NASCAR 2021: Das sind die Champions der drei nationalen Serien
Die NASCAR-Saison 2021 ist in den Büchern – Kyle Larson, Daniel Hemric und Ben Rhodes sind die Champions in den drei nationalen Serien
Eine ereignisreiche NASCAR-Saison 2021 ist vorbei und die Meister der Cup-, Xfinity- sowie Truck-Serie wurden gekrönt. Außerdem markiert das Jahr 2021 das Ende einer NASCAR-Ära, denn es wird mit der Einführung des Next-Gen-Autos in der Saison 2022 eine echte Revolution im NASCAR-Oberhaus geben. Jetzt müssen jedoch erst einmal die drei Champions beleuchtet werden, die vergangenes Wochenende in Phoenix, Arizona, die Meisterschaftssiege gefeiert haben.
NASCAR Cup Series: Kyle Larson
Es war bis zur letzten Runde des Finales auf dem Phoenix Raceway ein offener Schlagabtausch zwischen den vier Titelkandidaten. Nach 312 spannenden Runden sicherte sich Kyle Larson den Sieg und damit seinen ersten Titel auf Cup-Ebene. Der Kalifornier schlug Martin Truex Jr., der in der Schlussphase zwar nah ans Heck des Hendrick-Chevrolets herankam, aber kein entscheidendes Manöver mehr fahren konnte. Denny Hamlin und Chase Elliott kamen hinter den beiden ins Ziel.
Kyle Larson ist 29 Jahre alt und kommt aus Elk Grove in Kalifornien – eine kleine Stadt südlich von Sacramento und nordöstlich von San Francisco. Seine Wurzeln hat der Cup-Champion auf den lokalen Dirt-Tracks, auf denen er mit sieben Jahren das Rennfahren begann. Schon früh bekam Larson Spitznamen wie “Young Money” (junges Geld), weil er großes Talent zeigte. Dementsprechend schnell kämpfte sich der Kalifornier durch die verschiedenen Klassen.
Obwohl eine IndyCar-Karriere ebenfalls im Raum stand, unterschrieb Larson im Jahr 2012 einen Vertrag bei Earnhardt Ganassi Racing, um dort im Nachwuchsprogramm auf sich aufmerksam zu machen. Dementsprechend musste sich der Jungspund jetzt auch in Late-Models auf Asphaltovalen beweisen. Er gab auf dem New Smyrna Speedway in Florida – unweit von Daytona – sein Debüt und gewann das Rennen mit nur einer einzigen Führungsrunde.
Erste Erfolge auf Asphalt
Larson feierte für Turner Motorsports im Jahr 2012 auf dem Kentucky Speedway sein Truck-Debüt und gewann die NASCAR K&N Pro Series East. Nur ein Jahr später fuhr er auf dem Rockingham Speedway seinen ersten nationalen NASCAR-Rennsieg ein. Seine Sieger-Donuts brannte er ohne Lenkrad in den Asphalt, was NASCAR anschließend wegen Sicherheitsrisiken auf die schwarze List schrieb. Larson hat die Truck-Serie zwar nie gewonnen, kehrte im Laufe der Zeit aber vereinzelt immer wieder in die Meisterschaft zurück.
Mit neuer Erfahrung im Gepäck, machte der heute 29-Jährige im Jahr 2013 den Schritt in die zweite NASCAR-Liga – damals noch Nationwide Series. Er fuhr den Chevrolet Camaro von Turner Scott Motorsport und hatte gleich bei seinem ersten Start auf dem Daytona International Speedway eine Menge Glück, heute überhaupt noch Rennen fahren zu können. Sein Auto wurde in die Luft geschleudert und in den Fangzaun gedrückt. Dabei wurde sogar der Motor aus der Verankerung gerissen. Während Larson unverletzt blieb, erwischten einige Wrackteile und ein Reifen die Zuschauer auf der Tribüne.
Larson wurde trotz des schwierigen Starts der beste Rookie der Saison. Im Laufe seiner Karriere sammelte der neue Champion insgesamt 13 Rennsiege in der NASCAR Xfinity Series und zwei Siege in der NASCAR Camping World Truck Series. Sein erstes Cup-Rennen bestritt Larson im Jahr 2013 auf dem Charlotte Motor Speedway beim Bank of America 500 – damals noch für HScott Motorsports. Er beendete das Rennen aufgrund eines Motorschadens nur auf Platz 37.
