Käsereibe Thermal Club: So wichtig werden die Reifen und Strategien

Käsereibe Thermal Club: So wichtig werden die Reifen und Strategien
Foto: Penske Entertainment: James Black

Der zweite Saisonlauf der IndyCar-Saison 2025 findet auf dem Thermal Club Raceway in Kalifornien statt, eine Strecke, die als reifenmordend gilt – So wichtig sind deshalb die Strategien

Nach dem IndyCar-Auftakt 2025 auf dem Straßenkurs in St. Petersburg zieht die Serie in den Westen der USA, nach Kalifornien. Auf dem Thermal Club Raceway, der 2024 noch Gastgeber eines All-Star-Rennens war, wird 2025 ein Meisterschaftslauf ausgetragen. Die 4,82 Kilometer lange Strecke gilt als extrem reifenmordend und verspricht den größten Verschleiß der Firestone-Reifen. Die Strategien werden also eine wichtige Rolle spielen.

Ganassi Racing überzeugte bereits in St. Petersburg mit einem guten Gespür für die Boxenstopps und holte mit Alex Palou und Scott Dixon einen Doppelsieg für das Team. Doch wie wird die Taktik im Thermal Club aussehen? IndyCar hat im Vergleich zu St. Petersburg die Reifenverteilung geändert. Statt einer Aufteilung in fünf normale und fünf weiche Reifen wird es in Kalifornien wie bisher sechs Sätze normale und vier Sätze weiche Reifen pro Team geben. 

Andere Philosophie als in St. Pete

Damit soll sichergestellt werden, dass die Teams genügend Reifen für längere Stints zur Verfügung haben. Firestone-Chefingenieurin Cara Krstolic erklärt gegenüber RACER: “Als wir in der Winterpause mit IndyCar sprachen, hieß es, wir sollen mehr Grip mit den Reifen bieten. Wir haben alles gegeben, um den Unterschied zwischen den normalen und weichen Reifen zu vergrößern, daher ist der Verschleiß [der weichen Reifen] gestiegen. Dass der weiche Reifen einen ganzen Stint hält, hat kein gutes Racing produziert.” 

Auf dem Thermal Club Raceway wird eine andere Philosophie verfolgt. “Anstatt die weichen Reifen noch weicher zu machen wie auf den Straßenkursen, haben wir den normalen Reifen widerstandsfähiger, haltbarer und temperaturbeständiger gemacht. Es wird immer noch einen Unterschied zwischen dem normalen und dem weichen Reifen geben, aber nicht so groß wie in St. Petersburg oder auf anderen Straßenkursen.“

Hybrid belastet die Reifen

Auch der Hybrid spielt eine wichtige Rolle, denn die Autos sind durch den zusätzlichen Elektromotor im Vergleich zum Thermal-Club-All-Star-Race 2024 schwerer geworden, was die Reifen zusätzlich belastet. Laut Krstolic ist es daher, als würde man ein völlig anderes Auto einsetzen. Denn das zusätzliche Gewicht erhöht den Verschleiß. Interessant: In Long Beach soll es wieder fünf Sätze jeder Mischung geben und der weiche Reifen soll wie in St. Petersburg schnell verschleißen. 

Das Ziel: Die unterschiedlichen Philosophien sollen die Teams dazu animieren, verschiedene Strategien auszuprobieren. Die Reifen sollen auf der Strecke einen Unterschied machen. “Wir hören auf das, was die Fahrer sagen”, fährt Krstolic fort. “Wir nehmen das Feedback auf. Aber ich glaube, die Fahrer haben verstanden, in welche Richtung IndyCar gehen will. Deshalb werden wir in Long Beach die gleichen Reifen sehen [wie in St. Petersburg].“

Das erste echte Rennen im Thermal Club

65 Runden stehen am Sonntagabend deutscher Zeit auf dem Thermal Club Raceway auf dem Programm. Die Strategen sind gefragt, denn der richtige Umgang mit den Reifen wird über den Sieg entscheiden. Der Null-Fehler-Job an der Box ist der Grundstein für ein erfolgreiches Rennen, denn die Track-Position wird sehr wichtig sein. Gegenüber RACER sagt McLaren-Pilot Pato O’Ward: “Wer auch immer dieses Rennen gewinnen wird, wird an seinen Strategen denken.” 

Für den Mexikaner sind das Qualifying und die richtige Strategie die wichtigsten Faktoren, um den zweiten Saisonlauf 2025 zu gewinnen. “Wir sind hier noch nie eine komplette Renndistanz gefahren”, sagt er. 2024 setzten die Teams beim All-Star-Race nur die normalen Mischungen ein. Auftaktsieger Palou erwartet einen hohen Reifenverschleiß. Teilweise wurden die Reifen extra geschont, um am Ende noch scharfe Waffen zu haben. Die Folge: Die Rundenzeiten waren teilweise eine Sekunde langsamer als möglich. 

Die Krux: Fahrer und Teams stehen vor einigen großen Fragezeichen, denn auf der Käsereibe des Thermal Clubs wurde noch kein kompletter Stint unter Wettbewerbsbedingungen absolviert. Wie lange halten die Reifen wirklich? Penske-Präsident Tim Cindric, der in der IndyCar für Josef Newgarden verantwortlich ist, hält es zudem für schwierig, auf der Strecke zu überholen, ohne die Reifen zu ruinieren. Deshalb sei die Track-Position entscheidend. 

Änderungen an der Strecke und teure Tickets

Eine weitere Unbekannte ist die letzte Kurve der Strecke, die auf die Start-Ziel-Gerade führt, denn diese wurde auf Wunsch der IndyCar-Serie angepasst. Beim All-Star-Rennen fuhren die Fahrer in den Kurven 16 und 17 aggressiv über die Randsteine, wodurch die Autos teilweise abhoben. Die Kurvenkombination wurde abgeflacht, damit die Autos nicht mehr so schnell beschädigt werden, weil sie nicht mehr in die Luft katapultiert werden. Andretti-Global-Pilot Marcus Ericsson sieht aber auch nach der Entschärfung der Kurven weiterhin die Gefahr, sein Auto in diesem Bereich zu beschädigen. 

Der Thermal Club Raceway hofft am Sonntag auf 5.000 zahlende Gäste, die das Rennen an der Strecke verfolgen. Thermal-Geschäftsführer Nicholas Rhoades sagt gegenüber RACER, dass diese Zahl fast erreicht sei. “[Die Ticketverkäufe] haben in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Die VIP-Tickets gingen gut weg, diese Bereiche sind, so glaube ich, schon ausverkauft.” Die Tickets beginnen bei 475 US-Dollar, was das Rennen für Besucher sehr teuer macht, aber das Geld wird benötigt, um die Kosten für die Durchführung des ersten professionellen Rennens auf der Strecke zu decken.

In Deutschland übertragen Motorvision+ und Sky das Rennen live. Motorvision+ setzt auf einen deutschen Kommentar, an den Mikrofonen werden Pete Fink und Stefan Ehlen die Fans unterhalten. Die Übertragung beginnt um 20 Uhr.

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Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

André Wiegold

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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