EuroNASCAR Brands Hatch: Zwei neue Sieger in der Victory Lane

EuroNASCAR Brands Hatch: Zwei neue Sieger in der Victory Lane
Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Klemen Sofric

Alon Day stellt Vilarinos Rekord ein – Alexander Graff und Liam Hezemans feiern ihre Debütsiege

Vier unterschiedliche Sieger in vier Rennen: So lautet die Bilanz des zweiten Saisonwochenendes der NASCAR Whelen Euro Series (NWES), die diesmal zur insgesamt neunten Auflage des American SpeedFests im britischen Brands Hatch zu Gast war.

Eingeläutet wurde das Wochenende mit dem ersten Lauf in der EuroNASCAR-PRO-Kategorie. Nicolo Rocca in Diensten von CAAL Racing sicherte sich die Pole-Position und startete vor seinem Teamkollegen Gianmarco Ercoli und Alon Day, der für das belgische Team PK Carsport an den Start geht.

Nach dem Fallen der grünen Flagge änderte sich an dieser Reihenfolge zunächst nichts. Rocca gewann den Start, Ercoli und Day übernahmen die Plätze zwei und drei in dem auf 38 Runden angesetzten Rennen.

Nach 26 Runden schob sich Day im Streckenabschnitt Druids zunächst an Ercoli vorbei um im Anschluss Jagd auf den führenden Rocca zu machen. In Runde 31 gelang dem Israeli die entscheidende Attacke. Er feierte damit seinen 29. Karrieresieg, den zweiten in Folge in der noch jungen Saison 2022. Gleichzeitig war dies auch Days fünfter Sieg auf dem Indy-Circuit von Brands Hatch und somit hat er auf dieser Strecke genauso viele Siege auf dem Konto wie der ehemalige Champion Ander Vilarino.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

„Es war ein nervöses Rennen, ich wusste, dass die CAAL-Jungs schnell sind, aber ich wusste auch, dass Fred Gabillon hinter mir ist, und er ist auch ein harter Konkurrent aus den vergangenen Jahren, also musste ich mich zwischen der Verteidigung gegen Fred und dem Angriff auf Ercoli entscheiden. Ich schaffte es, Ercoli zu überholen, dann ging es wegen des Verkehrs ein wenig verrückt zu! Nicolo hat viel Zeit verloren, weil er hinter den überrundeten Autos langsamer wurde, und ich hatte einfach Glück, dass ich die Lücke schließen konnte“, so Day in der Victory Lane, der sich mit der schnellsten Runde auch die Pole Position für das Sonntagsrennen sicherte.

Day dankte auch seinem Team PK Carsport für die Vorbereitungen: „Ich möchte mich bei allen bei PK Carsport bedanken. Anthony [Kumpen, Teameigentümer von PK Carsport] und alle anderen haben sich das ganze Wochenende über so viel Mühe gegeben, sogar heute Morgen, als wir im Qualifying auf Platz drei lagen. Sie haben einen unglaublichen Job gemacht und versucht, jedes Zehntel auf dieser Rennstrecke zu finden, und sie haben es geschafft. Sie haben diesen Sieg verdient“, freut sich der Israeli über die Leistung von PK Carsport.

Rocca indes verbuchte zwar die meisten Führungsrunden im Rennen für sich, musste sich aber am Ende mit Platz zwei zufrieden geben und verwies seinen Teamkollegen Ercoli auf den dritten Rang.

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Vierter wurde Hendriks-Pilot Martin Doubek vor Giorgio Maggi von Race Art Technology. Für Doubek war dies gleichzeitig der Sieg in der Challenger-Trophy, während Maggi mit seinem fünften Gesamtrang den Triumph in der Junior Trophy feiern durfte. Zweiter in der Challenger-Trophy wurde The-Club-Fahrer Fabrizio Armetta vor Henri Tuomaala, der für das Team Bleekemolen ins Lenkrad greift.

Jonne Rautjärvi, ebenfalls ein Bleekemolen-Pilot, belegte den zweiten Platz in der Junior-Trophy, Dritte wurde Aliyyah Koloc (Buggyra ZM – MFT Racing).

Alberto Naska feiert zweiten Karrieresieg

Zunächst sah es im zweiten Rennen des Tages, dem ersten Lauf in der EuroNASCAR-2-Kategorie, nach einem sicheren Sieg von Polesitter Vladimiros Tziortzis im Academy-Caffi-Auto aus. Der Zypriot übernahm nach dem Start die Führung und hielt zunächst sowohl den EuroNASCAR-2-Champion von 2018, den jungen Franzosen Ulysse Delsaux, als auch Alberto Naska von CAAL Racing hinter sich.

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Naskas erste Attacke auf Delsaux erfolgte bereits in der ersten Kurve, der berühmten Paddock Hill Bend, doch Delsaux ließ sich nicht abschütteln und übte in Folge viel Druck auf den italienischen YouTube-Star aus. Bedingt durch die Kämpfe um die weiteren Platzierungen baute Tziortzis seinen Vorsprung an der Spitze weiter aus, eine späte Safety-Car-Phase brachte das Feld nicht nur wieder zusammen, sondern führte zu einer Overtime – also eine Verlängerung um zwei weitere Runden, damit das Rennen unter grüner Flagge beendet werden konnte.

