Meine Lieblingsgeschichten von den 24h von Daytona 2025: Endlich wieder IMSA

Meine Lieblingsgeschichten von den 24h von Daytona 2025: Endlich wieder IMSA
Foto: Porsche AG

Die 24h von Daytona haben die IMSA-Saison 2025 eingeläutet und der Auftakt hatte es in sich – Das sind meine persönlichen Lieblingsgeschichten vom ersten Rennen

Liebe IMSA-Fans,

die 24h von Daytona läuten nicht nur traditionell die IMSA-Saison ein, sie waren auch der offizielle Startschuss für mein persönliches Motorsport-Jahr. Motorvision war 24 Stunden live dabei und ich durfte zusammen mit meinen geschätzten Kollegen Lenz Leberkern und Pete Fink über acht Stunden lang das letzte Drittel des Rennens kommentieren. Langeweile kam während meines Stints nicht auf, denn der Langstreckenklassiker im Sunshine-State Florida hatte es – wieder einmal – in sich.

Porsche dominiert und BMW ist da

In der GTP zeichnete sich früh ab, dass der IMSA-Champion und Daytona-Sieger des Vorjahres Penske-Porsche die Messlatte hochlegen würde. Beide Autos der deutschen Marke waren schnell und vor allem konstant, was letztlich auch für die Entscheidung sorgte. Am Ende waren es Felipe Nasr, Nick Tandy und Laurens Vanthoor mit der Startnummer 7, die nach etwas mehr als 24 Stunden als Erste die Zielflagge sahen, und das Trio hat sich diesen Sieg redlich verdient.

Ich wette, Porsche und Roger Penske waren schon bereit, einen Doppelsieg zu feiern, denn lange Zeit sah es so aus, als würde das Schwesterauto mit der Startnummer 6 mit Matt Campbell, Mathieu Jaminet und Kevin Estre den zweiten Platz belegen, doch die Weissacher hatten die Rechnung ohne Tom Blomqvist gemacht.

Der Meyer-Shank-Acura mit der Startnummer 60 mischte zwar in der Führungsrunde mit, hatte aber nicht die Pace, um vorne mitzuhalten, weshalb Colin Braun in den letzten Stunden sogar noch die Überrundung drohte. Boxenstopps und Gelbphasen sorgten jedoch dafür, dass das Rückkehrer-Team in der Führungsrunde blieb und Blomqvist im letzten Stint noch einmal zum Angriff blasen konnte.

Der Brite lieferte ab, denn obwohl der Acura den Porsches klar unterlegen war, machte der 31-Jährige mit Biss und Willen den Unterschied. Blomqvist bezwang in der Schlussphase das #6er-Trio von Porsche und sicherte sich mit seinen Teamkollegen Braun, Scott Dixon und Felix Rosenqvist den zweiten Platz. Doch es gab noch einen weiteren Hersteller, der eine Chance auf den Sieg in der GTP-Klasse hatte, doch der Traum platzte in einem dramatischen Finale.

Die Rede ist von BMW – eine kleine, aber, wie ich finde, schöne Überraschung. War der auf einem Dallara-Chassis basierende LMDh-Bolide in der Saison 2024 noch nicht in der Lage, konstant an der Spitze mitzumischen, so scheint sich das für die neue Saison geändert zu haben. BMW hat sein Auto weiterentwickelt und war sowohl im Freien Training als auch im Qualifying am schnellsten. Die Startnummer 24 mit Dries Vanthoor, Raffaele Marciello, Kevin Magnus und Philipp Eng war schnell und voll im Mix.

Vanthoor fuhr den letzten Stint und griff die Porsches immer wieder an. Im Verkehr kollidierte er jedoch mit einem GTD-Ferrari von Triarsi und beschädigte dabei die Front des Autos, das anschließend beim Bremsen verdächtig hoppelte. BMW hätte in der letzten Gelbphase die Chance gehabt, die Frontpartie zu wechseln, doch die Bayern verzichteten darauf. Eine weitere kleine Kollision mit einem der Porsches beim Restart besiegelte das Schicksal des Quartetts: Vanthoor musste das ondulierte Auto an die Box bringen und verlor damit eine Runde und die Chance auf einen Podiumsplatz.

