NASCAR-Weekly: Das kontroverse Aus von Kevin Harvick im Titelkampf
Neun Siege, 20 Top-5- und 26 Top-10-Ergebnisse von Kevin Harvick haben in der NASCAR-Saison 2020 nicht zum Einzug ins Finale gereicht – Chase Elliott gewann das Rennen in Martinsville
NASCAR Cup Series
Vor der “Round of 8” der NASCAR-Saison 2020 hätte wohl niemand mit einem vorzeitigen Aus von Kevin Harvick im Titelkampf gerechnet. Mit neun Siegen, 20 Top-5- und 26 Top-10-Ergebnissen galt der Stewart-Haas-Pilot aus Bakersfield in Kalifornien als absoluter Favorit auf den Titel. Jedoch schwächelte der 44-Jährige in der letzten Playoff-Eliminationsrunde, weshalb der Traum von seinem zweiten Cup-Titel in Martinsville platzte.
In der letzten Runde des Rennens auf dem “Paperclip” versuchte Harvick noch einmal alles, um an Kyle Busch vorbeizukommen und somit den rettenden Punkt zu holen. Doch auch dieses Brechstangenmanöver half nichts mehr: Der Abend endete für den Stewart-Haas-Veteranen in der Mauer, während Chase Elliott an der Spitze zum Sieg fuhr. Das war ein bitteres Ende einer bärenstarken Saison von Harvick, die nicht mit dem Meisterschaftssieg gekrönt werden wird.
“Diese Meisterschaften werden nicht so gewonnen, wie in der Zeit von Dale Earnhardt oder Richard Petty”, sagt Harvick. “Du musst diese Wochen einfach zusammenkriegen und das haben wir in den vergangenen Wochen nicht geschafft, weshalb wir jetzt raus sind.” Sein Verzweiflungsversuch gegen Busch vergleicht der erfahrene Rennfahrer mit einer “Hail Mary” aus dem American Football, quasi der letzte Versuch, das Spiel noch mit einem langen Wurf zu drehen.
Nach dem äußerst spannenden und unterhaltsamen Rennen wurden aber auch die Stimmen der Kritiker des aktuellen Playoff-Systems laut. Immerhin ist mit Harvick der klar beste Pilot der Saison 2020 und der Regular-Season-Champion nicht im Finale, das am 8. November um 21 Uhr deutscher Zeit stattfinden wird, vertreten.
Während die Fans auf der einen Seite sich darüber freuen, dass die Entscheidung erst im letzten Rennen der Saison fällt und die Spannung in den Playoff-Runden kaum zu übertreffen ist, fordert die andere wieder ein klassisches Rennsport-Punktesystem für die NASCAR Cup Series. Ein Kompromissvorschlag fällt in der Diskussion immer wieder: der Champion der regulären Saison sollte einen Platz im Finale sicher haben.
Die Finalisten 2020 sind Martinsville-Sieger Chase Elliott von Hendrick Motorsports, die Penske-Piloten Joey Logano und Brad Keselowski sowie Gibbs-Pilot Denny Hamlin, dessen Finaleinzug nicht unumstritten war. Immerhin gab es im Funk mit seinem Teamkollegen Erik Jones eine Anweisung, Hamlin “nicht zu überholen”. Jedoch betont das Team, dass es hier keine Stallorder gegeben hat, sondern nur eine taktische Maßnahme, um das Ergebnis zu maximieren – was die NASCAR-Regeln auch vorschreiben.
Es heißt, Jones wäre nicht viel schneller gewesen als Hamlin, weshalb ein Angriff in der Endphase kaum von Erfolg geprägt gewesen wäre. Gibbs wollte mit der Anweisung also nur einen Unfall zwischen den Fahrern aus den eigenen Reihen verhindern. NASCAR sieht das genauso und hat deshalb keine Strafe gegen das Team der Startnummer 20 verhängt.
Auch der Elliott-Sieg führte zu Diskussionen: Bei einem Boxenstopp sprang der Jackmann – der Mann mit dem Wagenheber – zu früh von der Mauer. Noch bevor das Auto zum Stehen gekommen war, korrigierte das Teammitglied seine Position und sprang zurück auf die Mauer. Erst als das Auto in Position war, begann das Teammitglied mit seinen Arbeiten am Fahrzeug. Die Korrektur ist laut Regelwerk erlaubt. Erst hatte NASCAR eine Strafe verteilt, zog diese aber gemäß Regelbuch wieder zurück.
