Auf den Spuren von Ron Hornaday: NASCAR-Champion Ben Rhodes will Truck-Geschichte schreiben

Auf den Spuren von Ron Hornaday: NASCAR-Champion Ben Rhodes will Truck-Geschichte schreiben
Foto: NASCARMedia/Chris Graythen/Getty Images

Ben Rhodes holte mit ThorSport seinen zweiten Truck-Titel – Der 26-Jährige will in der Meisterschaft bleiben und Geschichte schreiben

Mit seinen 26 Jahren ist der frischgebackene NASCAR-Truck-Champion Ben Rhodes eigentlich prädestiniert, den nächsten Schritt zu wagen und in die Xfinity- oder Cup-Serie zu wechseln. Doch der ThorSport-Pilot denkt gar nicht daran, die Leiter zu erklimmen, sondern er will in der dritten NASCAR-Liga Geschichte schreiben. Im Jahr 2023 hat der Rennfahrer aus Louisville, Kentucky, bereits seinen zweiten Truck-Titel gewonnen, zwei weitere Gesamtsiege fehlen ihm noch zum Rekord von Ron Hornaday Jr. aus den Jahren 1996, 1998, 2007 und 2009.

Rhodes begann 2004 im Kartsport mit dem Motorsport. Danach begann eine Bilderbuchkarriere, wie sie viele junge Talente in den USA anstreben: Von den Bandoleros ging es zu den Legends-Cars und den Late-Models. Rhodes überzeugte schnell mit zahlreichen Siegen und schaffte es als Youngster in das NASCAR-Next-Programm, woraufhin er seine ersten Starts in der NASCAR-Pro-Serie absolvieren durfte. Dies war der Startschuss für seinen Aufstieg auf die große NASCAR-Bühne auf nationaler Ebene.

2014 holte sich Rhodes den Titel in der NASCAR-Pro-Series-East und zog mit vier Siegen in Folge auf dem Iowa Speedway, im Bowman Gray Stadium, auf dem Five-Flags Speedway und auf dem Langley Speedway sogar mit dem Serienrekord von Ricky Craven gleich. Mit dem Titel im Gepäck machte sich das damalige Talent auf, sich in der NASCAR einen Namen zu machen – allerdings nicht in der Truck-Serie, sondern in der zweiten NASCAR-Liga, der NASCAR Xfinity Series.

Zu früh in Liga zwei

Rhodes unterschrieb einen Vertrag bei JR Motorsports und fuhr eine Teilzeitsaison für das Team von Dale Earnhardt Jr., der an die Fähigkeiten des Youngsters glaubte. Doch nach nur drei Truck-Rennen in der Saison 2014 war der Schritt vielleicht etwas verfrüht, denn Rhodes gab gegenüber Forbes zu, dass “die Fußstapfen damals vielleicht etwas zu groß” waren. “Aber es war die Chance, die ich bekam”, sagt der heute 26-Jährige, der in seiner ersten Saison nur zwei Top-10-Ergebnisse in zehn Rennen sammelte.

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Schon damals sah ThorSport eine große Chance und nahm Kontakt zu Rhodes auf. “Das Team sah damals einen jungen Kerl mit Potenzial, der Vollzeit fahren sollte. Ich brauchte Zeit, um zu lernen und hinter dem Lenkrad zu reifen. Das Team gab mir diese Möglichkeit. Die Saison 2015 war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte, die allerdings sechs Saisons brauchte, um sich voll zu entfalten”. so der Truck-Champion.

Rhodes gewann in der Saison 2017 sein erstes Truck-Rennen, nachdem er die Saison 2016 auf dem 14. Gesamtrang beendet hatte. In Las Vegas durfte Rhodes zum ersten Mal in seiner Karriere auf nationaler Bühne in die Victory-Lane einbiegen. Es folgte ein weiterer Sieg auf dem Kentucky Speedway in der Saison 2018, bevor Rhodes 2019 sieglos blieb. Erst 2020 holte der damals 23-Jährige in Darlington seinen dritten Truck-Sieg. In vier Jahren schaffte es Rhodes jedes Mal in die Top 10 der Gesamtwertung, seine beste Platzierung war Rang fünf im Jahr 2017.

