hat er sich jetzt sicherlich den Respekt seiner deutlich erfahreneren Kollegen gesichert. Mit seinen 22 Jahren hat der Kalifornier eine große NASCAR-Karriere vor sich und mit Stewart-Haas Racing bewegt er aktuell Material, das ihn bis an die Spitze des Sports hieven kann.

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André Wiegold