EuroNASCAR in Brands Hatch: Zwei Fahrer dominieren das Geschehen

EuroNASCAR in Brands Hatch: Zwei Fahrer dominieren das Geschehen
Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Nina Weinbrenner

Gianmarco Ercoli und Vladimiros Tziortzis haben die Rennen der NWES auf dem Indy-Kurs von Brands Hatch gewonnen – Beide Piloten führen damit die Gesamtwertungen an

Die NASCAR Whelen Euro Series (NWES) gastierte Mitte Juni 2023 auf dem Indy Circuit von Brands Hatch in Großbritannien. Auf der mit 1,9 Kilometern kürzesten Strecke des Rennkalenders standen vier Rennen – zwei in der EuroNASCAR PRO und zwei in der EuroNASCAR 2 – auf dem Programm. Am Ende der beiden Renntage waren es Gianmarco Ercoli und Vladimiros Tziortzis, die ihre Rennen gewannen und damit die Führung in ihren Divisionen übernahmen. Max Lanza und Jack Davidson waren in heftige Unfälle verwickelt, beide Fahrer konnten sich jedoch aus eigener Kraft aus den Wracks befreien.

EuroNASCAR PRO

Die Pole-Position ging im Qualifying an Ercoli, der im Freien Training noch nicht sein volles Potenzial gezeigt hatte. Doch CAAL Racing arbeitete am Setup des Chevrolet mit der Startnummer 54 und sorgte dafür, dass der Italiener im Qualifying pfeilschnell unterwegs war. Der Römer fuhr die schnellste Runde und sicherte sich damit den sechsten Pole-Award seiner Karriere. Vittorio Ghirelli, der sich in beiden Trainingssitzungen an die Spitze gesetzt hatte, startete von Platz drei, Liam Hezemans wurde Zweiter.

Das Rennen am Samstag verlief relativ ereignislos. Ercoli gab seine Führung kein einziges Mal ab und feierte einen dominanten Start-Ziel-Sieg. Dahinter kämpfte sich Ghirelli im Bleekemolen-Toyota an Hezemans vorbei auf den zweiten Platz. Als Dritter durfte sich Hezemans im Hendriks-Toyota über den Sieg in der Junior Trophy für Fahrer unter 25 Jahren freuen, während Anthony Kumpen und Sebastiaan Bleekemolen die Top 5 komplettierten.

Den Sieg in der Challenger Trophy sicherte sich Fabrizio Armetta, der hinter dem bis dato Gesamtführenden Lucas Lasserre Neunter wurde. Tziortzis, der in Brands Hatch wie schon in Valencia ein Doppelprogramm absolvierte, musste sein Academy-Caffi-Auto mit einem technischen Defekt in der ersten Kurve abstellen. Zudem wurde Advait Deodhar auf der Start-Ziel-Geraden in einen heftigen Unfall verwickelt. Der Inder und Roberto Benedetti versuchten, dem langsameren Martin Doubek auszuweichen, doch es kam zum Kontakt.

Im zweiten Rennen am Sonntag entbrannte an der Spitze der EuroNASCAR PRO ein heißer Zweikampf zwischen Ercoli und Hezemans, die sich rundenlang ein intensives Duell lieferten. Hezemans schied jedoch aus, nachdem er sich in Kurve 5 nach einem Schlag auf dem Randstein die Servolenkung beschädigt hatte. Der Niederländer kam in Kurve 1 von der Strecke ab, schleppte seinen Camry an die Box und gab auf. Auch Ghirelli kämpfte mit seiner Servolenkung und fiel auf Rang 14 zurück.

Ercoli nutzte die Gunst der Stunde, setzte sich an die Spitze und gewann auch das zweite Rennen. Der Italiener, der 2018 als erster EuroNASCAR-2-Champion ein EuroNASCAR-PRO-Rennen in Großbritannien gewann, krönte sich damit zum König von Brands Hatch und zog in der Gesamtwertung an Lasserre vorbei. Lasserre, der hinter Kumpen und Bleekemolen Vierter wurde, fiel in der Gesamtwertung auf den zweiten Platz zurück. Der Sieg in der Junior Trophy ging an Tziortzis, der sich vom letzten Platz bis auf Rang acht vorkämpfte und sich damit auch die vier Bonuspunkte für die meisten Überholmanöver sicherte.