Am Ende reichte es für Platz vier und BMW wird sicherlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf die 24h von Daytona zurückblicken. Positiv: Die Marke hat deutlich an Pace gewonnen und auch die Zuverlässigkeit scheint zu stimmen. Negativ: Zwei kleine Fehler in einer extrem anspruchsvollen Phase haben ein besseres Ergebnis verhindert. Aber eines ist sicher: Mit BMW ist in der IMSA-Saison 2025 zu rechnen. Etwas enttäuschend war der Auftritt von Cadillac, die Wayne-Taylor-Autos konnten nicht wirklich mithalten, der AER-Whelen-Caddi fiel aus. Lamborghini hat viel Arbeit vor sich, denn das GTP-Auto blieb bereits in der ersten Stunde mit technischen Problemen liegen.

Streit zwischen BMW und Corvette

Tommy Milner sorgte wohl für das Bild des 24-Stunden-Rennens, als er nach einer Berührung mit einem Paul-Miller-BMW das Fenster öffnete, den Arm ausstreckte und mit einer eindeutigen Geste klarstellte, was er von der fragwürdigen Strategie des BMW-Teams hielt. Er zeigte Augusto Farfus den Mittelfinger, der gerade in die Boxengasse abbog, um eine Durchfahrtsstrafe abzusitzen.

Doch der Reihe nach: Farfus saß im zweiten Paul-Miller-BMW in der GTD-Pro, der in der Nacht in einen Unfall verwickelt war und deshalb 50 Runden Rückstand hatte. Milner fuhr in seiner Pratt-Miller-Corvette auf den Brasilianer auf, der seinen ohnehin schon sehr breiten M4 noch breiter machte. Und das hatte seinen Grund: Der #1 Paul-Miller-BMW mit Connor De Phillippi am Steuer hing der Corvette im Nacken. Farfus hielt Milner auf und ließ ihn nicht vorbei. De Phillippi attackierte den Amerikaner immer wieder, doch der hielt sich vor dem BMW.

Es kam, wie es kommen musste: In einem der Horseshoes bremste Farfus so stark, dass Milner und De Phillippi kollidierten und das Heck der Corvette stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Team reparierte das Auto notdürftig, doch als erneut Teile am Heck herumbaumelten, verdonnerte die IMSA das Corvette-Team zu einem Pflichtstopp, um weitere Reparaturarbeiten vorzunehmen. Farfus bekam für seine Aktion eine – wie ich finde – gerechtfertigte Durchfahrtsstrafe und als er diese absitzen wollte, kam der Stinkefinger von Milner.

Wer dachte, das wäre das Ende der Geschichte, hat sich getäuscht: Am Ende kämpfte Kelvin van der Linde im Paul-Miller-BMW, den er von Di Phillippi übernommen hatte, um den Sieg, aber auch Antonio Garcia (#3 Corvette) und Nico Varrone (#4 Corvette) mischten an der Spitze mit. Varrone opferte sich schließlich für das Team und rächte sich für das Teamfahren des BMW-Rennstalls. In der Schlussphase räumte der Argentinier den M4 von van der Linde ab und wurde dafür zu Recht bestraft.

Das Ende vom Lied: Weder BMW noch Corvette standen in der Victory-Lane, sondern Ford. Dennis Olsen war sehr schnell unterwegs und führte zu diesem Zeitpunkt die GTD-Pro-Wertung an. Der Däne profitierte auch vom Scharmützel hinter ihm und sorgte so für den ersten IMSA-Sieg des Ford Mustang GT3, die Corvette von Garcia, Daniel Juncadella und Alexander Sims landete dahinter auf Rang zwei. Der zweite Multimatic-Mustang komplettierte das Podium, doch dazu komme ich wegen der Fahrerbesetzung im nächsten Teil meiner Highlights.

Viele Deutsche mit Pokalen im Gepäck

15 deutsche Fahrer waren bei den 24h von Daytona am Start und so mancher hat am Flughafen wohl noch ein zusätzliches Gepäckstück gebucht, um seinen Pokal mit nach Hause zu nehmen. In der GTP-Klasse stand mit Porsche gleich zweimal ein deutscher Hersteller auf dem Podium, unter den Fahrern gab es allerdings kein Schwarz-Rot-Gold. In der LMP2, die Tower Motorsport nach einem dramatischen Finale mit Rückschlägen für Era Motorsport und AO Racing gewann, gab es keinen einzigen deutschen Piloten.