Hamlin freut sich auf „neuen Job“
Während das NASCAR-Finale 2020 vor der Tür steht, wirft die Saison 2021 bereits ihre Schatten voraus: 23XI Racing von Michael Jordan und Denny Hamlin hat erwartungsgemäß bekanntgegeben, im Jahr 2021 einen Toyota einzusetzen. Außerdem freut sich Hamlin bereits auf seine Doppelrolle als Teamchef und NASCAR-Fahrer.
„Einige Leute sagen, dass es letztlich ein Kommen und Gehen ist und es eine Menge Geld kostet, aber ich kenne das Risiko”, so Hamlin. „Was mir wirklich ein gutes Gefühl gegeben hat, war, dass Michaels Team hinter den Kulissen wochenlang daran gearbeitet und sich das Geschäftsmodell angeschaut hat, um zu verstehen, wo NASCAR derzeit steht und wo sie glauben, dass es in Zukunft hingehen wird.”
Jordan kam zum Schluss, dass NASCAR ein lohnendes Geschäftsfeld ist, weshalb der Einstieg anschließend vorangetrieben wurde. Hamlin glaubt daran, dass sein neues Team langfristig Erfolge feiern wird und er so bereits einen Job für die Zeit nach seiner aktiven Rennsport-Karriere sicher hat.
„Das ist etwas, das mich sehr, sehr leidenschaftlich beschäftigen wird”, so Hamlin. “Ich werde praktisch tätig sein. Ich habe gesehen, welchen Erfolg mein Chef [Joe Gibbs] hatte und wie hart er daran arbeitet, um erfolgreich zu sein. Es wird mehr als nur ein Hobby für mich sein; es wird eines Tages mein Job sein.”
NASCAR Xfinity Series
Harrison Burton (Joe Gibbs Racing) – Sohn von NASCAR-Veteran Jeff Burton – gewann das Xfinity-Rennen in Martinsville und mischte sich mit seinem zweiten Sieg in Folge in den Meisterschaftskampf ein, in dem er nicht mehr vertreten ist. Justin Allgaier wurde vor Noah Gragson (beide JR Motorsports) Zweiter. Letzterer schaffte es nicht, sein Finalticket zu ziehen und musste sich aus dem Titelkampf verabschieden.
In Phoenix werden sich Chase Briscoe (Stewart-Haas Racing), Allgaier, Justin Haley (Kaulig Racing) und Austin Cindric (Team Penske) um den Titel streiten. Das Finalrennen findet Samstag den 7. November um 23 Uhr deutscher Zeit statt.
Allgaier wird auch in der Saison 2021 für JR Motorsports in der NASCAR Xfinity Series starten. Der 34-jährige Rennfahrer aus Spaulding in Illinois hat bereits einen Vertrag beim Team von Dale Earnhardt Jr. unterschrieben.
„Ich freue mich darauf, nächstes Jahr wieder bei JR Motorsport dabei zu sein und die Partnerschaft mit Brandt um ein weiteres Jahr zu verlängern“, sagt Allgaier in einer Erklärung des Teams. „Wir sind wie eine Familie geworden, und ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu sein.”
NASCAR Gander & RV Outdoors Truck Series
ThorSport Racing hatte beim Rennen der NASCAR Gander & RV Outdoors Truck Series in Martinsville allen Grund zum Feiern: Grand Enfinger fuhr zum Sieg und sicherte sich damit einen Platz im Finale am Phoenix Raceway in Arizona, das am Samstag, den 7. November, um 2 Uhr deutscher Zeit stattfinden wird.
Damit stehen auch in der Truck-Serie die vier Finalisten für das letzte NASCAR-Rennwochenende des Jahres 2020 fest: Enfinger trifft auf das GMS-Racing-Trio, bestehend aus Sheldon Creed, Brett Moffitt und Rookie Zane Smith. Das Team rund um Maury und Spencer Gallagher stellt damit drei der vier Finalisten der Saison 2020 – eine unglaublich starke Leistung.
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