Der Sprung in die Cup-Serie
Im Jahr 2014 beerbte Larson dann Ex-Formel-1- und -IndyCar-Legende Juan Pablo Montoya bei Chip Ganassi Racing. In der Startnummer 42 holte der Kalifornier in 6,5 Jahren insgesamt sechs Rennsiege. Seine beste Saison war die Meisterschaft 2017, in der Larson viermal die Victory-Lane besuchte und letztlich auf Platz acht der Gesamtwertung landete. Im Jahr 2019 schaffte es er dank des Playoff-Systems mit nur einem Sieg auf Gesamtplatz sechs. Und dann kam die Saison 2020, die alles verändern sollte …
COVID-19 hatte die Welt im Griff und die V8-Motoren mussten aufgrund der Krise für eine Zeit lang verstummen. Zum Glück gibt es aber die virtuelle Welt, in der sehr realitätsnahe Simulationen das Rennfahren von Zuhause ermöglichen. Das war für Larson aber fatal, da er im Gespräch mit einem Freund eine rassistische Aussage tätigte, die öffentlich zu hören war. Die Konsequenzen folgten prompt: Erst ließen die Sponsoren den Youngster fallen, dann fühlte sich Chip Ganassi dazu gezwungen, Larson zu feuern.
Wie der Phönix aus der Asche
Plötzlich war der Kalifornier von der Bildfläche verschwunden – zumindest in der NASCAR-Welt. Während er über Seminare seine Cup-Rückkehr vorbereitete und mit seinem sozialem Engagement Abbitte leistete, gewann der Dirt-Track-Spezialist ein Sprint-Car-Rennen nach dem anderen. Auf dem NASCAR-Fahrermarkt wurde er schnell wieder als heiße Ware gehandelt und es war Rick Hendrick, der zuschlug und Larson für die Saison 2021 verpflichtete. Mit grünem Licht von NASCAR stieg der 29-Jährige nach einer Zwangspause also in den Chevrolet Camaro mit der Startnummer 5.
Der Rest ist Geschichte: Larson startete im von Hendrick selbst gesponserten Auto mit der Lackierung des tödlich verunglückten Sohn des Teamchefs – Ricky Hendrick. Er gewann im Laufe der Saison 2021 insgesamt zehn Rennen und sicherte sich in Phoenix seinen ersten NASCAR-Titel auf nationaler Ebene. Nebenbei fuhr Larson noch seinen ersten Sieg beim Knoxville Nationals und seinen zweiten Sieg beim legendären Chili Bowl ein – zwei Kronjuwelen des US-amerikanischen Dirt-Track-Sports. Mit 29 Jahren hat Larson noch eine Menge Zeit, sich in der NASCAR-Welt unsterblich zu machen, das Talent hat er auf jeden Fall …
NASCAR Xfinity Series: Daniel Hemric
Ein halber Meter hat die Meisterschaft in der NASCAR Xfinity Series 2021 entschieden: Eigentlich sah Austin Cindric wie der sichere Sieger aus, doch Daniel Hemric packte in der letzten Kurve die Ellenbogen aus, lehnte sich beim Ford des Führenden an und überquerte die Ziellinie gerade einmal wenige Zentimeter vor dem Champion des Jahres 2020. Damit sicherte sich Hemric nicht nur seinen ersten nationalen NASCAR-Sieg, sondern auch gleich den Titel.
Die Karriere von Hemric gleicht wie das Finale in Phoenix einer Achterbahn der Gefühle – mit vielen Höhen und Tiefen. Der 30-Jährige startete im zarten Alter von fünf Jahren mit dem Rennsport und arbeitete sich in seiner Heimat Kannapolis in North Carolina durch die verschiedenen Serien. Sein Idol war damals Carl Edwards, weshalb auch Hemric damit begann, nach seinen Siegen auf sein Auto zu steigen und mit einem Rückwärtssalto herunterzuspringen.
Der NASCAR-Einstieg
Sein Talent blieb nicht unbemerkt und im Jahr 2010 gewann er das legendäre Legends-Million auf dem Charlotte Motor Speedway. Er bekam damals 250.000 Dollar (rund 216.000 Euro) Preisgeld – die höchste Summe, die jemals bei einem Legends-Rennen vergeben wurde. Nachdem er sich in den nationalen Serien zeigte, feierte der heute 30-Jährige mit Sharp Gallaher Racing im Jahr 2013 in Martinsville sein NASCAR-Truck-Debüt. Da er schon früh im Rennen Probleme hatte, reichte es nur für Platz 32.
Seine erste volle Truck-Saison ließ aber noch ein wenig auf sich warten: Erst im Jahr 2015 durfte Hemric das erste Mal um die Meisterschaft kämpfen. Er übernahm das Auto von NTS Motorsport und landete letztlich auf Gesamtrang sieben. Im Folgejahr heuerte er bei Brad Keselowski Motorsport an und schaffte es dank zahlreicher Top-5-Ergebnisse über die Punkte in die Endrunde. Nach einer starken Saison wechselte er zu Richard Childress Racing, um sich in der NASCAR Xfinity Series zu probieren.
