Die Rolle des Gejagten? “Nehme ich an”: Griebel bereit für spannende DRM-Saison

Die Rolle des Gejagten? “Nehme ich an”: Griebel bereit für spannende DRM-Saison
Foto: ADAC Motorsport

DRM-Champion Marijan Griebel sprach vor Saisonbeginn mit Leadlap.de über den Titelkampf, seine neue Beifahrerin Ella Kremer und wie ihm sein Beruf als Polizist im Rallye-Auto hilft

Marijan Griebel ist vierfacher deutscher Rallyemeister und der Titelverteidiger in der DRM, den es in dieser Saison zu schlagen gilt. Doch in dieser Saison ändert sich etwas, denn der 35-jährige Rallyepilot hat eine neue Beifahrerin an seiner Seite.

Nach mehreren erfolgreichen Jahren mit Tobias Braun wird Griebel nun von Ella Kremer, der Tochter des DRM-Meisters von 1996, 1998 und 1999 Armin Kremer, unterstützt, mit der er bereits eine Testrallye in Frankreich absolvierte.

Außerdem haben Philip Geipel und Julius Tannert angekündigt, um die Meisterschaft fahren zu wollen. Die beiden Sachsen sind zuversichtlich, den aktuellen DRM-Meister vom Thron stoßen zu können, der zudem die Auftakt-Rallye im Erzgebirge auslässt und erst einmal als Jäger in die Saison starten wird. Leadlap.de hat ihn exklusiv gefragt, was ihn in diesem Jahr erwartet und wie er sich auf die Meisterschaft vorbereitet hat.

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Druck liegt bei der Konkurrenz: Griebel über den Kampf mit Tannert und Geipel

Frage: „Tannert und Geipel haben schon vor der Saison angekündigt, um den Titel mitkämpfen zu wollen, wie hart wird die Titelentscheidung in diesem Jahr und wie viel Druck macht dir das?“

Griebel: „Für die deutschen Rallyefans dürfte es schön sein, dass voraussichtlich wieder drei Fahrer ernsthaft um den Titel des deutschen Meisters kämpfen werden. Das verspricht enge Duelle und womöglich Spannung bis zum letzten Meter der Saison. Auch für uns Aktive ist es in der Regel schöner, wenn man als Zweitplatzierter nicht gleich als erster Verlierer gilt, sondern sich in einer starken Meisterschaft auch darüber noch freuen kann.“

„Ich kenne die Rolle des Gejagten und nehme diese auch gerne an. Zusätzlichen Druck verspüre ich aber eigentlich nicht. Die letzten beiden Jahre haben wir geliefert und den Titel geholt, daher dürften den Druck jetzt eher die beiden Sachsen haben.“

Frage: „Julius Tannert stand in den vergangenen Jahren mehrfach unmittelbar vor dem Titelgewinn. In welchen Bereichen schätzt du ihn 2025 am gefährlichsten ein, und welche eigenen Stärken setzt du dagegen, um seinen Angriff abzuwehren?“

Griebel: „Julius hat sicherlich neben seinen eigenen starken Fähigkeiten ein gutes Gesamtpaket. Mit dem Skoda Fabia RS Rally2 von Eurosol ist er bestens vertraut und auch mit Pirmin als Beifahrer hat er einen guten Mann an seiner Seite. An der Spitze kommt es oftmals auf Kleinigkeiten an, die den Ausschlag machen. Im letzten Jahr waren wir zumeist schneller und konnten am Ende recht souverän den Titel gewinnen. Wir können gespannt sein, wie es 2025 aussieht.“

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Frage: „Mit dem Toyota Yaris GR Rally2 startet Philip Geipel in diesem Jahr mit einem relativ neuen Auto in der DRM und hat Titelambitionen. Der Skoda hingegen ist ein bewährtes Modell. Wo liegen die technischen und fahrerischen Vor- und Nachteile des Skodas im Vergleich zum Toyota? Glaubst du, dass sich die Erfahrung des Skodas auszahlt und das Alter ausgleicht?“

Griebel: „Der Skoda Fabia RS Rally2 ist bereits die dritte Evolutionsstufe auf Basis des Skoda Fabia und daher im Prinzip fast gleich alt bzw. neu wie der Toyota Yaris. Der Hauptunterschied der Fahrzeuge dürfte darin liegen, dass der Toyota lediglich von einem Dreizylindermotor angetrieben wird, was sich auch auf gewisse Abläufe beim Fahren (z.B. früheres Hochschalten) auswirkt. Wir haben bereits mehrfach bewiesen, dass der Skoda Fabia RS Rally2 ein siegfähiges Fahrzeug ist. Davon bin ich auch weiterhin fest überzeugt.“

Neue Beifahrerin, alter Erfolg: Griebels Saisonvorbereitung in Frankreich geglückt

Frage: „Wie war deine Saisonvorbereitung bei der Rallye Le Touquet – Pas-de-Calais? Welche Erkenntnisse hast du gewonnen? Wie hilft dir das Rallyefahren mit einem Rallye4-Auto (FWD) bei der Vorbereitung, wenn du in der DRM mit einem Allrad-Rally2-Auto an den Start gehst?“

