Vom Schrauber zum Late-Model-Champion: Coumans selbst von seiner Pace überrascht

Esten Coumans ist der V8-Oval-Series-Champion 2024 und führt seit dem dritten Renntag die Gesamtwertung 2025 an – Doch was macht den Niederländer auf dem Raceway Venray so schnell?
“Keine Ahnung, ehrlich gesagt”, witzelt Esten Coumans gegenüber Leadlap.de über die Frage, warum er in einem Late-Model der V8 Oval Series auf dem Raceway Venray so schnell ist. Immerhin ist der Niederländer der Meister der Saison 2024 und er führt zudem die Gesamtwertung im Jahr 2025 an, da er an Pfingsten Philipp Bachor vom Thron gestoßen hatte. Eine Erklärung, warum er persönlich in der Meisterschaft so gut zurecht kommt, hat er nicht, aber er lobt sein Team und das Auto.
Die Geschichte ist ein echtes Märchen, denn Coumans war eigentlich als Mechaniker tätig, wollte dann aber unbedingt selbst ins Lenkrad greifen: “Ich habe 2023 beim Worldcup-Wochenende die Chance bekommen, ins Auto einzusteigen, und war überrascht, wie gut es lief.”
“Ich kannte die Autos, die Strecke, bin zwischendurch mal ein paar Runden gefahren, als ich noch Mechaniker war – aber ein Rennen bin ich vorher nie gefahren”, erklärt er. “Deshalb: Ich weiß wirklich nicht, warum es direkt so gut geklappt hat.”
Vielleicht ist es sein technisches Know-how, das Auto perfekt auf das Oval mit einer Länge von rund 800 Metern (0,5 Meilen) und einem Banking von bis zu 25 Grad einzustellen. “Wir haben damals sehr viel Arbeit ins Setup vom ASCAR-Auto gesteckt – zusammen mit ein paar richtig guten Leuten – das hat auf jeden Fall geholfen”, erklärt er.
Das Auto kommt von einem der Besten
“Und damit sind wir beim Auto: Ich fahre jetzt das ehemalige Meisterauto von Frank Wouters. Als ich es bekommen habe, war es also schon ein Siegerauto. Wir haben kaum etwas verändert, nur das Setup ein bisschen angepasst. So ein gutes Auto gleich in der ersten kompletten Saison fahren zu können, hilft natürlich enorm.”

“Mein Team: Ich selbst und alle meine Mechaniker haben viel Erfahrung mit den Autos”, stellt der Champion klar. “Mein Bruder Stef ist mein Spotter und Mechaniker, er hat früher für Barry Maessen gearbeitet. Sam, Ralf und Jim sind gute Freunde, die auch schon lange mit den Autos zu tun haben – wir haben ein richtig gutes Team, einen tollen Teamspirit, und das Auto ist immer top vorbereitet!”
Das ist also das Geheimrezept für den Erfolg: Erfahrung und ein Team, das mit Know-how und Leidenschaft an die Sache herangeht. Doch Coumans sieht noch mehr: “Und dazu kommt: Durch meine Zeit als Mechaniker in Venray kenne ich viele Leute. Wenn wir mal was nicht wissen oder unsicher sind, haben wir immer jemanden, den wir fragen können – und die helfen auch immer gerne.”
2024 holte er den Titel
2024 holte er auch gleich den Titel und schrieb damit V8-Oval-Series-Geschichte: “2024 war eine tolle Saison. Wir waren nicht immer die Schnellsten, aber wir haben eine konstante Saison hingelegt und genug Punkte geholt. Ich hoffe, dass wir das 2025 wieder so machen können – bisher läuft es gut, auch wenn der Ausfall durch den Bremsdefekt im Finale natürlich schade war. Aber wir geben unser Bestes!“ An Pfingsten krachte Coumans in seiner Startnummer 43 im Finale in die Mauer.
Solche Fehler dürfen sich die Fahrer der V8 Oval Series nicht oft leisten, denn Konstanz ist am Ende der Schlüssel zum Erfolg, auch, weil die besten Fahrer von hinten starten müssen und Top-Ergebnisse nicht garantiert sind. Das Niveau in der Serie ist hoch, auch wenn die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren etwas geschrumpft sind. Dafür sind die Top-Fahrer alle eng beieinander.
„Ganz ehrlich, ich finde, wir haben eine echt gute Truppe”, so Coumans über das Feld der Serie. “Es herrscht viel Respekt untereinander, es gibt nicht viele Crashes, aber faire Zweikämpfe – das macht Spaß. Aber ich muss sagen: Wir brauchen wirklich mehr Autos! Es wäre auch schön, wieder ein paar schnellere Autos am Start zu haben. Momentan ist der Unterschied in den Gruppen schon recht groß.”
“Es wäre cool, wenn Fahrer wie Frank Wouters, Barry Maessen oder Ralph Verberkt zurückkommen würden – so wie früher. Die Zweikämpfe mit Jeffrey Hageman und Philipp Bachor machen Spaß, aber je mehr schnelle Autos dabei sind, desto besser! Das würde das generelle Niveau in der Serie anheben und dich selbst auch jedes Wochenende mehr pushen.”
Debüt in der Stockcar F1 im Juni
Am 29. Juni wird die V8 Oval Series eine Pause einlegen und den Renntag nur für Testfahrten nutzen. Doch Coumans hat bereits einen anderen Plan: Der wird in einem 650-PS-starken Stockcar-F1-Boliden Platz nehmen und die Rennen bestreiten. Die Idee entstand bei ein paar Kaltgetränken, wie er verrät.

„Es wird passieren”, freut er sich. “Ich hab mich immer gefragt, wie sich so ein Stockcar F2 oder Formel 1 wohl fährt, einfach um mal zu erleben, wie das ist, wenn man Kontakt haben darf. Manchmal wünsch ich mir das in der V8 Oval Series auch”, witzelt er.
“Dann hab ich eines Abends mit Stefan Pepels ein Bier getrunken und wir haben darüber geredet – und weil die V8 Oval Series am 29. Juni nicht fährt, meinte er: ‘Okay, du kannst das dritte Auto von uns fahren.’” Gesagt und bald getan!
“Ich bin Pepels Racing Team dafür echt dankbar – das ist eine tolle Chance! Aber ich hab wirklich keine Ahnung, was mich erwartet”, gibt Coumans zu. “Ich bin noch nie ein Stockcar gefahren, aber wir machen einfach einen coolen Tag draus und hoffentlich lerne ich dabei einiges!“
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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