Ein Earnhardt entdeckte im Jahr 2015 die EuroNASCAR

Ein Earnhardt entdeckte im Jahr 2015 die EuroNASCAR
Credits: NASCAR Whelen Euro Series

Jeffrey Earnhardt pilgerte im Jahr 2015 nach Brands Hatch, um in der EuroNASCAR zu starten – Der Enkel von Dale Earnhardt startete in der ELITE-1-Meisterschaft 

Als der Name Earnhardt in der NASCAR Whelen Euro Series (NWES) auf der Teilnehmerliste für die Runden fünf und sechs im britischen Brands Hatch auftauchte, waren die NASCAR-Fans aus dem Häuschen. Jeffrey Earnhardt, der Enkel von NASCAR-Legende Dale Earnhardt und Neffe von Dale Earnhardt Jr., reiste nach Europa, um an zwei Rennen der ELITE-1-Meisterschaft teilzunehmen. Doch wie schlug sich der erfahrene Cup-, Xfinity- und Truck-Pilot auf dem Indy-Kurs? 

Einfach hatte es der heute 32-Jährige damals nicht, da er es gleich mit vielen erfahrenen Rundkurs-Spezialisten in der NWES aufnahm. Im Qualifying platzierte er seinen Chevrolet Camaro des Teams Whelen Amai.fr auf Platz 14 – ein solides Ergebnis, da insgesamt 25 Fahrer in der Topkategorie an den Start gingen. Earnhardt nahm das Rennen auf dem 1,944 Kilometer langen kurzen Layout aus dem Mittelfeld aus auf. 

Wildes Samstagsrennen

Nicolo Rocca erwischte von der Pole-Position aus einen starken Start und setzte sich an der Spitze fest. Dahinter wurde es ziemlich eng und es gab eine brenzlige Situation zwischen den beiden Teamkollegen Ander Vilarino und Romain Iannetta. Ersterer musste in Graham Hill Bend sogar kurz die Strecke verlassen, um eine Kollision zwischen den beiden zu verhindern. Earnhardt erwischte eine gute erste Runde und sortierte sich im Mittelfeld ein. 

Credits: NASCAR Whelen Euro Series

Dann wurde es an der Spitze dramatisch: Rocca machte in der Clark Curve einen Fehler und kam von der Fahrbahn ab. Während sich der Italiener vor Vilarino auf Platz vier wieder einsortierte, übernahm Eddie Cheever III die Führung. Anschließend gab es noch einen typischen Bump-and-Run von Vilarino gegen Rocca in Druids, weshalb Rocca auf Platz fünf zurückfiel. Während es an der Spitze wild zu ging, konzentrierte sich Earnhardt darauf, seine Position zu verteidigen und das Auto sicher ins Ziel zu bringen. 

In Runde 13 von 30 folgte der nächste Führungswechsel: Iannetta attackierte Cheever und übernahm so Platz eins. Währenddessen hatte Earnhardt bereits zwei Positionen gut gemacht. Der US-Amerikaner aus Mooresville im Bundesstaat North Carolina war nach einem soliden ersten Renndrittel auf Platz zwölf unterwegs und hatte jetzt Routinier Bert Longin vor seiner Nase. Hinter Earnhardt lauerte Philipp Lietz aus Österreich, der zuvor beide ELITE-2-Rennen auf dem Oval des Raceway Venray gewonnen hatte. 

Das frühe Aus am Samstag

Die Zielflagge sah Earnhardt am Samstag aber nicht: Der Gaststarter verbremste sich in der Clark-Curve und rutsche in seinem Auto mit der Startnummer 55 ins Kiesbett – einen Mauerkontakt konnte er vermeiden. Das Safety-Car musste ausrücken, damit das havarierte Fahrzeug von Earnhardt geborgen werden konnte. Das Rennen wurde in Runde 22 wieder freigegeben: Iannetta verteidigte seine Führung, während Frederic Gabillon sich auf Rang zwei setzte.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series

Die Clark-Curve rückte wieder in den Fokus, als Alon Day und Rocca aneinander gerieten: Die beiden berührten sich, weshalb Rocca im Kiesbett zum Stehen kam und Day mit einem beschädigten Auto weitermachen musste. Letztlich gewann Iannetta den Lauf vor Gabillon und Vilarino, während Cheever und Anthony Kumpen die Top 5 komplettierten. Für Earnhardt hieß es: Mund abputzen und den Fokus auf Sonntag legen.

