NASCAR-Reisebericht (Teil 2): Las Vegas Motor Speedway
Motorsport-Fotograf und Filmexperte Michael Großgarten hat im Jahr 2020 sein erstes NASCAR-Rennen live vor Ort erlebt – Er berichtet über seinen Besuch in Las Vegas
Liebe Leadlap.de-Leser,
sollte ein Fan jemals ein NASCAR-Rennen live vor Ort gesehen haben? Diese Frage habe ich mir in über 30 Jahren immer wieder gestellt. Eigentlich ja, aber immer wieder kam etwas dazwischen: Heirat, Kinder, Hauskauf, der Tod von Dale Earnhardt oder auch die Flugangst meiner Frau, mit der ich die Reise gerne zusammen erlebt hätte.
Erst ein großes gesundheitliches Problem im Jahr 2019 – bei mir wurde ein Tumor entdeckt – und die Aussage der Ärzte, “mach noch alles, bei dem du Spaß hast“, verleitete mich dazu, diesen Wunsch endlich zu erfüllen. Genau zu dieser Zeit machten meine Freunde von ‘Threewide.de’ ihre NASCAR-Reise nach Charlotte und ohne es zu wissen, nahmen sie mich emotional mit auf diesen Trip.
Sie riefen mich sogar aus Charlotte an und ich gestehe, ich habe bitterlich geweint, denn Charlotte war immer mein Traumziel. In diesem Moment stand eigentlich fest: Ja, ich möchte NASCAR live und mit eigenen Augen erleben. Nun stand die Frage im Raum wo, wann und wie! Hier kamen wieder meine Freunde von ‘Threewide.de’ ins Spiel. Sie planten eine Reise zum Las-Vegas-Rennen 2020, den zweiten Lauf der neuen Saison.
Sie halfen mir beim Buchen des Fluges, des Hotels und bei den Einreiseformalitäten. Las Vegas 2020 konnte kommen, aber leider waren es ja noch über sechs Monate bis zum Start, dazu noch sehr viele ärztliche Behandlungen. Das Ziel Las Vegas half mir sehr bei der Genesung und gab mir sehr viel Kraft.
Einige Wochen dem Start kam dann auch noch die Nachricht: Es wird alles wieder gut bei mir! Ihr glaubt gar nicht, wie glücklich ich war. Dann war es endlich soweit: “Viva Las Vegas!” Das Einchecken war schon interessant, denn ich musste zur Sonderkontrolle und meine Fotoausrüstung war mit sieben Kilogramm auch nicht gerade leicht, aber es hat alles gepasst.
Auf geht’s in den Westen
Darauf nun ein zehn Stunden langer Flug, der für mich persönlich sehr schnell verging. Es war ja der erste Langstreckenflug in meinem Leben. In Las Vegas angekommen, ging es zur Einreisekontrolle: Ich hatte echt großen Bammel davor, auch wegen meines schlechten Englisch, aber auch das habe ich irgendwie geschafft. Danach ging es zu den Autos für unsere acht Personen große Gruppe und ins Hotel Zirkus Zirkus.
Am Donnerstagabend ging es dann schon zur unserer ersten Rennveranstaltung, zum Star Nursery 150 der ARCA Menards Series am Bullring, dem kleinen Short-Track, der mit zum Las Vegas Motor Speedway gehört.
Wir durften in die Startaufstellung und mit den Fahrern sprechen. Die Freundlichkeit der Piloten und Teammitglieder war super, denn überall hörten wir: “Wie, ihr kommt aus Deutschland zum NASCAR-Rennen? Ihr müsst ja verrückt sein! Danke, dass ihr uns besucht.”
Das ARCA-Rennen war sehr spannend. Leider war das Late-Model-Rennen (vergleichbar mit Venray) nicht so interessant, denn hier fuhr Kyle Busch mit. Er spielte förmlich mit den anderen Fahrern und gewann problemlos. Kleine Info von mir: zieht euch am Abend warm an, es wird dort saukalt.