Richard Childress und der schnelle Auf- sowie Abstieg
Hemric machte in der zweiten NASCAR-Liga einen guten Job und schlich sich dank seiner unglaublichen Konstanz bis ins Playoff-Finale, obwohl er kein einziges Rennen gewonnen hatte. Ein Elektrikproblem machte ihm auf dem Homestead-Miami Speedway dann aber einen Strich durch die Rechnung, weshalb er in der Gesamtwertung nur Vierter wurde. Sein erstes Cup-Rennen bestritt der Rennfahrer aus North Carolina im Jahr 2018 in Richmond und das war der Startschuss der Achterbahnfahrt …
Richard Childress bestätigte Hemric für das Jahr 2019 als Vollzeit-Cup-Fahrer für die Startnummer 8. Jedoch war es eine Saison zum Vergessen: Sein bestes Ergebnis blieb ein siebter Platz in Pocono und in der Gesamtwertung reichte es nur für Position 25. Obwohl Hemric einen Zweijahresvertrag hatte, gingen er und Childress nach der enttäuschenden Saison wieder getrennte Wege. Im Jahr 2020 hielt sich Hemric als Teilzeitfahrer bei JR Motorsports in der NASCAR Xfinity Series über Wasser, ehe er ein neues Zuhause fand.
Joe Gibbs Racing nahm den heute 30-Jährigen für die Xfinity-Saison 2021 unter Vertrag und sollte dafür belohnt werden. Hemric überzeugte wieder einmal mit seiner Konstanz und schaffte es so, ins Finale der Playoffs. In der letzten Kurve drängte er Cindric auf Platz zwei, gewann sein erstes nationales NASCAR-Rennen, machte endlich vor einem großen Publikum den Rückwärtssalto und wurde zum Champion gekrönt. War das das Ende einer hügeligen Karriere oder doch nur der Anfang?
NASCAR Camping World Truck Series: Ben Rhodes
Ben Rhodes feierte seinen Titel in der NASCAR Camping World Truck Series in Phoenix ausgelassen und dementsprechend locker verlief auch die anschließende Pressekonferenz, zu der der frischgebackene Champion sicher nicht seine erste Dose Bud Light an diesem Abend mitbrachte. Im Rennen selbst reichte Rhodes ein dritter Platz hinter Chandler Smith und Stewart Friesen, um den Titel dingfest zu machen, da er vor den Titelkandidaten Zane Smith, John Hunter Nemechek und Matt Crafton ins Ziel kam.
Ben Rhodes ist mit seinen 24 Jahren noch ein echte Rohdiamant in der NASCAR-Welt, der eine Menge Potenzial mitbringt. Der Rennfahrer aus Louisville in Kentucky ist bereits seit dem Jahr 2014 Teil der Truck-Series und hat im Jahr 2021 mit Spire Motorsports sein erstes Cup-Rennen bestritten. Der Truck-Titel ist sein erster großer Wurf im nationalen NASCAR-Kosmos gewesen und könnte ihm jetzt viele Türen für eine vielversprechende Karriere öffnen.
Vom Kart ins NASCAR-Geschäft
Rhodes begann wie viele NASCAR-Fahrer im Alter von sieben Jahren mit dem Rennsport auf den lokalen Ovalen in einem Kart. Er gewann viele kleine Meisterschaft, ehe er sich im Legends-Car und Late-Model versuchte. Im Jahr 2012 nahm der ehemalige NASCAR-Cup-Fahrer Marcos Ambrose das junge Talent für sein Late-Model-Team unter Vertrag. Rhodes startete ein Jahr später als Teilzeitfahrer in der NASCAR K&N Pro Series East und wurde in das NASCAR-Next-Förderprogramm für junge Talente aufgenommen.
Im Jahr 2014 gewann Rhodes nicht nur die K&N Pro Serie East, sondern feierte zudem sein ARCA- und Truck-Serie-Debüt. Nach dieser guten Vorstellung durfte sich der heute 24-Jährige im Jahr 2015 auf seine ersten Xfinity-Series-Einsätze bei JR Motorsports freuen. Rhodes feierte auf dem Iowa Speedway sein Debüt in der zweiten NASCAR-Liga, während er daran arbeite, im Jahr 2016 wieder als Vollzeitfahrer an den Start zu gehen. Gesagt, getan: Rhodes heuerte für die kommende Saison bei ThorSport Racing in der Truck-Serie an.
Sie sollte auch das neue Zuhause des Rennfahrers aus Kentucky werden: Bis heute blieb Rhodes der Meisterschaft und auch ThorSport treu. Im Laufe der Jahre holte er zwei Siege und vier Top-10-Gesamtergebnisse für das Team. Das Jahr 2021 markierte dann den Durchbruch für den Toyota-Fahrer: Rhodes gewann die ersten beiden Rennen des Jahres, schaffte es ins Finale der Truck-Serie und gewann mit einem dritten Platz den Titel. Was außerdem in Erinnerung bleiben wird, ist die Pressekonferenz, die Rhodes sichtlich angetrunken besuchte. Seine Geschichten waren lustig und womöglich erst der Anfang einer erfolgreichen NASCAR-Karriere.
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