Wie der Phönix aus der Asche: Die Rückkehr von Marko Stipp Motorsport

Nach Valencia brauchte Marko Stipp Motorsport einige Monate für den Wiederaufbau– In Oschersleben kehrte das deutsche Team aber in die NASCAR Euro Series zurück
Marko Stipp Motorsport ist seit 2017 – zuerst unter dem Namen Racing-Total – eine Konstante in der NASCAR Euro Series, doch das deutsche Team musste sich in der Saison 2025 durch wilde Gewässer manövrieren. Nach dem Auftakt in Valencia trennte sich der Rennstall einvernehmlich von drei Piloten. Anschließend musste sich das Team die Zeit nehmen, um stärker zurückzukehren, ein Wiederaufbau stand an, den Marko Stipp geregelt umsetzen wollte. An den letzten beiden Rennwochenenden der Saison 2025 zeigte die Mannschaft aus Herford mit einem starken Programm, was es drauf hat.
Gehen wir zurück in die Winterpause 2024/25: Die Fahrersuche zog sich. Die Vereinbarungen kamen kurz vor dem Saisonstart zustande, obwohl der Rennstall im Jahr 2024 mit Fahrern wie Thomas Krasonis, Victor Neumann und Nick Strickler erfolgreich war. Das Team ging einen Deal mit den Georgiern Davit Kajaia und Sandro Tavartkiladze sowie mit Max Marzorati und Sven van Laere ein.
Das erste Wochenende war erfolgreich, auch wenn es im Freien Training und in der Rookie Challenge kleine technische Probleme an den Autos gab. Es kam zur einvernehmlichen Trennung: Die Georgier verließen das Team und bauten ihr eigenes Programm auf – mit technischer Hilfe von RDV Competition. Van Laere zog es zu Speedhouse und Marzorati fuhr zwei weitere Events für CAAL Racing, obwohl er gerne bei Marko Stipp Motorsport, so das Team, weitergemacht hätte.
Dabei lief es beim Saisonauftakt sportlich gut: Kajaia holte bei seinem PRO-Debüt die Plätze 13 und 14. Tavartkiladze fuhr in der OPEN sogar zweimal auf Position sechs. Van Laere schaffte es auf Rang 13 und 14, während Marzorati in der PRO auf den Plätzen 14 und 17 landete.

Das Team stand also ohne genügend Fahrer da, eine Herausforderung, die sich kurzfristig nicht sinnvoll stemmen ließ. Es musste ein langfristiger Plan her. In der NASCAR Euro Series müssen die Piloten in der Regel das Budget mitbringen, um in der Serie starten zu können. Nur so können die Organisationen eine wirtschaftlich solide Basis aufbauen.
Marko Stipp Motorsport und alle anderen Teams mussten im Winter in ihre Autos investieren, denn es wurde ein neues sequenzielles Getriebe eingeführt – Kosten, die auch eingenommen werden mussten. Doch aufgeben war für Stipp und seine Truppe keine Option. Trotz der Situation fand der Rennstall schnell Möglichkeiten, im Spiel zu bleiben.
Die Autos fuhren weiter, zwar zunächst nicht in der NASCAR Euro Series, sondern auf Veranstaltungen wie den Old-Timer-Trackdays auf dem Bilster Berg oder beim Reisbrennen auf dem Lausitzring. Im Hintergrund wurde parallel hart gearbeitet, um Fahrer für eine Rückkehr zu gewinnen. Es brauchte Zeit, doch das zahlte sich aus.

Pünktlich zum Heimrennen in Oschersleben verkündete Marko Stipp Motorsport sein Comeback. Loris Cencetti und Routinier Alexander Graff übernahmen die Startnummer 47. Gordon Barnes nahm in der Startnummer 48 Platz. Eigentlich sollte er sich das Cockpit mit Rückkehrer Yevgen Sokolovskiy teilen, der aber kurzfristig aus privaten Gründen die Teilnahme in Oschersleben absagen musste.
Graff hatte bei seiner PRO-Rückkehr Pech, denn der Schwede wurde im ersten Rennen in den Big-One in Kurve 1 verwickelt. Ein Ausfall am Samstag und Rang 15 am Sonntag spiegelten das Potenzial des einstigen Zweitplatzierten nicht wider. Cencetti überzeugte in der OPEN mit Platz 13 und Rang zehn, während Barnes 20. und 17. wurde.

Für das Finale auf dem Circuit Zolder wurden die Karten bei Marko Stipp Motorsport erneut neu gemischt: Die Georgier kehrten zurück und ließen nun die Startnummer 9 – jetzt wieder ein Auto von Stipp – vom deutschen Team einsetzen: Kajaia holte zwei siebte Plätze und damit die besten Ergebnisse seiner PRO-Karriere. So gewann er zudem auf den letzten Metern im Tiebreaker die Challenger Trophy gegen Claudio Cappelli.
Tavartkiladze fuhr zweimal auf Platz fünf und mischte in der Master Trophy mit, die letztlich an das 17-jährige Ausnahmetalent Bruno Mulders ging. Das zweite Auto teilten sich der US-Amerikaner Ryan Vargas in der PRO und der Niederländer Reza Sardeha in der OPEN, die beiden in die NASCAR Euro Series zurückkehrten. Vargas wurde 13. sowie 11. und zeigte ein solides Comeback, während es Sardeha am Samstag auf Platz 15 schaffte, am Sonntag jedoch mit einem technischen Defekt ausfiel. Sokolovskiy fuhr dann auch mit und wurde 16. sowie 13. – damit stand er am Sonntag auf dem Challenger-Trophy-Podium.
Marko Stipp Motorsport hat sich zurückgekämpft und will nun für 2026 eine starke Basis finden, um wieder in den Meisterschaften anzugreifen. Das Team hat im Sommer hart gearbeitet, um das Comeback zu schaffen. Im Winter liegt der Fokus nun darauf, die Fahrer für die Saison 2026 zu finden und neue Partner zu generieren, um das Team wieder auf ein sportlich und wirtschaftlich gutes Fundament zu stellen.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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