Für Lizenzkurs: Simon Pilate lieh sich das Auto seiner Schwester

Für Lizenzkurs: Simon Pilate lieh sich das Auto seiner Schwester
NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Vor seinem NWES-Start am Circuit Zolder hat Simon Pilate nur zwei Runden auf seinem Heimkurs absolviert: Damals fuhr er im Audi A1 seiner Schwester, um die Lizenz zu bekommen

“Ich bin nicht wirklich schnell gefahren, um keinen Unfall zu bauen”, witzelt Simon Pilate gegenüber ‘Leadlap.de’ über seine ersten Runden am Circuit Zolder. Noch bevor der 18-Jährige sein erstes Rennen auf seiner Heimstrecke bestritt, hatte er auf dem Traditionskurs seine Rennlizenz machen müssen. Dafür leihte sich Pilate den Audi A1 seiner Schwester, denn der Belgier hat keinen Führerschein und kein eigenes Auto.

“Ich bin in dem Audi A1 nur zwei Runden gefahren, weshalb ich nicht behaupten kann, die Strecke zu kennen”, so Pilate weiter über seinen skurrilen Lizenzkurs. “Ich bin eine Runde alleine im Auto und eine mit einem Instruktor gefahren. Nachdem er mir meine Rennlizenz gegeben hatte, sagte er, dass ich schneller hätte fahren können. Er hat aber meine Fahrweise verstanden, weil viele andere Autos auf der Strecke waren.”

Das erste Heimrennen in Zolder

Credtis: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

Am vergangenen Wochenende kehrte Pilate an seine Heimstrecke in den Wäldern von Limburg zurück, um sein erstes Rennen in der NASCAR Whelen Euro Series (NWES) zu fahren. Nach einem schwierigen Saisonauftakt in Vallelunga mit zwei Ausfällen wollte sich der talentierte Fahrer von Feed Vict Racing mit guten Ergebnissen rehabilitieren.

Im EuroNASCAR-2-Qualifying drehte Pilate so richtig auf und schnappte sich auf nasser Strecke den fünften Startplatz für das dritte Saisonrennen. Die Pace war also da, doch nun musste der junge Belgier endlich erstmals ein Rennen beenden. Allerding hatte Pilate im Samstagslauf wieder eine Menge Pech: Nach einem Kontakt mit Andreas Jochimsen musste der 18-Jährige erneut vorzeitig aufgeben.

Pilate schaffte es auch nicht, eine schnelle Rennrunde zu fahren, weshalb er im zweiten Rennen von Platz 19 aus startete. Das zweite EuroNASCAR-2-Rennen sollte dann der Durchbruch werden: Der Belgier schaffte es, sich aus allen Zwischenfällen herauszuhalten und beendete sein erstes komplettes NWES-Rennen auf einem soliden siebten Platz.

“Ich hatte wirklich viel Pech in den ersten Rennen und jetzt endlich eins beendet zu haben, ist wirklich eine Genugtuung”, sagt Pilate. “Ich war motiviert, allen zu zeigen, dass ich auch im Rennen schnell sein kann. Im zweiten Rennen habe ich in vier Runden zahlreiche Positionen gutgemacht. Außerdem habe ich es geschafft, im Qualifying auf nasser Strecke einen fünften Platz herauszufahren, obwohl ich das erste Mal im Regen unterwegs war.”

Auch wenn Pilate vom Pech verfolgt wird, glaubt er an seine Fähigkeiten: “Wären meine Rennen besser verlaufen, würde ich jetzt sicher in den Top 5 stehen. In Most und Valencia werde ich alles geben, um in der Gesamtwertung noch genau dorthin zu kommen. Das Level in der Meisterschaft ist aber sehr hoch.”

Motorsport ein Teamsport

Credits: Michael Großgarten

Der Belgier weiß auch, dass er seine gute Platzierung im zweiten Rennen ebenfalls seinem Team Feed Vict Racing zu verdanken hat. Das neue NWES-Team von Jacques Villeneuve, Patrick Lemarie, Onofrio Veneziani und Dario Caso hat hart am Auto mit der Startnummer 6 gearbeitet, um Pilate sein erstes Top-10-Ergebnis in der NWES zu ermöglichen.

“An diesem Wochenende haben wir gesehen, dass Motorsport ein Teamsport ist”, so der Belgier. “Die Mechaniker haben einen tollen Job gemacht und das Auto nach Patricks Rennen großartig repariert. Es war einfach schön, dem Team im letzten Rennen des Wochenendes ein Podium zu schenken.” Pilate sicherte sich mit Platz sieben im Gesamtklassment den dritten Platz in der Rookie Trophy, weshalb er erstmals auf das Podium steigen durfte.

Davon war Pilate nach dem Rennen sichtlich überrascht: “Ich habe nicht damit gerechnet, als ich das Auto an der Box parkte. Plötzlich kam jemand zu mir und sagte: ‘Podium! Podium!’ Sie haben mich aus dem Auto geholt und mich zum Podium gebracht.”

Für den Belgier war das erste Heimrennen also ein Wochenende mit “Höhen und Tiefen”. Eines bleibt Pilate aber sicher in Erinnerung: die erste Fahrt in einem EuroNASCAR-Auto am Circuit Zolder. “Es ist eine großartige Strecke, gerade wenn man mit dem NWES-Boliden über die Randsteine in den Schikanen fliegt.”

Am 14. und 15. November reist Pilate mit Feed Vict Racing zum Autodrom Most in der Tschechischen Republik. Die Runden fünf und sechs in der äußerst engen EuroNASCAR-2-Meisterschaft versprechen Spannung und weitere Dramatik im Titelkampf. Pilate hat das Ziel, von Platz 15 in der Gesamtwertung in Richtung Top 10 zu springen.

André Wiegold