Armetta gewann erneut die Challenger Trophy, doch in der Sonderwertung stand ein anderer Pilot im Mittelpunkt: Lanza. Der Italiener verlor in der berüchtigten Paddock Hill Bend die Kontrolle über sein Auto, schlug heftig in die Reifenstapel ein und überschlug sich. Trotz der dramatischen Bilder gab es schnell Entwarnung. Über die sozialen Medien teilte der CAAL-Pilot mit, dass es ihm gut gehe und er keine nennenswerten Verletzungen erlitten habe.

EuroNASCAR 2

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

In der EuroNASCAR 2 gab es bereits im Qualifying den ersten Paukenschlag. Zunächst feierte Paul Jouffreau seine erste Pole-Position überhaupt, doch nur wenige Minuten nach dem Qualifying strich die Rennleitung die Bestzeit des Franzosen. Der RDV-Pilot hatte auf der Strecke eine Kollision mit Gil Linster verursacht und wurde dafür bestraft. “Das habe ich verdient”, gibt der Youngster zu, der damit von Platz vier ins Rennen gehen musste. Den ersten Startplatz erbte Alberto Naska.

Doch im ersten Rennen zog der zweifache Valencia-Sieger Tziortzis im Academy-Caffi-Auto schnell am Polesetter vorbei und sicherte sich einen dominanten Sieg. Naksa wurde vor Doubek Zweiter, dahinter komplettierten Linster und Jouffreau die Top 5. Claudio Cappelli gewann die Legend Trophy für Fahrerinnen und Fahrer über 40 Jahre, Thomas Dombrowski wurde zum dritten Mal in Folge bester Rookie-Trophy-Fahrer der NWES-Saison 2023.

Wie in der EuroNASCAR PRO krachte es auch in der zweiten Liga heftig: Davidson, der bereits im Training in Paddock Hill Bend in die Mauer geschossen war, und Patrick Schober aus Österreich berührten sich nach dem Restart in Kurve 1 und schlugen mit voller Wucht in die Reifenstapel ein. Während der Stipp-Chevrolet von Davidson noch in der Nacht repariert werden konnte, musste Double V Racing die Segel streichen. Beide Piloten verließen die Unfallstelle aus eigener Kraft.

Im zweiten Rennen schlug das typisch britische Wetter zu: Es regnete in Strömen und so kam es doch noch zum erwarteten Regenrennen. Tziortzis startete von der Pole-Position, musste sich aber gleich am Start Jouffreau geschlagen geben, der trotz “keinerlei Erfahrung” im Regen eine starke Pace zeigte. Doch der Franzose hatte nach eigenen Angaben einen zu hohen Luftdruck, weshalb Tziortzis ihn bei abtrocknender Strecke wieder überholte.

Nur wenige Kurven später kam der Zyprer jedoch kurz von der Strecke ab, wodurch Jouffreau wieder die Führung übernahm. Doch der Academy-Caffi-Pilot konterte erneut und sicherte sich seinen vierten Sieg in Folge, während Jouffreau als Zweiter sein bisher bestes NWES-Ergebnis feierte. Dahinter komplettierte Naska als Dritter das Podium.

Melvin de Groot sicherte sich als Vierter den Sieg in der Legend Trophy, während Davidson als Siebter ein rabenschwarzes Rennwochenende auf seiner Heimstrecke immerhin mit dem Sieg in der Rookie Trophy beendete. Bis zum nächsten Rennwochenende im italienischen Vallelunga am 8. und 9. Juli hat das Team von Marko Stipp noch viel Arbeit vor sich, um das in Mitleidenschaft gezogene Auto auf Herz und Nieren zu prüfen.

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André Wiegold