EuroNASCAR Grobnik: Day auf Rekordjagd, Ghirelli mit Doppelsieg

EuroNASCAR Grobnik: Day auf Rekordjagd, Ghirelli mit Doppelsieg
NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Am vergangenen Sonntag fanden am Automotodrom Grobnik in Kroatien zwei EuroNASCAR-Rennen statt – Während Alon Day in der EuroNASCAR-PRO-Meisterschaft siegreich war, setzte sich Vittorio Ghirelli in der EuroNASCAR-2-Serie durch

Alon Day hat am Automotodrom Grobnik seinen 22. EuroNASCAR-PRO-Sieg in der NASCAR Whelen Euro Series (NWES) eingefahren und damit den Allzeitrekord von Ander Vilarino eingeholt. In der EuroNASCAR-2-Meisterschaft setzte sich Vittorio Ghirelli von Hendriks Motorsport durch, der damit ein perfektes Wochenende in Kroatien krönte.

Day hatte Grund zum Feiern 

Die Strecke war für den EuroNASCAR-PRO-Lauf bis auf ein paar feuchte Stellen soweit abgetrocknet, daher gingen die Fahrer am Nachmittag allesamt auf Slicks ins Rennen. Day (PK Carsport) münzte seine Pole-Position sofort in die Führung um, während dahinter Loris Hezemans (Hendriks Motorsport) und Vortagessieger Stienes Longin (PK Carsport) die Verfolgung aufnahmen. Hinter dem Spitzentrio folgte das DF1-Racing-Duo, bestehend aus Nicolo Rocca und Lasse Sörensen. 

Obwohl alle dicht beieinander lagen, blieben Aktionen mit der Brechstange aus und die Fahrer belauerten sich gegenseitig, um den richtigen Moment für ein Überholmanöver abzuwarten. 

Lucas Lasserre (Mishumotors) hatte mit technischen Problemen an seinem Fahrzeug zu kämpfen: Es flogen Teile über die Fahrbahn und letztlich rollte der Franzose am Ende der Start-und-Zielgeraden aus. Zunächst wurden nur lokal an dieser Stelle die gelben Flaggen geschwenkt, aber die Rennleitung entschied sich nach sehr kurzer Zeit, doch eine Safety-Car-Phase auszurufen, damit das gestrandete Fahrzeug von Lasserre geborgen werden konnte.

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Wieder war es Day, der beim Restart die Angriffe von Hezemans parierte und das Feld vor dem Niederländer, Longin, Rocca und Sörensen anführte. Im hinteren Mittelfeld gab es dann Probleme für einen bis dahin solide fahrenden Niko Pulic (Alex Caffi Motorsport), der sein Auto mit gebrochener Vorderradaufhängung abstellen musste. 

Viel Zeit für Positionsverbesserungen blieb nicht mehr, weshalb die Fahrer deutlich aggressiver zu Werke gingen. Die beiden Hendriks-Motorsport-Piloten Giorgio Maggi und Martin Doubek gerieten bei einem Zweikampf innerhalb der Top 10 aneinander. Doubek rettete sich zwar zunächst zurück auf die Strecke, doch beide Piloten mussten nach dieser Aktion zurück an die Box und das Rennen aufgeben. 

Rocca hatte sich derweil an Longin vorbei gekämpft, doch der Belgier wollte nicht aufgeben und sich die Position zurückholen. Dabei kam es zu einer brenzligen Situation, die Longin dazu zwang, auf das Grün auszuweichen. Dabei legte er eine sehenswerte Off-Road-Einlage hin, die ihn jedoch auf Platz acht zurückspulte.

Auch Rocca kam nicht ungeschoren davon, denn diese Situation brachte ihm eine 30-Sekunden-Zeitstrafe ein, die ihn nach dem Rennen auf Platz 13 zurück warf. 

Letzten Endes war es Alon Day, der souverän die Ziellinie als Sieger überquerte. Es war nicht nur sein zweiter Saisonsieg, sondern auch der 22. NWES-Sieg in seiner Karriere. Damit zog der Israeli mit Ander Vilarino in der ewigen Bestenliste gleich.

“Es ist ein fantastisches Gefühl”, so Day. ”PK Carsport hat viel Arbeit in den Camaro gesteckt. Leider ist das Qualifying gestern nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Jedoch haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Ich teile mir jetzt den Allzeitrekord mit Ander Vilarino, worüber ich sehr glücklich bin.”

Credits. NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Zweiter wurde Hezemans vor Sörensen, der sich damit den Sieg in der Junior-Trophy sicherte. Zweiter auf dem Junior-Podium wurde Gianmarco Ercoli, der auf Gesamtrang fünf ins Ziel kam. 

Das Besondere daran: Ercoli war in einem Fahrzeug von Mishumotors unterwegs, da sein eigentliches Einsatzfahrzeug im EuroNASCAR-2-Qualifying zu stark beschädigt wurde, um noch fahrtüchtig zu sein. Das Podium komplettierte Justin Kunz (DF1 Racing), der eine sehr solide Vorstellung zeigte.

Die Challenger-Wertung entschied Mauro Trione (CAAL Racing) vor Davide Dallara (Not Only Motorsport) und Yevgen Sokolovskiy (Marko Stipp Motorsport) für sich.