Auf zum Truck-Rennen
Freitagmorgen ging es früh an die Strecke und ich sage euch, die Anlage ist gigantisch. Wir sahen sie schon aus vielen Kilometern Entfernung. Für heute stand das Freie Training der NASCAR Cup Series sowie NASCAR Xfinity Serie und das STRAT Las Vegas 200 Truck-Rennen an. Aber erst einmal ging es zum Shoppen, wann hat man schon die Gelegenheit, sich vor Ort mit Fanartikeln einzudecken.
Anschließend erklommen wir die Tribünen. Die Einlasskontrollen waren wie am Flughafen, es ging aber alles sehr schnell. Auch ich mit meiner großen Fotoausrüstung kam ich rein. Wir besorgten uns noch Karten für die Neon-Garage und ab ging es ins Infield. Hier sah ich dann zum ersten Mal die NASCAR-Boliden in Aktion und ich hatte ein großes Grinsen im Gesicht.
Der Auslöser meine Kamera stand nicht mehr still. Auch die Autogrammstunde mit den Fahrern der Truck Series war super. Das Rennen der Trucks schaute ich mir dann von der Tribünen aus an. Es war interessant, aber auch hier hat Kyle Busch die Spannung um den Sieg des Rennens etwas herausgenommen. Hinter ihm ging es aber mächtig zur Sache.
Nach dem Rennen merkte ich, dass mir irgendetwas gefehlt hat, aber ich wusste noch nicht was. Gut gelaunt ging es dann wieder zurück ins Hotel, um dann Las Vegas unsicher zu machen.
Regen am Samstag, Rennen am Sonntag
Am Samstagmorgen schaute ich aus dem Fenster: Mist! Regen!. Trotzdem ging es los zur Strecke. 2019 hat es in Las Vegas an zehn Tagen geregnet. Nun bin ich da und es regnet, weshalb das Rennen der Xfinity Series auf Sonntag nach dem Cup-Rennen verschoben wurde. So konnte ich aber immerhin die Air-Titans und die Jet-Blower in Aktion sehen.
Ein besonderes Highlight war, den ehemaligen Truck-Fahrer von Dale Earnhardt Sr. zu treffen und mich mit ihm zu unterhalten. Dazu lernte ich den Rennfahrer Justin Allgaier kennen, der sich trotz meines schlechten Englisch viel Zeit für mich nahm. So hat er einen neuen Fan gewonnen. Der Samstag an der Rennstrecke war aber schnell vorbei.
Nun war es endlich soweit: Es war ein sonniger Sonntagmorgen und mit voller Vorfreude ging es zur Rennstrecke, zu meinem ersten NASCAR-Rennen. Vorher habe ich noch ein paar Autogramme von einigen Cup-Fahrern ergattert. Das Rennen war super, auch wenn die 88 von Alex Bowman nicht gewonnen hat. Im Xfinity-Rennen feuerte ich anschließend Justin Allgaier an.
Das Fazit
So nun zu meinem Fazit: Es ist zweigeteilt, jeder der sich für Motorsport interessiert, sollte sich einmal ein Rennen vor Ort anschauen. Die Geschwindigkeit und die Lautstärke der Autos sind gigantisch. Das war das Beste, was ich in über 30 Jahren Motorsport erlebt habe. Die Preise für die Tickes und auch die Merchandising-Artikel sind absolut in Ordnung. Ich fand nur das Essen und Getränke zu teuer sind.
Mein persönliches Fazit: Ja, es war super, aber werde ich noch einmal ein Rennen besuchen? Ich glaube nicht, denn ich weiß nun, was mir bei den Rennen gefehlt hat: Ich bin kein Zuschauer, der sich einfach auf die Tribüne setzt und das Treiben beobachtet. Ich muss das Rennen durch den Sucher meiner Kamera verfolgen, erst dann bin ich glücklich und das ist ohne Presseakkreditierung nicht so einfach.
Letztlich war es aber eine großartige Reise. Ich habe hier in der Ich-Form geschrieben, aber wir waren die meiste Zeit als Gruppe unterwegs und es war wunderbar mit allen, die dabei waren! Ein besonderen dank an Nina Weinbrenner und Mario Schlimper, die mir bei all den Vorbereitungen geholfen haben.
Bis bald, euer Michael Großgarten
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