Der zweite Versuch 

Trotz des Rückschlags am Samstag, war Earnhardt in Brands Hatch aber verdammt schnell unterwegs: Das zeigte auch seine Startposition für das zweite Rennen, die durch die schnellsten Runden im Samstagslauf gebildet wurde. Der US-Amerikaner fuhr die neuntschnellste Runde und nahm die sechste Runde der Saison 2015 damit aus den Top 10 auf – eine gute Ausgangsposition, um beim zweiten Anlauf zu glänzen. 

Das zweite Rennen startete genauso actionreich, wie das erste aufhörte: Iannetta setzte sich an der Spitze ab, während Rocca nach einem Kontakt mit Gabillon – für den der Franzose bestraft wurde – in Druids heftig in die Mauer krachte – ein gebrauchtes Wochenende für den Italiener mit Titelambitionen. Earnhardt schaffte es, unbeschadet durch das Chaos und machte so einige Positionen gut. Das Safety-Car rückte aus. 

Credits: NASCAR Whelen Euro Series

Nach dem Re-Start kam es zu einem der heftigsten Unfällen in der NWES-Geschichte: Fabrizio Armetta, Lietz und Wilfried Boucenna schossen gemeinsam in Paddock Hill Bent. Es gab einen Kontakt zwischen Armetta und Boucenna, wobei letzterer heftig in den Reifenstapel geschleudert wurde. Das Auto mit der Startnummer 77 wurde in die Luft geschleudert, wobei alle Karosserieteile zerstört wurden. Als das nackte Chassis zum Stehen kam, gab es schnell Entwarnung: Boucenna stieg unverletzt aus!

Earnhardt schleicht sich nach vorne

Earnhardt profitierte von den Unfällen und lag beim Restart in Runde neun von 30 schon auf Platz sieben. Vor ihm war der Österreicher Florian Renauer, während Longin hinter dem US-Amerikaner auf seine Chance lauerte, eine Position gutzumachen. Als das grüne Tuch geschwenkt wurde, übernahm Iannetta erneut vor Kumpen und Vilarino die Führung. Longin griff gleichzeitig in Druids nach dem siebten Platz von Earnhardt und ließ den US-NASCAR-Piloten hinter sich. 

Nur wenige Runden später gab es eine Berührung zwischen Cheever und Kumpen, die in Surtees über den Rasen schlitterten und damit viele Positionen verloren – ein weiterer Glücksfall für Earnhardt, der wieder ohne große Mühen weiter Richtung Top 5 katapultiert wurde. Nur wenige Kurven später übernahm Vilarino in Druids die Führung gegen Iannetta, der anschließend Rocca im Nacken hängen hatte. 

Credits: NASCAR Whelen Euro Series

Roberto Benedetti triggerte die nächste Gelbphase, weil er mit seinem Double-T-Chevrolet im Kiesbett stecken blieb. Es waren nur noch wenige Runden zu fahren, als Vilarino das Feld zum Restart führte und seine Position in der Kurve 1 verteidigte. Earnhardt verlor währenddessen zwei Positionen an Armetta und Kumpen, der versuchte, sich nach dem Ausflug wieder zurück an die Spitze zu kämpfen.

Ein solides Ergebnis in einem chaotischen Rennen

Aufgrund der zahlreichen Zwischenfälle lagen viele Trümmerteile auf der Strecke verteilt, doch das war für die Rennleitung kein Grund, das Rennen noch ein weiteres Mal zu unterbrechen. Letztlich gewann Vilarino den Lauf vor Iannetta, Day, Renauer und Kumpen. Earnhardt sah hinter Longin auf Platz sieben die Zielflagge und krönte damit ein solides Wochenende mit einer starken Top-10-Platzierung. 

Lietz, Cheever und Freddy Nordström kamen hinter dem US-Amerikaner ins Ziel und rundeten so die Top 10 ab. Ein Ausfall in aussichtsreicher Position und ein siebter Platz: Die lange Reise des Enkels von Dale Earnhardt nach Europa hat sich gelohnt. Jeffrey Earnhardt sollte nicht der einzige große Name aus den USA bleiben, der sich in der NWES versuchen sollte. Später folgten noch weitere Stars, die den großen Teich überquerten, dazu aber später mehr …

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André Wiegold