So muss der Blick in die GTD-Klassen gehen, denn dank IMSA, ADAC GT Masters, SRO-Serien und DTM gibt es viele deutsche Fahrer, die die GT3-Boliden perfekt beherrschen. In der GTD-Pro feierte Christopher Mies zusammen mit Olson und Frederic Vervisch den Sieg. Der 35-Jährige aus Heiligenhaus gewann bereits das GT-Masters, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und das 12-Stunden-Rennen in Bathurst. Nun darf sich Mies auch Daytona-Sieger nennen – zuvor stand er in seiner Karriere bereits zweimal auf dem Podium.

Den zweiten Mustang auf Platz drei steuerte Mike Rockenfeller mit Sebastian Priaulx und Austin Cindric. Der DTM-Champion von 2013 und Le-Mans-Sieger von 2010 hat in den USA Fuß gefasst und zeigte erneut eine starke Leistung. Mit seinen 41 Jahren ist Rocky einer der erfahrensten Piloten im Feld und hat seinen Teil zum Erfolg des Ford-Teams in der GTD-Pro beigetragen. So bleibt nur zu sagen: Hut ab vor den Herren Mies und Rockenfeller!

Foto: Porsche AG

Getspeed, ein typischer Rennstall aus dem Epizentrum Nürburgring, schaffte es bei seinem Daytona-Debüt in der GTD-Pro auf Anhieb in die Top 5. Dieses deutsche Team hatte deutsche Fahrer an Bord: Fabian Schiller und Luca Stolz fuhren zusammen mit Maxime Martine und Anthony Bartone, dessen Familie das Getspeed-Engagement unterstützte, ein solides Rennen. Auch AO-Racings Laurin Heinrich gehörte lange zu den Sieganwärtern, Rexy landete nach einer späten Kollision, bei der die Frontschürze wegflog, jedoch zahnlos auf Rang acht.

Auch in der GTD-Wertung freuten sich zwei Deutsche über den Sieg: Lars Kern und Marvin Kirchhöfer sorgten in der AWA-Corvette für eine Überraschung und ließen sich am Ende der 24 Stunden mit ihren Teamkollegen Orey Fidani und Matt Bell feiern. Das Quartett rang in einer spannenden Schlussphase den Wright-Porsche mit der Startnummer 120 nieder, der Heart-of-Racing-Aston-Martin komplettierte das Podium in der Pro-Am-GT3-Klasse. Ich finde, die deutschen GT3-Piloten haben in Daytona überzeugt und sicherlich auch das heimische Publikum reichlich unterhalten.

Das waren sie also, die 24h von Daytona 2025. Viele weitere Geschichten haben es nicht in diesen Text geschafft, sonst würde ich wahrscheinlich weitere 24 Stunden brauchen, um diesen Artikel fertigzustellen. Es war mir wieder eine Ehre, über acht Stunden des Rennens bei Motorvision kommentieren zu dürfen und ich danke dem gesamten Team hinter den Kulissen sowie meinen Kollegen Pete, Lenz, Stefan Ehlen und Fabio Gospodarek für eine, wie ich finde, sehr gelungene Übertragung, die ich zu zwei Dritteln mit der Fanbrille verfolgt habe, wenn ich nicht gerade wenigstens ein paar Stunden Schlaf bekommen habe. Ich freue mich schon auf die nächste IMSA-Sendung am 15. März. Dann stehen die 12h von Sebring auf dem Programm. In diesem Sinne: Bis dann!

Euer

André Wiegold

Nachtrag zur LMP2

Im Rahmen der technischen Überprüfung kam es noch zu einem Beben in der LMP2-Wertung, denn Tower Motorsports wurde der Sieg aberkannt, da die Skid-Blocks am Unterboden zu verschlissen waren. Mehr als fünf Millimeter Verschleiß ist nicht erlaubt, beim Siegerteam waren es mehr. Das Team wehrt sich gegen die Abstufung auf Platz zwölf, der Einspruch wurde aber abgelehnt. Damit ist United Autosports der Sieger der LMP2-Wertung des 24h von Daytona 2025.

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