Marko Stipp setzte alles auf eine Karte: Poker führte zu Führungsrunden in Most

Marko Stipp setzte alles auf eine Karte: Poker führte zu Führungsrunden in Most
Michael Großgarten / Leadlap.de

Marko Stipp Motorsport sammelte erstmals unter neuem Namen Führungsrunden in der NWES – Der Teamchef pokerte mit Romain Iannetta, wurde für das Risiko letztlich aber nicht belohnt

Plötzlich war die Startnummer 46 von Marko Stipp Motorsport beim Lauf der NASCAR Whelen Euro Series (NWES) auf dem tschechischen Autodrom Most an der Spitze. Romain Iannetta, der erst wenige Tage vor dem Event einen Vertrag beim deutschen Team unterschrieben hatte, blieb im Regen lange auf Slicks draußen und führte dank des Pokers zwei Runden des EuroNASCAR-PRO-Rennens an. Das Risiko wurde letztlich aber nicht belohnt: Der Franzose musste an die Box kommen und fiel auf Rang 17 zurück.

Doch was war passiert? Das EuroNASCAR-PRO-Rennen am Samstag wurde auf Slicks und trockener Strecke gestartet, doch die besorgten Blicke gen Himmel zeigten bereits früh, dass viele Teamchefs mit Schauern während der 17 Runden rechneten. In Runde vier öffneten sich die Schleusen und es begann, zu regnen. Iannetta, der jetzt über 67 NWES-Rennen auf dem Buckel hat, fühlte sich trotz der nassen Strecke auf Slicks wohl, weshalb Teamchef Marko Stipp entschied, die Nummer 46 nicht an die Box zu zitieren.

Alles auf Sieg

Der Poker schien aufzugehen: Der Franzose führte insgesamt zwei Runden an und setzte sich klar von der Konkurrenz ab, die bereits an die Box gekommen war, um sich Regenreifen abzuholen. “Ich habe in den Himmel geschaut und gehofft, dass es nicht weiter regnet”, so Stipp nach dem Rennen gegenüber ‘Leadlap.de’. “Wenn der Regen nicht stärker geworden wäre, hätten wir gute Chancen auf den Sieg gehabt. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt, um das Auto in der Victory-Lane parken zu dürfen.”

Der ehemalige Rennfahrer tüftelte an der Strategie für beide Fahrer und ließ seine Anweisungen an den EuroNASCAR-PRO-Piloten weitergeben. Jedoch wurden die Schauer immer stärker, weshalb es für Iannetta nicht mehr möglich war, das Auto zu kontrollieren. Eigentlich sollte der Chevrolet Camaro schon eine Runde früher an die Box kommen, allerdings schien Iannetta die Anweisung nicht zu hören. Erst nach einem Ausritt ins Kiesbett fuhr der 41-Jährige an die Box.

Credits: Michael Großgarten / Leadlap.de

Mechaniker mit gutem Stopp, Strategie geht nicht auf

Ohne jegliches Training mussten die Mechaniker dann die Slicks demontieren und die Regenreifen aufschnallen. “Die Jungs haben einen unglaublichen Job geleistet – sowohl bei Romain als auch Yevgen [Sokolovskiy]. Man konnte ihnen ansehen, wie anstrengend das war und ich habe größten Respekt vor dieser Leistung. Im Vergleich waren wir sehr schnell und haben gezeigt, was wir drauf haben.”

Der Boxenstopp bedeutete aber auch das Aus im Kampf um den Sieg. Iannetta, der außerdem eine Strafe für eine Berührung mit Alon Day aufgebrummt bekommen hatte, fiel letztlich auf Rang 17 zurück. Hätte es nicht stärker geregnet, hätte der Franzose trotz der Strafe gute Chancen auf den Sieg gehabt. “Ich habe die ganze Zeit an der Box gerechnet, welche Rundenzeiten wir brauchten und welche die Konkurrenz fahren durfte. Als der Poker nicht aufging, haben wir Romain an die Box geholt”, so Stipp, der als Chefstratege agiert hat.

Obwohl die Resultate das nicht widerspiegeln, war es ein äußerst erfolgreiches Wochenende für Marko Stipp Motorsport, denn das Team hat sein Potenzial gezeigt, um Toppositionen mitfahren zu können. Im Qualifying setzte Iannetta den Chevrolet Camaro mit der Startnummer 46 auf Platz sechs von 24 Teilnehmern. Mit der viertschnellsten Runde im Samstagsrennen sprang am Sonntag sogar Rang vier in der Startaufstellung heraus. Im Rennen haben das Team und der Franzose die Pace jedoch nicht in ein gutes Resultat umsetzen können.

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André Wiegold