Der erste Titel wurde mächtig gefeiert

Der Durchbruch gelang ihm erst in der Saison 2021, in der er sowohl im Oval als auch auf dem Rundkurs von Daytona siegte. Mit einem dritten Platz auf dem Phoenix Raceway sicherte er sich seinen ersten Titel und sorgte mit seiner legendären Pressekonferenz, die er sichtlich angetrunken abhielt, für viel Gesprächsstoff. Trotz dieses Erfolges, der häufig einen Wechsel in die Xfinity-Serie nach sich zog, blieb Rhodes ThorSport und der Truck-Serie treu.

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Im Jahr 2022 hatte Rhodes erneut die Chance auf den Titel, nachdem er die reguläre Saison auf dem Bristol Motor Speedway gewonnen hatte, doch der damalige Toyota-Pilot musste sich im Finale Zane Smith geschlagen geben. ThorSport wechselte von Toyota zu Ford, doch der Herstellerwechsel war kein Hindernis für Rhodes, der sich in einem chaotischen Finale auf dem Phoenix Raceway als Fünfter seinen zweiten Titel sicherte. In der Saison 2023 gelang Rhodes auf dem Charlotte Motor Speedway ein weiterer Rennsieg.

Zwei Titel, das sollte eigentlich reichen, um den Schritt in die Xfinity- oder Cup-Serie zu wagen, doch Rhodes scheint andere Pläne zu haben. “Es scheint realistisch, dass ich in dieser Serie Geschichte schreiben kann”, sagt der 26-Jährige, der den Rekord von Hornaday Jr. mit vier Titeln brechen will. „Vor meinem ersten Titel hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber jetzt könnte der zweite Titel einer von vielen werden.”

Auf den Spuren von Hornaday, Crafton, Sauter und Enfinger?

“Stellt euch vor, ich hole noch bevor ich 30 Jahre alt werde den dritten Titel, wie verrückt wäre das denn?” so Rhodes weiter. “Das wäre völlig wild. Ich möchte diesen Weg weiter bestreiten und schauen, was die Zukunft für mich bereithält. Ron Hornaday hat sich in dieser Meisterschaft einen Namen gemacht und den Rekord aufgestellt.” Nun ist es Rhodes Ziel, einen weitere Schritt in Richtung Legendenstatus in der Truck-Serie zu machen, weshalb er sich schon darauf freut, 2024 den Titel zu verteidigen. Vielleicht schafft er es eines Tages als Truck-Rekordhalter in die Hall-of-Fame der NASCAR.

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Neben Hornaday gibt es drei weitere Namen, die fast ausschließlich in der Truck-Serie NASCAR-Geschichte geschrieben haben. Matt Crafton hat 521 Truck-Starts auf dem Buckel, aber nur vier in der Xfinity-Serie und zwei in der Cup-Serie. Der 47-Jährige hat in seiner Karriere drei Titel gewonnen. Der Zweite im Bunde ist Johnny Sauter mit 317 Rennen in der Truck-Serie. Der 45-Jährige bestritt zwar auch 207 Xfinity- und 85 Cup-Rennen, gewann aber nur 2016 den Titel in der Truck-Serie.

Der 38-jährige Grant Enfinger wartet noch auf seinen ersten Titel, aber wenn, dann in der Truck-Serie, in der er bisher 171 Rennen bestritten hat. Hinzu kommen je ein Start in der Xfinity- und der Cup-Serie. Enfinger hatte 2023 Chancen auf den Gesamtsieg, musste sich aber im Finale von Phoenix knapp Rhodes geschlagen geben. Es gibt also genügend Beispiele von Fahrern, die nie den Sprung in die zweite Liga oder in die Oberliga geschafft oder gemacht haben, aber dennoch eine respektable NASCAR-Karriere aufgebaut haben. Ein weiterer Pilot könnte Rhodes werden, der es bei der Pressekonferenz 2023 wieder richtig krachen lassen hat.

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André Wiegold