So schrammte Denny Hamlin im Jahr 2010 am Cup-Titel vorbei

So schrammte Denny Hamlin im Jahr 2010 am Cup-Titel vorbei
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Zwei Rennen standen noch auf dem Programm, als Denny Hamlin die NASCAR-Cup-Wertung im Jahr 2010 anführte – Der Gibbs-Pilot verpasste aber letztlich den Meisterschaftssieg

Denny Hamlin könnte der ewige Dritte in der NASCAR-Cup-Geschichte werden: Gleich dreimal hat er in seiner Karriere in der Gesamtwertung bisher den dritten Platz belegt: 2006, 2014 und 2021. Seine größte Chance, den Titel zu holen, hatte der Fahrer von Joe Gibbs Racing aber im Jahr 2010, in dem er nach zwei tragischen letzten Rennen hinter Jimmie Johnson auf Platz zwei landete. Es lohnt sich ein Blick in die NASCAR-Historie!

Der 7. November 2021 war ein sonniger Sonntag in Fort Worth, Texas. Das drittletzte Rennen der Cup-Saison stand auf dem Programm und drei Fahrer hatten im damaligen Chase mit zwölf Teilnehmern noch die Chance, den Titel zu gewinnen: Johnson, Hamlin und Kevin Harvick. Ersterer ging als Gesamtführender in das drittletzte Rennen der Saison 2010, jedoch trennten die Top 3 gerade einmal 38 Punkte.

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Es war das letzte Jahr des Punktesystems mit großen Zahlen: Der Sieger bekam 185 Zähler, während sich der Zweitplatzierte über 170 Punkte freuen durfte. Bis runter auf Platz sechs ging es in Fünferschritten weiter. Bis Platz zehn folgten Viererschritte, dann Dreierschritte. Außerdem gab es fünf Bonuspunkte für eine Führungsrunde und fünf Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden. Deshalb waren die 38 Punkte, die die Top 3 trennten, quasi gar nichts.

Das Rennen auf dem Texas Motor Speedway

Hamlin startete von Platz 30 aus ins Rennen, während Johnson im Qualifying auf Platz 17 landete und Harvick Rang 26 ergatterte. In einem munteren Rennen führte Greg Biffle die Anfangsphase an. Beim ersten Stopp gab es gleich eine Schrecksekunde für Johnson, als ein Reifen ins Infield rollte. Es gab jedoch keine Strafe, weil der Reifen nach einem Kontakt mit einem anderen Auto aus der Box katapultierte wurde. Bei einer späteren Debris-Caution wurde Hamlin an der Box aufgehalten und weit zurückgespült.

Nach 50 Runden lag Hamlin auf Platz 25, während Johnson Sechster und Harvick Zehnter war. Im Laufe des Rennens kippte das Machtverhältnis: Während Hamlin und Harvick in der Lage waren, sich in den Top 5 festzusetzen, hatte Johnson außerhalb massive Probleme, die Pace der Spitzenfahrer mitzugehen. Das war die große Chance für Hamlin, einen Stich gegen den Hendrick-Piloten zu setzen. Nach 200 von 334 Runden lag Hamlin auf Rang fünf, Harvick auf Platz vier und Johnson auf Position 14.

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Als noch 28 Runden zu fahren waren, übernahm Hamlin gleich nach einer Debris-Caution die Führung und fuhr in die Victory-Lane von Texas – sein achter Saisonsieg im Jahr 2010. Havrick wurde Sechster, Johnson kam auf Platz neun ins Ziel. Damit führte Hamlin die Meisterschaft zwei Rennen vor dem Saisonende mit 33 Punkten Vorsprung auf Johnson an. Die letzten zwei Rennen der Saison 2010 fanden in Phoenix und Homestead-Miami statt. Da 33 Punkte nur ein hauchdünner Vorsprung waren, war der Gibbs-Pilot in Arizona und Florida gefordert.

Das Drama von Phoenix und Homestead

Das vorletzte Rennen des Jahres 2010 fand auf dem Phoenix Raceway in Arizona statt. Carl Edwards schnappte sich die Pole-Position und gewann das 312 Runden lange Rennen. Im Titelkampf erlebte Hamlin einen herben Rückschlag: Der Gibbs-Pilot musste spät im Rennen unter grün noch einmal an die Box und fiel so aus der Führungsrunde – vorher hatte er 190 Rennrunden angeführt. Hamlin schaffte es zwar noch zurück, in die Führungsrunde, kam aber nicht mehr an die Spitze heran.

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Während Johnson auf Platz fünf und Harvick auf Rang sechs ins Ziel kamen, wurde Hamlin nur auf Rang zwölf gewertet. Der Toyota-Fahrer behielt die Führung in der Meisterschaft, jedoch rückten die Top 3 vor dem letzten Rennen noch enger zusammen. Hamlins Vorsprung auf Johnson betrug nur noch 15 Punkte, während Harvick mit 46 Zählern Rückstand auf Platz drei lag. Damit war der Krimi für das Finale auf dem Homestead-Miami Speedway bereitet.

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Die Rechnung war ganz einfach: Kommt Hamlin im Rennen vor Johnson und Harvick ins Ziel, ist er der Champion der NASCAR-Cup-Saison 2010. Kasey Kahne fuhr auf die Pole-Position, Johnson sicherte sich Startplatz sechs, Harvick wurde 28. und Hamlin musste das Rennen von Rang 37 aufnehmen. Grund für Hamlins miserables Qualifying war, dass er auf seiner schnellen Runde zu nah an die Wand herangekommen war. Deshalb konnte er nicht das Maximum aus seinem Gibbs-Toyota herausholen.

Der Titel gleitet Hamlin aus den Händen

Im NASCAR-Sport ist die Startposition kaum ausschlaggebend, weshalb Hamlin in dem 267 Runden langen Rennen noch alle Chancen hatte, sich wieder in Richtung Spitze zu kämpfen. Jedoch geriet seine Aufholjagd bereits in Runde 22 ins Stocken: Hamlin kollidierte mit Greg Biffle, drehte sich und schlitterte durch das Gras, wobei sein Frontsplitter beschädigt wurde. Der Titelfavorit konnte weitermachen, musste aber seine Comeback-Qualitäten unter Beweis stellen.

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Hamlin war in Runde 170 schon wieder auf Rang neun unterwegs und kämpfte gegen Johnson und Harvick um den Meisterschaftssieg. Hamlin schob das schlechte Ergebnis – er wurde vor dem letzten Restart sogar auf Platz 21 zurückgespült – auf den frühen Unfall mit Biffle, der die Pace seines Toyotas massiv eingeschränkt hätte. Edwards gewann das Rennen, während Johnson auf Platz zwei seinen fünften Titel holte. Hamlin kam auf Platz 14 ins Ziel und fiel in der Gesamtwertung auf Rang zwei zurück.

Ihm fehlten letztlich 39 Zähler auf Johnson. Letzterer holte im Hendrick-Chevrolet seinen fünften Titel in Folge. Es war Hamlins bisher bestes Gesamtergebnis in der NASCAR Cup Series und so nah war der heute 40-Jährige noch nie am Meisterschaftssieg dran. So langsam aber sicher geht Hamlin die Zeit aus, um sich noch den Cup-Titel zu holen. Schafft er es noch oder blüht ihm das gleiche Schicksal wie der ewige Zweite Mark Martin, der in seiner Karriere gleich fünfmal auf Platz zwei gelandet ist?

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André Wiegold