Mit 214 Punkten zieht Day nun als Tabellenführer weiter nach Valencia, wo Anfang Dezember die Finalrennen der Saison 2020 geplant sind. Ihm folgen Sörensen (200 Punkte) und Ercoli (196 Punkte). Auch Hezemans (189 Punkte) und Longin (188 Punkte) haben noch beste Chancen, ein gewichtiges Wort in der Meisterschaft mitzureden, da es im Finale doppelte Punkte vergeben werden. 

Ghirelli feierte Doppelsieg in der EuroNASCAR-2-Serie

Das Sonntagsennen der EuroNASCAR2 im kroatischen Grobnik wurde zum „Wet Race“ deklariert, das hieß: Freie Reifenwahl. Allerdings war die Strecke noch zu feucht für Experimente, weshalb sich alle Fahrer mit Regenreifen an den Start begaben. 

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Glück im Unglück hatte Arianna Casoli (CAAL Racing). Da ihr Teamkollege Max Lanza aufgrund seiner Handgelenksverletzung, die er sich in einem Unfall im Qualifying am Vortag zugezogen hatte, nicht am Rennen teilnehmen konnte, übernahm die Italienerin seinen Sitz im Fahrzeug mit der Nummer 88. Ihr eigentlicher Dienstwagen mit der Nummer 54 war durch den Crash am Samstagmorgen zu stark beschädigt, was eine Reparatur am Rennwochenende vor Ort unmöglich machte. 

Vittorio Ghirelli (Hendriks Motorsport) sicherte sich durch seine schnellste Rennrunde im Samstagsrennen die Pole-Position. Dahinter folgte sein Teamkollegen Tobias Dauenhauer und der Solaris-Motorsport-Fahrer Nicholas Risitano.

Das Feld nach einem Single-File-Start hinter dem Safety-Car auf die Reise und wie schon am Vortag war es Ghirelli, der den Start für sich entschied. Dauenhauer und Risitano reihten sich hinter ihm ein, doch auf Rang vier lauerte bereits Martin Doubek (Hendriks Motorsport), der unter ähnlichen Bedingungen beide Rennen in Zolder gewonnen hatte. 

Zunächst fand Doubek keinen Weg an Risitano vorbei und büßte nach einem Überholversuch zwischenzeitlich sogar eine Position gegen Alessandro Brigatti (Feed Vict Racing) ein. Während Doubek sich daran machte, die Position zurück zu erobern, schloss Vladimiros Tziortzis in Diensten von Alex Caffi Motorsport auf die Kampfgruppe auf. 

Risitano musste sich dem Doubek aus Tschechien auf seiner Jagd nach vorne geschlagen geben, geriet dabei aber seinerseits mit Brigatti aneinander, so dass es zur Berührung kam und etliche Trümmerteile auf der Strecke verteilt wurden. 

Dennoch gab es keine Safety-Car-Phase und Doubek machte sich auf die Verfolgen von Dauenhauer, an dem er sich bereits kurze Zeit später vorbei schob. Casoli stand zur Überrundung an, was Doubek ausnutzte, um einen kleinen Vorsprung auf Dauenhauer heraus zu fahren. Risitano war zu diesem Zeitpunkt durch einen Dreher auf den zehnten Platz zurückgefallen.

Credis: NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Kurz vor Schluss beharkten sich Francesco Garisto (Marko Stipp Motorsport) und Tziortzis hart im Kampf um Platz vier. Unbeeindruckt von den Kämpfen hinter sich, überquerte Ghirelli die Ziellinie als Erster vor Doubek und Dauenhauer.

Garisto kam zwar als Vierter ins Ziel. Der Italiener hatte aber im Kampf mit Tziortzis die Streckenbegrenzung überschritten, was ihm eine Zeitstrafe von zehn Sekunden einbrachte, die ihn am Ende auf Rang acht spülte.

Platz fünf sicherte sich Dylan Derdaele (CAAL Racing) vor Julia Landauer (PK Carsport), die damit ihren zweiten Lady-Trophy-Sieg des Wochenendes in die Bücher brachte.

Besonders bemerkenswert  Das Podium der Gesamtwertung bestand ausschließlich aus Fahrern von Hendriks Motorsport. Das Team aus den Niederlanden schrieb mit diesem Dreifachsieg EuroNASCAR-Geschichte, denn noch nie zuvor war das einem Team gelungen.

“Die Bedingungen waren nicht einfach, da es rutschig und nass war”, so Ghirelli, der den dritten NWES-Sieg in seiner Karriere feiern durfte. “Ich danke Hendriks Motorsport für das tolle Auto. Ich habe versucht, in jeder Runde das Maximum herauszuholen. Ich danke außerdem meinen Unterstützern und meiner Familie. Ich hatte heute großes Selbstvertrauen im Auto und ich bin froh, dass ich vor dem Rennen in Valencia die Meisterschaft anführe.”

Credits: NASCAR Whelen Euro Series / Stephane Azemard

Den Sieg in der Rookie-Wertung sicherte sich Dauenhauer vor Tziortzis und Derdaele. In der Legends-Trophy stand Yevgen Sokolovskiy (Marko Stipp Motorsport) auf dem obersten Treppchen, gefolgt von Mirco Schultis (Mishumotors) und Frank Riedel (DF1 Racing). Vor dem Finale in Valencia führt nun Ghirelli vor Dauenhauer und Brigatti die Gesamtwertung an.

Der Autor / Die Autoren

Frank Reipen
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Frank Reipen und André Wiegold