Schumacher solide bei IndyCar-Test: „Muss ernsthaft in Betracht gezogen werden“

Schumacher solide bei IndyCar-Test: „Muss ernsthaft in Betracht gezogen werden“
Foto: Penske Entertainment: Joe Skibinski

Mick Schumacher testete in Indianapolis auf dem Rundkurs erstmals ein IndyCar – Kann sich der Deutsche einen Wechsel in die US-Formelserie wirklich vorstellen?

Mick Schumachers erster Auftritt in einem IndyCar auf dem Indianapolis Motor Speedway war mehr als nur ein kurzer Test. Es war ein klares Signal, sowohl vom Fahrer als auch vom Team Rahal Letterman Lanigan Racing (RLL), dass ein Wechsel in die amerikanische Formelsport-Serie eine sehr reale Möglichkeit für 2026 sein könnte. Trotz technischer Probleme zu Beginn des Tages hinterließ der 26-Jährige einen starken Eindruck und sprach danach offen über seine Zukunft.

Der Vormittag begann holprig. Ein Defekt am Zeitnahmesystem an der Start-Ziel-Linie legte den Betrieb für die erste Stunde lahm und bremste alle sieben Testfahrer aus. Schumacher ließ sich davon jedoch nicht beirren und spulte im Honda mit der Startnummer 75 seine ersten 18 Runden auf dem Rundkurs ab.

Seine inoffizielle Rundenzeit von 1:11.78 Minuten, die nicht vom System erfasst wurde, hätte ihn zu diesem Zeitpunkt auf den dritten Platz gesetzt – direkt hinter IndyCar-Routinier Alexander Rossi und dem aktuellen IndyNXT-Meister Dennis Hauger. Am Ende des Tages, bei besseren Streckenbedingungen, stand für Schumacher eine inoffizielle Zeit von 1:10.980 Minuten zu Buche, was ihm den dritten Platz im Klassement sicherte.

Ein zentraler Punkt bei IndyCar-Boliden ist, dass es keine Servolenkung gibt, was die Autos physisch extrem anspruchsvoll macht. Doch Schumacher zeigte sich davon unbeeindruckt – im Gegenteil. „Alle haben gesagt, wie schwer es zu fahren ist, und ich fand es tatsächlich leichter als erwartet, was positiv ist“, erklärte er nach seinen ersten Stints.

Das Fahrverhalten des Wagens schien ihm sichtlich zu gefallen. „Das Auto macht Spaß zu fahren. Man kann es wirklich durch die Kurven wuchten. Ich denke, das ist es, was man von Rennwagen will, voll pushen und es einfach tun. Es ist also positiv.“ Dieses direkte, physische Fahrgefühl ist genau das, was viele Piloten an der Serie schätzen.

Foto: Penske Entertainment: Chris Jones

Dieser Test war keine spontane Aktion. Schumacher selbst hatte den Wunsch geäußert, ein IndyCar zu testen, um zu sehen, ob dies der nächste logische Schritt in seiner Karriere sein könnte. Das RLL-Team von Bobby Rahal, David Letterman und Mike Lanigan scheute dabei weder Kosten noch Mühen.

„Die Gelegenheit, den Test mit RLL zu machen, hat sich ergeben, und wir sind sehr glücklich darüber“, so Schumacher. „Das Team hat mich großartig auf den heutigen Tag vorbereitet. Wir haben eine ziemlich umfangreiche Vorbereitung dafür getroffen, was man sich wünscht, und es gibt einem das vollständige Bild davon, wie es wäre, hier Rennen zu fahren.“

Die Vorbereitung umfasste am Freitag eine Session im hochmodernen Simulator von Honda, bevor am Samstag im RLL-Hauptquartier der Testplan und die Details des Chassis durchgegangen wurden.

Nach fast fünf Monaten ohne Einsatz in einem Formelauto – sein letzter war im McLaren Formel-1-Testprogramm mit einem alten Auto – und dem Fokus auf sein Engagement mit Alpine in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) scheint die Sehnsucht nach dem Formelrennsport ungebrochen.

Auf die Frage, wie ernst er einen Wechsel in die USA nehme, gab es eine klare Antwort: „Natürlich, ich meine, die IndyCar-Serie muss ernsthaft in Betracht gezogen werden“, betonte Schumacher. „Es ist ein Formelauto, es gibt 17 Rennen im Jahr, und ich denke, das ist alles, was ein Rennfahrer wollen kann. Offensichtlich habe ich keine Verpflichtungen und kann mich wirklich frei bewegen. Und auch in meinem eigenen Auto zu sitzen, ist etwas, das ich liebe, und ich liebe Formelautos.“

Noch ist nichts entschieden, und weitere Tests sind für Schumacher in diesem Jahr nicht geplant. Doch der Montag in Indianapolis hat gezeigt: Die Chemie zwischen Mick Schumacher und der IndyCar-Serie scheint zu stimmen. Die Tür für eine Zukunft in den USA steht weiter offen als je zuvor. „Wir werden diesen Tag erst einmal hinter uns bringen und dann sehen, was die Zukunft bringt.“

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Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

André Wiegold

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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