Griebel: „Unsere Test Rallye in Frankreich ist extrem gut verlaufen. Ich habe das Team nach dem Recce das erste Mal überhaupt gesehen und bin auch mehrere Jahre kein Rally4-Fahrzeug mehr gefahren. Für diese Ausgangslage war der Podestplatz ein voller Erfolg. In anderen Sportarten trainieren Spitzenathleten nahezu täglich, da bin ich der Meinung, dass jeder Kilometer im Fahrzeug hilft, um sich zu verbessern bzw. nach dem langen Winter wieder in Form zu kommen. Da nutze ich auch gerne Gelegenheiten in leistungsschwächeren Fahrzeugen, insbesondere wenn es in solch attraktiven Ländern und Markenpokalen wie Mitte März in Frankreich der Fall ist.“

Frage: „Wie ist die erste Rallye mit deiner neuen Beifahrerin Ella Kremer gelaufen, wie hast du dich mit ihr im Auto gefühlt, was macht sie besonders gut und woran müsst ihr als Team noch arbeiten, wo gibt es Potenzial?“

Griebel: „Die Zusammenarbeit mit Ella hat wirklich gut funktioniert, das hat das Rallye-Ergebnis glaube ich am Besten gezeigt. Ich bin vor rund zehn Jahren schon einen WRC-Lauf mit ihr zusammen gefahren und war damals schon überrascht, wie gut sie den Umstieg von einem R1-Fahrzeug bei regionalen Rallyes zu einem WRC-Projekt gemeistert hat. Daher hatte ich bereits vor der Rallye du Touquet wenig Bedenken. Bis auf kleinere Absprachen bei Besonderheiten in meinem Aufschrieb, die das Timing der Ansage etwas verändern, hat auch alles super funktioniert. An den letzten genannten Feinheiten arbeiten wir gerade, aber das dürfte auch kein Problem sein.“

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Rituale, Beruf und neue Herausforderungen: So bereitet sich Griebel auf einen DRM-Lauf vor

Frage: „Wie sieht deine Vorbereitung auf eine Rallye aus? Wie läuft die letzte Stunde ab, bevor du ins Auto steigst und es losgeht? Wie sieht dein Rallye-Alltag aus, gibt es Besonderheiten, Rituale, die du dir im Auto angewöhnt hast oder hast du einen Glücksbringer?“

Griebel: „Zunächst mal ist es gut, bereits top vorbereitet zu einer Rallye zu kommen. Neben den körperlichen Aspekten (trainiert, gut ernährt und ausgeruht) zähle ich hier vor allem auch das Studium von Zeitplan, Abläufen, Onboard-Aufnahmen, etc. dazu.“

„Vor Ort haben sich dann im Laufe der Jahre sicherlich gewisse Rituale verfestigt. Ich bin unmittelbar vor dem Start normal eher in mich gekehrt und konzentriert. Auch nach fast 200 Rallyes ist man vor der ersten Wertungsprüfung immer noch besonders aufgeregt.“

Frage: „Du bist bekanntlich hauptberuflich Polizist. Gibt es Fähigkeiten oder Routinen aus deinem Berufsalltag, die dir im Rallyesport helfen (z.B. Disziplin, Konzentration unter Stress)? Und umgekehrt: Profitierst du im Beruf von deinen Erfahrungen als Rallyefahrer?“

Griebel: „Über die Frage, ob mir Routinen aus dem Berufsalltag auch im Sport helfen, habe ich noch nie so genau nachgedacht, obgleich es sicher eine gute Frage ist. Auch im Polizeiberuf muss man manchmal innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen, genau wie im Rallyeauto. Das ist sicher eine gewisse Parallele. Man befindet sich auch tatsächlich öfter in (psychischen/ physischen) Stresssituationen und muss dennoch konzentriert und rational bleiben, daher mag das durchaus hilfreich sein.“

„Die im Sport erlernte Fahrzeugbeherrschung kann im Ausnahmefall umgekehrt natürlich dienstlich helfen. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Dinge, wie vor größeren Menschenmengen selbstbewusst aufzutreten (was ich im Sport bei Interviews, Fernsehauftritten und ähnliches des Öfteren bewältigen muss) oder die Fremdsprachenkenntnisse, die ich im Laufe meiner sportlichen Laufbahn erlernen und ausbauen durfte.“

Frage: „Der DRM-Kalender 2025 endet mit der Lausitz-Rallye auf Schotter – etwas ungewöhnlich für die Deutsche Meisterschaft. Wird dieses Schotter-Finale deine Saison Strategie beeinflussen? Planst du zum Beispiel zusätzliche Tests auf losem Untergrund oder eine besondere Strategie mit den neuen Regularien? Wie sehr freust du dich, dass eine Schotter-Rallye im Kalender steht?“

Griebel: „Generell freue ich mich immer über neue (sportliche) Aufgaben und Herausforderungen. Die Lausitz Rallye ist eine der wenigen großen Veranstaltungen in Deutschland, die ich noch nie gefahren bin. Bei allen anderen Läufen zur DRM (mit Ausnahme der ELE Rallye) war ich schon mindestens fünfmal am Start. Demnach sind neue Strecken und Regionen immer toll. Das Fahren auf Schotter hat mir auch immer extrem viel Spaß gemacht und durch die Zeit in der ERC und z.T. auch WRC habe ich sicher auch ein paar Erfahrungswerte auf diesem Untergrund sammeln können. Inwiefern die mir nach vielen Jahren noch helfen, werden wir dann gegebenenfalls im Herbst sehen.“

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Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seiner Karriere besuchte er zahlreiche Live-Events, darunter das Daytona 500, die WEC in Spa und das Goodwood Festival of Speed. Bei dieser Gelegenheit lernte er auch die Crew von Garage 56 kennen. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.

Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

Erik Resch und André Wiegold

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