Genau in dieser Overtime griff Naska seinen Konkurrenten an, schnappte sich die Führung und fuhr vor Tziortzis über die Ziellinie.

Liam Hezemans war derjenige, der sich den letzten freien Platz auf dem Podium sicherte. Der junge Holländer verwies sowohl Titelverteidiger Doubek als auch Melvin De Groot auf die Plätze vier und fünf. Großer Verlierer des Restarts war Delsaux, der seine Konkurrenten passieren lassen und sich mit Rang sechs zufriedengeben musste.

Naska zeigte sich in der Victory Lane sehr emotional: „Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht, ich habe einfach mein Gehirn ausgeschaltet, meinen Instinkt eingeschaltet und ich habe es geschafft. Ich denke, es war die ganze Erfahrung aus den Jahren des Rennsports, sowohl im Simulator als auch im richtigen Leben, die mir die Situation bewusst gemacht hat, die mich verstehen ließ, dass ich nicht gleich am Anfang aufgeben und bis zur letzten Runde kämpfen muss. Und das ist … das ist mein Sieg!“

Mit diesem Gesamtsieg wurde Naska gleichzeitig auch Sieger in der Rookie-Wertung – vor Hezemans und Tuomas Pontinen. Den Sieg in der Legend Trophy sicherte sich De Groot, vor dem Marko-Stipp-Motorsport-Piloten Miguel Gomes und Roberto Benedetti von The Club Motorsport.

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Auch die Lady Trophy war heiß umkämpft. Hier holte Luli Del Castello für CAAL Racing ihren zweiten Sieg und verwies Alina Loibnegger im Racingfuel-Boliden auf Rang zwei. Der dritte Platz auf dem Podium ging an Aliyyah Koloc die aber wie die routinierte Arianna Casoli ihr Fahrzeug vorzeitig abstellen musste und das Rennen nicht beendete.

Alexander Graff feiert seinen Debutsieg

Der Sonntag startete mit dem dritten Saisonlauf der EuroNASCAR-PRO-Kategorie. Nach einem spannenden Rennen war es der Schwede Alexander Graff, der sich als 24. Fahrer in der Geschichte der EuroNASCAR PRO in die Siegerliste eintragen durfte. Nicht nur für ihn war dies der Debüt Sieg, sondern auch sein Team Speedhouse war zum ersten mal zu Gast in der Victory Lane.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

Nach dem Start war es zunächst Vortagessieger Day am Steuer des Chevrolets mit der Nummer 88 von PK Carsport, der sich in Führung setzte. Ihm folgten Ercoli und Graff. In der siebten Runde verunfallte Koloc und das Safety-Car musste ausrücken. Erst in Runde 17 wurde das Rennen neu gestartet und der Restart erwies sich als Schlüsselfaktor für den weiteren Rennverlauf.

Im Abschnitt Druids übernahm Ercoli nach einem grandiosen Restart die Führung von Day – doch der Israeli wollte sich nicht geschlagen geben und fuhr seinem Konkurrenten vor der Graham Hill Bend so heftig ins Auto, dass dieser aufgrund der Beschädigung an seinem Auto weit zurückfiel. Doch damit nicht genug: Ercoli kollidierte mit Thomas Krasonis und löste damit die zweite Safety-Car-Phase aus. Er landete schlussendlich auf einem für ihn enttäuschenden 26. Platz.

Day ging zwar nach dem zweiten Restart zunächst in Führung, musste aber nur wenige Runden später in der Box eine Durchfahrtstrafe absitzen, die er für seine Aktion gegen Ercoli aufgebrummt bekommen hatte. Somit musste Day sich am Ende des Rennens mit Platz 16 zufrieden geben.

Graff indes verteidigte die Führung gegen alle Angriffe von Giorgio Maggi im Race-Art-Toyota, der mächtig Druck ausübte. Letztlich feierte der Schwede am Ende des Tages seinen ersten Sieg in der NWES.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

„Ein war ein schöner Arbeitstag! Mein erster Sieg für Speedhouse. Ich möchte mich bei allen Mädels und Jungs im Team bedanken, die einen tollen Job gemacht haben und mich auf Platz eins gebracht haben! Es ist auch ein historischer Tag, ich habe den ersten schwedischen Sieg in der EuroNASCAR PRO geholt, das ist schön, endlich!“ gibt Graff in der Victory Lane glücklich zu Protokoll.

„Ich dachte, dass ich gute Chancen habe, als Alon und Ercoli kämpften, aber ich wusste nicht, wohin es sie treiben wird, also hielt ich mich ein wenig zurück. Beim Restart versuchst du einfach zu überleben, wenn du auf der Außenseite bist, denn du weißt nicht, was passieren wird und was du erwarten kannst. Maggi hat hinter mir einen tollen Job gemacht und versucht, mich zu überholen, er hat mich unter Druck gesetzt“, so der Schwede weiter.

