Hocevar nach Mexiko: 50.000-Dollar-Strafe für Twitch-Aussage

Nach dem NASCAR-Cup-Debüt in Mexiko-Stadt erhielt Carson Hocevar eine 50.000-Dollar-Strafe für seine „Drecksloch“-Aussage – Weitere Fahrer bemängelten Logistik und Zeitplan
Das erste internationale Event der NASCAR Cup Series in Mexiko-Stadt sorgte für ein unterhaltsames Rennen auf dem Circuit Autodromo Hermanos Rodriguez. Neben seinem Zwischenfall mit Ricky Stenhouse Jr. nach dem Lauf, machte Carson Hocevar weitere Schlagzeilen. Der Spire-Pilot nannte den Austragungsort in einem Twitch-Live-Stream ein „Drecksloch“, was ihm eine Geldstrafe von 50.000 US-Dollar einbrachte. Die Strafe kam aber nicht von NASCAR, sondern von seinem Team Spire Motorsports.
Twitch-Aussage kostet Hocevar viel Geld
In der Live-Übertragung absolvierte der 22-Jährige einige Runden auf dem Roval in der iRacing-Simulation. Im Chat wurde er gefragt, wie ihm das Debüt auf der mexikanischen Strecke gefallen hat.
“Ich würde es so formulieren: Die ganze Erfahrung wäre großartig gewesen, wenn die Anreise einfacher wäre, wenn man leichter hierher [nach Mexiko] käme, wenn man sich sicherer fühlen würde, um von einem Ort zum anderen zu kommen, wenn es hier nicht so ein Drecksloch wäre, wenn die Track-Limits besser durchgesetzt würden, wenn das Rennen insgesamt besser wäre und man sich nicht so eingeklemmt fühlen würde. Dann wäre eine großartige Erfahrung. Wenn man also all das nicht beachtet, ist es großartig.”
Diese Aussage kostete den jungen Fahrer eine hohe Summe. Ungewöhnlicherweise veranlasste das Team selbst die “Erziehungsmaßnahme” und nicht die NASCAR. Im Statement von Spire Motorsports heißt es:
“Diese Maßnahmen stehen im Einklang mit unserem zentralen Wert des Respekts von Spire Motorsports – ein Wert, den wir voller Stolz auf jedem Rennwagen, jeder Teamuniform, jedem LKW und allen digitalen Kanälen zeigen. Respekt ist kein Slogan. Er ist ein täglicher Anspruch, den wir leben: in unserer Kommunikation, in unserem Wettkampfverhalten und in unserem Engagement für die Gemeinden, die unseren Sport willkommen heißen.” Zusätzlich hat die Mannschaft die Rennserie über die Maßnahmen in Kenntnis gesetzt.
“Spire Motorsports hat NASCAR über diese Sanktionen informiert, und NASCAR hat bestätigt, dass unsere teamintern verhängte Strafe den Anforderungen des Dachverbands entspricht. Gemeinsam bleiben wir entschlossen, das weltweite Wachstum von NASCAR zu präsentieren, die leidenschaftliche mexikanische Fangemeinde zu feiern, die wir vergangenes Wochenende hautnah erlebt haben, und sicherzustellen, dass jedes Mitglied unserer Organisation Gastgeber, Konkurrenten und Gemeinden mit Würde behandelt.”
Die 50.000 Dollar wurden von Spire Motorsports an drei mexikanische Vereine gespendet und nicht in die eigene Tasche gesteckt. Darunter das mexikanische Rote Kreuz, eine Kinderhilfsorganisation und eine nichtstaatliche Organisation, die Bildung im Land fördert.
Hocevar entschuldigt sich öffentlich nach Strafe
Nach der Strafe aufgrund seines losen Mundwerks, ruderte Hocevar auf seinen Social-Media-Kanälen zurück und entschuldigte sich.
„Vielleicht sollte ein Kind, das bis Donnerstag noch nie das Land verlassen hat, keine Meinung darüber abgeben, wie es an einem anderen Ort als Portage, Michigan, ist. Als ich die Frage im Stream beantwortet habe, stand ich der Reise skeptisch gegenüber. Ich habe alles geglaubt, was ich über Mexiko-Stadt gelesen und gehört habe, obwohl die meisten, die das gesagt haben, höchstwahrscheinlich noch nie dort gewesen sind.”
“Ich schäme mich für meine Kommentare, für das Rennen, das ich gefahren bin, und vielleicht muss ich sowieso hierher ziehen, um mich vor Ricky [Stenhouse Jr.] zu verstecken. Wenn jemand jemandem oder einem Ort einen Vertrauensvorschuss geben sollte, dann bin ich das. Es tut mir leid, Mexiko-Stadt. Betrachtet mich als Verbündeten für die Zukunft.”

