Alle Wege führen nach Zolder: Das Abenteuer von NWES-Debütant Romanov
Beinahe hätte Igor Romanov sein EuroNASCAR-Debüt für Not Only Motorsport aufgrund der Reisebeschränkungen verpasst – Der Ukrainer erreichte aber noch rechtzeitig den Circuit Zolder
Als Igor Romanov in Kiew in das Flugzeug stieg, hatte er nur seinen ersten Einsatz in der EuroNASCAR-2-Meisterschaft der NASCAR Whelen Euro Series (NWES) im Kopf. Jedoch hatte der Fahrer von Not Only Motorsport aufgrund der Coronavirus-Reisebeschränkungen mit vielen Hürden zu kämpfen, um endlich am Circuit Zolder anzukommen. Die Anreise zu seinem ersten NWES-Rennen überhaupt glich einem echten Abenteuer.
Hätte “Der Herr der Ringe” in der heutigen Zeit gespielt, wären die vielen Schwierigkeiten, die Igor Romanov auf seiner Reise gehabt hat, sicher in die Geschichte der Hobbits, Zwerge und Zauberer, die durch Mittelerde reisen, mit eingeflossen. Los ging das Abenteuer bereits lange vor dem Abreisetag, da der Direktflug von Kiew nach Brüssel gestrichen wurde. Aufgrund dessen musste Romanov im polnischen Warschau umsteigen.
Dieser Umstieg entpuppte sich als wahrer Bösewicht auf seinem Abenteuer: Trotz gültiger Papiere wurde sein Gepäck nicht eingecheckt, weil Polen alle Transits gestrichen hatte. “Meine Papiere waren in Ordnung und ich habe einen Tag vorher einen Coronavirus-Test gemacht”, so Romanov gegenüber ‘Leadlap.de’. “Das Personal hat es dann geklärt, mir aber gesagt, dass es mein eigenes Problem ist, wenn es in Polen dann Schwierigkeiten gibt.”
“Es war der Start einer meiner merkwürdigsten Reisen überhaupt”, so der Not-Only-Motorsport-Fahrer weiter, der außerdem über seine Anfänge im NASCAR-Sport berichtet. “Es war jahrelang mein Traum, NASCAR-Fahrer zu werden, da ich seit den 1990er-Jahren ein großer Fan dieses Sports bin. Mein großer Held ist Bobby Labonte, den ich als Fotograf und Journalist am Tours Speedway getroffen habe.” Der NASCAR-Champion des Jahres 2000 hat Romanov dazu ermutigt, es selbst in der NWES zu probieren.
Romanovs große Chance kam, als er dann zum Rekrutierungstag eingeladen wurde. Dann ging alles ganz schnell: Er unterschrieb den Vertrag bei Not Only Motorsport, buchte die Flüge und setzte sich trotz der Schwierigkeiten in Kiew in den Flieger. Doch das sollte noch nicht das Ende einer skurrilen Reise sein.
“Ich hatte große Angst, dass der Traum an der polnischen Grenze platzt”, so Romanov weiter, der eine Woche zuvor das Angebot seines Team bekommen hatte, sogar in der EuroNASCAR-2-Meisterschaft statt in der Club Challenge zu fahren. “Die Leute in Kiew haben mich vor Problemen in Warschau gewarnt und die kamen dann auch. An der Grenze hat man mich nicht ins Land gelassen und mir gesagt, dass ich kein Olympia-Athlet sei.”
Romanov wurde der Pass abgenommen und er bekam einen Brief, in dem stand, dass er keine Erlaubnis bekommt, die EU zu betreten. Außerdem wurde sein Flug nach Brüssel sofort gestrichen und ein Rückflug nach Kiew gebucht. “Ich war enttäuscht und sauer”, so Romanov. “Ich habe einen Freund auf den sozialen Medien nach Hilfe gefragt, da er Kontakte zu ukrainischen Diplomaten in Polen hat. Ich bin ihm sehr dankbar. Nach einem Dialog auf der polnischen Seite durfte ich endlich in die EU einreisen.”
Zwei Stunden später hatte Romanov sein Flugticket nach Brüssel in der Hand – für den nächsten Morgen. “Ich war so glücklich”, sagt er. “Was ich aus dieser Situation mitnehmen ist, dass du niemals aufgeben solltest, deinen Traum wahr zu machen. Ich habe 17 Stunden im Flughafen von Warschau verbracht und bin dann nach Zolder gereist. Ich bin trotz dieses Abenteuers sehr glücklich.”
In seinem ersten EuroNASCAR-2-Rennen überhaupt überquerte Romanov die Ziellinie auf Platz 18, im zweiten Lauf ging es sogar bis auf Platz zwölf nach vorne. Der Ukrainer hat es nach einem filmreifen Drama am Flughafen von Warschau geschafft, seinen Traum, ein echter NASCAR-Fahrer zu werden, wahr zu machen.
Doch wie war es letztlich für ihn, in der NWES zu starten? Romanov antwortet: “Ich hatte vor meinem ersten Start meine Zweifel, da es für mich eine völlig neue Herausforderung war. In der Ukraine fahre ich in der National Autospeedway League auf Dirt-Tracks, also Ovalen. Auf normalen Rundkursen hatte ich bis dato kaum Erfahrung. Ich lerne alles von null an und bin meinem Team Not Only Motorsport sehr dankbar.”
Auf der Strecke geht Romanov erst einmal keine Risiken ein. Sein Ziel ist es, das Auto heile zurück an die Box zu bringen und einfach das NASCAR-Racing auf der Strecke zu genießen. Natürlich möchte sich der Not-Only-Motorsport-Pilot verbessern: “Ich gebe mein Bestes. Nichtsdestotrotz ist mein Traum wahr geworden, aber jetzt möchte ich noch ein neues Level erreichen.”
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