Robert Wickens fährt 2025 in der IMSA-Serie in einer GTD-Corvette
Der querschnittsgelähmte Rennfahrer Robert Wickens wird 2025 für DXDT eine Corvette in der IMSA-Serie fahren – Es ist sein erstes Jahr in der Top-Meisterschaft
Robert Wickens macht einen weiteren wichtigen Schritt auf seinem Weg zurück in den professionellen Motorsport. Der querschnittsgelähmte Rennfahrer wird 2025 in der GTD-Klasse der IMSA-Serie an den Start gehen. Wickens wird für DXDT Racing eine modifizierte Corvette Z06 GT3.R pilotieren und an fünf Sprintrennen teilnehmen.
Wickens wird in das Cockpit der Corvette mit der Startnummer 36 einsteigen und sich den Fahrerplatz mit Charlie Eastwood, Alec Udell und Salih Yoluc teilen. Welche Fahrerpaarung bei den Sprintrennen zum Einsatz kommt, ist noch nicht bekannt.
Der Crash, der alles veränderte
Rückblick: Es ist der 19. August 2018, die IndyCar Series gastiert auf dem Pocono Raceway, auch bekannt als „Tricky Triangle“. An diesem Tag steht das ABC Supply 500 auf dem Programm. Nach einer Unterbrechung zu Beginn des Rennens aufgrund eines Unfalls von Graham Rahal wird das Rennen nach sechs Runden unter Gelb neu gestartet.
Robert Wickens legt einen starken Run hin, überholt Simon Pagenaud und Joseph Newgarden auf der Außenseite in Turn 1 und übernimmt Platz vier. Mit seinem großen Geschwindigkeitsüberschuss greift er auf der Innenbahn den zu diesem Zeitpunkt drittplatzierten Ryan Hunter-Reay an. Es wird der letzte Moment sein, an den sich Wickens erinnern kann.
Kommentator Paul Tracy merkt noch an, dass es in der nächsten Kurve eng werden könnte und einen Augenblick später berührt Wickens mit dem Vorderrad die hintere linke Ecke von Hunter-Reays Auto. Hunter-Reay verliert die Kontrolle, dreht sich und Wickens fährt über die Nase der gelben 28, die wie eine Rampe fungiert. Sein Wagen hebt ab, schlittert einige Meter über die Safer-Barrier und bleibt schließlich im Fangzaun hängen. Bei einer Geschwindigkeit von 341 Kilometern pro Stunde wird Wickens’ Auto abrupt abgebremst und schleudert über die gesamte Streckenbreite.
Wickens hatte eine Menge Glück
Es ist pures Glück, dass das Fahrzeug an seiner stabilsten Stelle auf einen der starren Zaunspfosten trifft und dadurch nicht komplett auseinandergerissen wird. Dennoch wirken bei diesem Einschlag enorme Kräfte auf Wickens ein, der sich später nicht mehr an den Unfall erinnern wird. Die Schleuderbewegung und die plötzliche Verzögerung führen zu lebensverändernden Verletzungen.
Wickens erleidet zahlreiche Frakturen und liegt sieben Tage lang im künstlichen Koma. Schon zu diesem Zeitpunkt steht fest: Robert Wickens wird querschnittsgelähmt sein. Das Video des Unfalls wird ihm lange vorenthalten. In einem späteren Podcast mit Dale Earnhardt Jr. sagt Wickens, er frage sich bis heute, wie ein solcher Unfall solche Verletzungen verursachen könne, während andere bei schlimmer aussehenden Crashs unverletzt aus dem Auto steigen.
Im Jahr 2022 kehrt Wickens mit Bryan Herta Autosport auf die Rennstrecke zurück. In einem von Bosch modifizierten Hyundai i30 N TCR nahm er erfolgreich an der Pilot-Challenge – einer kleineren Serie im IMSA-Kosmos – teil und gewann durch seine Konsistenz 2023 die Meisterschaft. Das Fahrzeug wurde so umgebaut, dass Wickens es vollständig mit einem speziell für ihn angefertigten Lenkrad fahren konnte.
Nun steht für Wickens der nächste Schritt an: der Aufstieg in die IMSA Sportscar Series. „Das ist die Chance, nach der ich lange gesucht habe. Ohne die Unterstützung von David Askew bei DXDT, Bosch und GM wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Wickens bei der Bekanntgabe. Er fügt hinzu: „Seit meiner Rückkehr in den Rennsport war es mein Ziel, in der IMSA Sportscar Series zu fahren. Dieses Ziel in Teilzeit im Jahr 2025 zu erreichen, ist ein großer Schritt auf meinem Weg zurück in den professionellen Rennsport.“
Große Investition nötig
Das Budget spielte für Wickens keine unbedeutende Rolle, denn die Entwicklung eines komplett neuen Systems ist teuer und stellte GM und Bosch vor eine große Herausforderung. Letztlich ist es Bosch auch aufgrund des bereits vorhandenen Know-Hows mit ihrem Brake-by-Wire-System, das auch in den GTP-Boliden zum Einsatz kommt, gelungen, ein maßgeschneidertes System für die Corvette Z06 GT3.R zu entwickeln.
Auch wenn das System bei weitem nicht so einfach ist wie das „Plug-and-Play“ eines Sim-Racing-Lenkrads, ist Wickens dankbar für die Zusammenarbeit: „Jedes Team könnte auch einfach einen anderen Fahrer ins Auto setzen, für den keine Anpassungen nötig wären“, betont der Kanadier.
Als Wickens zum ersten Mal mit den Ärzten sprach und diese ihm sagten, dass sich sein Leben grundlegend ändern würde, sagte er sich: „Ich will beweisen, dass sie falsch liegen.” Das sagte er später in einem Interview mit Earnhardt. Nach der Reha und zwei erfolgreichen Jahren in der Pilot-Challenge gelang ihm dies dank seines Ehrgeizes und der Unterstützung von Bosch und GM. Jetzt hat er wieder die Chance sich mit den anderen Profirennfahrern zu messen.