Hendriks-Pilot Doubek rundete das Podium ab, die Plätze vier und fünf belegten Rocca und das EuroNASCAR-Urgestein Frederic Gabillon von RDV Competition. Bedingt durch die schlechten Platzierungen seiner Konkurrenten geht Rocca nun als Tabellenführer ins nächste Rennen.

Mit seinem zweiten Gesamtrang sicherte sich Maggi den Sieg in der Junior Trophy vor Hezemans und dem Italiener Leonardo Colavita von Racers Motorsport.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

Doubek war es, der die Challenger Trophy für sich entschied, Zweiter wurde Davide Dallara im Not-Only-Motorsport-Boliden, während The-Club-Pilot Fabrizio Armetta das Podium komplettierte.

Hezemans erstmals in der Victory Lane

Zum Abschluss des Brands Hatch Wochenendes stand am späten Sonntagnachmittag noch das zweite Rennen der EuroNASCAR-2-Kategorie auf dem Programm. Dieses entwickelte sich zu einem echten Krimi, den am Ende Hezemans am Steuer des Ford Mustang mit der Nummer 50 vom Team Hendriks Motorsport für sich entschied.

Randnotiz: Hezemans startete an diesem Wochenende sowohl in der EuroNASCAR 2 als auch in der EuroNASCAR PRO. In der PRO-Kategorie sprang er für Tobias Dauenhauer ein, der aufgrund einer Covid-19-Erkrankung nicht an den Rennen teilnehmen konnte.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

Tziortzis münzte seine Pole-Position nach dem Start sofort in die Führung im Rennen um. Ihm folgte Naska von CAAL Racing, jedoch musste das Safety-Car ausrücken, da Francesco Garisto sein Fahrzeug aufgrund eines Reifenschadens anhalten musste. Nach dem Restart ging Naska mit einem sehenswerten Überholmanöver an Tziortzis vorbei und eroberte die Führung.

Diese gab er auch nach einer weiteren Gelbphase nicht ab, aber in Runde 27, also kurz vor Rennende, sorgte Paolo Valeri mit einem Dreher für eine erneute Gelbphase. Das Rennen ging also in die Verlängerung – und diese sollte dramatisch werden: Hezemans erwischte einen perfekten Start und überholte zunächst Tziortzis.

Doch damit nicht genug: In der letzten Runde quetschte sich der junge Niederländer auch an Naska vorbei, überquerte als Erster die Ziellinie und verlangsamte sein Tempo, während etliche seiner Konkurrenten im Rennspeed weiterfuhren und ihn überholten, da keine Zielflagge geschwenkt wurde.

„Es war verrückt! Ich bin unglaublich glücklich, es war wirklich ein fantastisches Wochenende“, sagt Hezemans nach dem Rennen, der auch die Rookie-Trophy-Wertung gewann. „Wir haben gerade über Funk gehört, dass Mark mir gesagt hat, dass wir in die Overtime gehen, also gab es noch zwei Runden! Ich habe es einfach probiert und es hat geklappt. Ich bin so wahnsinnig glücklich!
Ich muss mich bei meinem ganzen Team bedanken, das ist klar! Sie haben einen unglaublichen Job gemacht, nachdem ich am Freitag einen Unfall hatte, und ich habe die besten Trainer in meinem Vater und Loris, dem zweimaligen NASCAR-Champion! Ich bin sprachlos!“

Zweiter, sowohl in der Gesamtwertung als auch in der Rookie Trophy wurde Naska, Tziortzis komplettierte das Podium der Gesamtwertung. Dritter in der Rookie-Wertung wurde Claudio Remigio Cappelli in Diensten von Race Art Technology – der auch gleichzeitig damit die Legend Trophy gewann.

Neben ihm auf dem Podium der Legend Trophy standen die beiden Marko-Stipp-Motorsport-Piloten Miguel Gomes und Yevgen Sokolovskiy auf den Plätzen zwei und drei. Den Sieg in der Lady Trophy sicherte sich Koloc vor Castello und Loibnegger.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Bart Dehaese

Tabellenführer bleibt Naska mit 150 Punkten vor Hezemans (139 Punkte) und Tziortzis (135 Punkte). Später hat die NWES eine Erklärung zu dem Problem mit der Zielflagge abgegeben. Diese lautet wie folgt:

“Die NWES-Organisation hat die Kommunikationsprobleme mit dem Flagman während des Rennens am Sonntag zur Kenntnis genommen, die zu Problemen beim Zeigen der Zielflagge führten. Die Ereignisse hatten keinen Einfluss auf die sportlichen Ergebnisse der Rennen. Die NWES-Organisation wird das untersuchen, um die Gründe dieser Fehlkommunikation zu ermitteln und einen neuen Prozess mit ihren Streckenpartnern entwickeln, um zu verhindern, dass sich eine solche Situation wiederholt.”

Die nächsten Rennen der NWES finden am 9. und 10. Juli 2022 im italienischen Vallelunga statt.

Der Autor / Die Autoren

Frank Reipen
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Frank Reipen