Erster NASCAR-Titel: Tony Stewart sieht Cole Custer bald wieder in der Cup-Serie

Erster NASCAR-Titel: Tony Stewart sieht Cole Custer bald wieder in der Cup-Serie
Foto: NASCAR Media/Chris Graythen/Getty Images

Cole Custer hat mit Stewart-Haas Racing die NASCAR-Xfinity-Meisterschaft gewonnen – Teamchef Tony Stewart sieht den 25-Jährigen nach seinem ersten Titel bald wieder im Cup

Die Karriere von Cole Custer gleicht einer Achterbahnfahrt: Der 25-Jährige wurde früh ins NASCAR-Cup-Team von Stewart-Haas Racing befördert, musste dann aber wegen schwacher Ergebnisse den Weg zurück in die Xfinity-Serie antreten. Der Rennfahrer aus Kalifornien ließ sich davon aber nicht unterkriegen und arbeitete hart daran, sich zu rehabilitieren. Mit dem Gesamtsieg in der Xfinity-Serie 2023 hat es geklappt, weshalb Teamchef Tony Stewart das Talent eines Tages wieder in der Cup-Serie sieht.

“Er ist auf dem richtigen Weg”, sagt Stewart, der in seiner Karriere selbst drei Cup-Titel gewann. “Er wird eines Tages wieder in einem Cup-Auto sitzen., denn er macht seinen Job und hat seine Führungsqualitäten auch an der Basis unter Beweis gestellt. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er eines Tages wieder in einem Cup-Auto sitzen wird.” Trotz des Titels und der vakanten Startnummer 10 bei Stewart-Haas in der Cup-Serie deutet alles darauf hin, dass Custer 2024 wieder in der Xfinity-Serie an den Start gehen wird, denn das ist offiziell der Plan des Teams, der sich natürlich noch ändern könnte.

Noah Gragson wird als Nachfolger von Aric Almirola gehandelt, der nach der Saison 2023 seinen Helm an den Nagel hängt. Custer scheint trotz bester Beziehungen zu Stewart-Haas Racing nur die zweite Geige zu spielen. Schließlich ist sein Vater Joe Custer Präsident des Rennstalls von Stewart sowie Gene Haas und auch im Formel-1-Programm federführend aktiv. Doch mit gerade einmal 25 Jahren hat Cole Custer noch alle Zeit der Welt, sich zu beweisen und den Weg zurück in die NASCAR-Spitze zu schaffen. Angesichts seines Talents und seines ersten NASCAR-Titels auf nationaler Ebene lohnt sich ein Blick auf seine Karriere.

Die Karriere von Cole Custer

Bereits mit vier Jahren fuhr Custer sein erstes Quarter-Midget-Rennen und zeigte schnell, dass er das Zeug zum Sieger hat. Nach erfolgreichen Stationen im Late-Model-Business wechselte er 2013 zu Ken Schrader Racing, um in der NASCAR-Pro-Series-East an den Start zu gehen. Er gewann in Iowa und New Hampshire, belegte am Ende der Saison aber nur den achten Platz in der Gesamtwertung. Dennoch wagte Custer schnell den Schritt auf die große NASCAR-Bühne, denn es folgten zwei Teilzeit-Truck-Jahre im Entwicklungsprogramm von Haas und JR Motorsports.

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Ab 2017 nahm die Karriere des damals 20-Jährigen richtig Fahrt auf. In der Xfinity-Serie holte er für Stewart-Haas Racing in seiner ersten Vollzeit-Saison gleich einen Sieg beim Finale auf dem Homestead-Miami Speedway und dank seiner Konstanz reichte es am Ende für den fünften Platz in der Gesamtwertung. In den beiden folgenden Jahren avancierte Custer zum Titelanwärter, doch beide Male reichte es nur zum zweiten Platz. Sieben Rennsiege in der Saison 2019 überzeugten Stewart-Haas Racing, um Custer in die Cup-Serie zu befördern.

Custer trat die Nachfolge des abgewanderten Daniel Suarez an, hatte aber von Beginn an große Probleme, seine guten Leistungen aus der Xfinity-Serie zu bestätigen. Zwar gewann Custer 2020 auf dem Kentucky Speedway sein erstes Cup-Rennen, doch die Plätze 16, 26 und 25 in den Saisons 2020, 2021 und 2022 reichten nicht aus, um sich im Oberhaus der NASCAR zu etablieren. Stewart-Haas degradierte ihn und versetzte den Youngster für die Saison 2023 zurück in die Xfinity-Serie, wo er befreit auftrumpfte und schließlich den Titel holte.

Stewart-Haas Racing degradierte Custer bewusst

“Es war eine bewusste Entscheidung, ihn zurückzuschicken”, erklärt Stewart nach dem Finale 2023. “Es ging darum, ihm Selbstvertrauen zu geben. Er hat Selbstvertrauen gewonnen und sich auch zu einem Leader entwickelt. Natürlich kann vieles schiefgehen, wenn ein Fahrer von der großen Bühne in eine niedrigere Serie wechselt, aber wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen. Das hat seinen Charakter geformt.” Laut Stewart hat Custer 2023 genau das erreicht und sich so entwickelt, wie es sich der Rennstall vor Saisonbeginn vorgestellt hatte.

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Custer selbst war von der Rückversetzung hart getroffen, riss sich aber zusammen, um die Erwartungen zu erfüllen. “Das Cup-Niveau ist sehr hart und es geht verdammt eng zu. Da muss alles über Jahre passen. Wir haben tolle Leute in den Programmen, aber manchmal will es einfach nicht klappen. Es geht aber auch darum, dass es Leute gibt, die an mich glauben, denn das Jahr hat für uns nicht gut begonnen.” Ähnlich wie Cup-Champion Ryan Blaney musste Custer bis zum Sommer 2023 warten, um den Durchbruch zu schaffen.

Schließlich gewann der 25-Jährige das erste Saisonrennen auf dem Rundkurs in Portland und qualifizierte sich damit für die Playoffs. Ein weiterer Sieg auf dem Straßenkurs in Chicago gab ihm viel Selbstvertrauen. In den letzten zehn Rennen fuhr Custer dann sechsmal in die Top 5 und der Sieg auf dem Phoenix Raceway brachte ihm schließlich den Xfinity-Titel ein. Reicht diese Entwicklung für eine baldige Rückkehr in die Cup-Serie? Die Antwort kennen nur Stewart und Haas, doch der Kalifornier hat eine starke Bewerbung abgeschickt, sollte im Team ein Cockpit frei werden oder nicht extern besetzt werden können.

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André Wiegold