Teams hatten Probleme mit Mexiko-Logistik
Auch wenn Hocevar nicht gerade auf feine Art Kritik geübt hatte, gab es weitere Stimmen von NASCAR-Piloten und anderen Beteiligten, die an dem Event etwas zu bemängeln hatten. Vor allem die Logistik und der enge Zeitplan wurden als größte Probleme genannt.
Für die 1.600-Kilometer-Strecke vom Michigan International Speedway zum Autodromo Hermanos Rodriguez organisierte die NASCAR eine logistische Großaktion: Operations-Chef Tom Bryant entwarf bereits ein Jahr vor dem Rennen ein mehrstufiges PACE-Programm (Primary, Alternate, Contingency, Emergency) und koordinierte 137 Sattelzüge mit 284 Fahrern. Die Ladung der Fahrzeuge wurde penibel auf über 2.400 Zoll-Formularen erfasst.
Unmittelbar nach dem Zieleinlauf in Michigan tauschten die Haupt- und Reservehauler die fertigen Rennwagen aus und rollten noch vor 20 Uhr Ortszeit im Norden los. Zwischen den beiden Austragungsorten lag eine Strecke, für die sie über 40 Stunden Fahrtzeit benötigten. Die gesamte Kolonne wurde an der Grenze durch einen XXL-Röntgenscanner geleitet. Der Zeitplan war so strikt, dass jede Stunde fest getaktet war.
Trotz der komplexen Planung hatten einige Teams Probleme, ihren Einsatz zu koordinieren. Das galt auch für die siegreiche Trackhouse-Mannschaft. Shane Van Gisbergen erklärte in der Pressekonferenz, dass sie zunächst mit einer minimalen Crew auskommen mussten, da ihre Flüge verspätet waren.
“Unsere Ingenieure sind gestern kurz vor dem Qualifying angekommen und die Mechaniker eine Nacht davor. Am Freitag hatten wir wirklich nur eine Minimalbesetzung.”
Auch mit dem Magen hatte der Sieger in der Startnummer 88 Probleme: “Normalerweise bin ich wirklich vorsichtig. Ich habe versucht, es so zu handhaben, als würde ich nach Asien reisen. Ich trinke nur Flaschenwasser, bin beim Duschen vorsichtig und putze meine Zähne mit Wasser aus der Flasche. Aber gestern nach dem Qualifying konnte ich einfach nichts drin behalten.” Nach dem Rennen sagte er im Interview mit Prime Video, er würde buchstäblich aus beiden Löchern tropfen.

NASCAR plant Off-Week für Mexiko-Rückkehr – Gordon fordert flexibleren Kalender
Trotz der vielen Schwierigkeiten stieß das Event bei der NASCAR auf Zuspruch. Ben Kennedy, der geschäftsführende Vizepräsident und Leiter für Innovationen im Bereich Veranstaltungsorte und Rennsport, nahm den Wunsch nach einer Off-Week rund um das Rennwochenende auf. Er hofft auf eine Rückkehr, auch wenn es aktuell noch keine Verlängerung für 2026 gibt.
“Idealerweise kommen wir rund um ein Off-Weekend zurück. Aber wir müssen noch etwas am Kalender feilen. Die Schwierigkeit ist, dass wir nicht viele freie Wochen haben. Wir hoffen, in Zukunft wiederzukommen. Mexiko ist ein großartiger Standort und wir streben eine langfristige Präsenz an.”
Auch Jeff Gordon ist begeistert von dem Ausflug und der Politik der Serie, neue Orte und Strecken auszuprobieren: “Am liebsten würde ich überall auf der Welt fahren. Aber bevor wir so weit expandieren, müssen wir erst den Kalender in den Griff bekommen. Bei 38 Saisonläufen – in diesem Jahr hatten wir genau ein freies Wochenende – ist das einfach nicht machbar. Von Michigan nach Mexiko-Stadt und direkt weiter nach Pocono? Das geht nicht, das würde uns auf Dauer kaputtmachen. Wir brauchen Anpassungen im Zeitplan.”
Auf eine neue Strecke in den USA wird der stellvertretende Vorsitzende von Hendrick Motorsports womöglich nicht lange warten müssen. Laut The Athletic ist die NASCAR in Verhandlungen mit der Stadt San Diego für ein neues Stadtrennen in 2026. Laut den Medienberichten steht der Deal kurz vor dem Abschluss.
Autor(en)
Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.
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