Shane van Gisbergen dominiert: Doch was bedeutet Watkins Glen für die Playoffs?

Shane van Gisbergen gewann das vierte von bisher fünf Rundkursrennen in der NASCAR-Saison 2025 – Doch welche Auswirkungen hat der Lauf auf die Playoffs?
Shane van Gisbergen feierte in Watkins Glen seinen vierten Saisonsieg und ist mit Denny Hamlin bisher der siegreichste Fahrer des Jahres. Das Rennen hat jedoch auch Auswirkungen auf das Bild für die Playoffs, die nach den Läufen in Richmond und Daytona beginnen.
Das Rennen von van Gisbergen lässt sich kurz zusammenfassen: Zu Beginn bot ihm Ryan Blaney Paroli, doch ab Stage 2 dominierte der Neuseeländer das Geschehen. Der 36-Jährige hatte die beste Pace, und weder ein Crash in den Phasen, in denen er im Mittelfeld kämpfte, noch eine späte Caution durchkreuzten seine Pläne. Er gewann das Rennen deutlich vor Christopher Bell, der auf den letzten Metern noch an Chris Buescher vorbeiging.
Für van Gisbergen könnte dieser vierte Sieg eine wichtige Rolle in den Playoffs spielen. Er sammelte wichtige Playoff-Bonuspunkte, die ihm als Polster in der Endrunde gutgeschrieben werden. Stand Watkins Glen geht er dank seiner vier Renn- und zwei Stage-Siege mit 22 Bonuspunkten in die entscheidende Phase – die zweitmeisten hinter Denny Hamlin, der 24 Bonuspunkte gesammelt hat. In der ersten Runde stehen mit Darlington, Gateway und Bristol drei schwierige Ovale auf dem Programm, weshalb die Chancen für SVG nicht besonders gut stehen – oder doch?
Darlington ist dafür berühmt, für Chaos zu sorgen, und auch in Bristol kann es jederzeit krachen. Sollte van Gisbergen Glück haben und es in der Round-of-16 einige Playoff-Teilnehmer erwischen, könnte er dank seines Punktepolsters vielleicht sogar eine Runde weiterkommen. In der Round-of-12 wird auf dem Roval von Charlotte gefahren. Sollte er dieses Rundkurs-Rennen gewinnen und die erste Eliminationsrunde überstehen, stünde er sogar in der Round-of-8.
Der Kampf um den Regular-Season-Titel
Die Top 10 am Ende der regulären Saison erhalten ebenfalls Playoff-Punkte, der Erstplatzierte sogar 15 Zähler. Aktuell führt William Byron die Gesamtwertung an und baute seinen Vorsprung in Watkins Glen deutlich aus. Der Hendrick-Pilot wurde Vierter und beendete Stage zwei auf Platz zwei. Damit verbuchte der 27-Jährige ganze 42 Punkte. Sein ärgster Verfolger, Chase Elliott, kam nur auf 18 Punkte und verlor mächtig Boden.

Byron führt die Gesamtwertung jetzt mit 42 Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Elliott an. Dritter ist Hamlin, der in Watkins Glen keine Rolle spielte und auf Platz 25 ins Ziel kam. Mit 81 Punkten Rückstand wird es für ihn sehr schwierig, in der regulären Saison um Platz eins zu kämpfen. Bell wurde Zweiter und zog in der Tabelle mit Kyle Larson gleich, der einen heftigen Dämpfer verkraften musste. Larson verlor in Watkins Glen aufgrund von Bremsproblemen zahlreiche Runden. Er rutschte aus den Top 3 auf Platz fünf zurück.
Die Playoff-Bubble: Reddick fast drin
Jetzt wird es komplizierter: Welche Piloten könnten es noch in die Playoffs schaffen? Das kommt darauf an, wer die verbleibenden Rennen in der Regular-Season in Richmond und Daytona gewinnt. Sicher ist: Mindestens ein Fahrer wird über die Punkte in die Playoffs einziehen. Aktuell wäre das Tyler Reddick, der in Richmond ohne Sieg sein Playoff-Ticket ziehen könnte.
Dabei spielt die sogenannte Cut-Grenze auf Platz 16 gar keine so wichtige Rolle, sondern eher der Vorsprung auf den Fahrer, der hinter Reddick in der Gesamtwertung steht. In einem Rennen können maximal 61 Punkte geholt werden: zehn pro Stage-Sieg, 40 für den Rennsieg und ein Punkt für die schnellste Runde. Sollte Reddick in Richmond also einen ausreichenden Vorsprung auf seinen Topverfolger herausholen, ist er sicher dabei.
Dabei spielt es keine Rolle, ob 36 oder gar 40 Autos für Daytona gemeldet werden, denn ab Platz 36 gibt es nur noch einen Punkt für die Fahrer. Das heißt: Reddick braucht nach Richmond einen Vorsprung von 61 Punkten auf den Fahrer hinter sich in der Gesamtwertung, um das Playoff-Ticket zu ziehen. Würde er in Daytona nämlich nur einen Punkt holen, könnte sein Verfolger nur auf einen Punkt an ihn heranrücken, wenn er die volle Punkteausbeute holt.
Aktuell ist Alex Bowman dieser Topverfolger und Reddicks Vorsprung liegt bei 57 Punkten. Sollte Bowman in Richmond gewinnen, wäre es Chris Buescher, der aktuell 83 Punkte Rückstand auf Reddick hat. Reddick steht also mit einem Fuß in den Playoffs, denn er müsste nur vier Punkte mehr als Bowman holen, um sich für die Endrunde zu qualifizieren.
Drin und draußen: Das RFK-Duo im Duell

Buescher liegt auf Platz 16, sein RFK-Racing-Teamkollege Ryan Preece auf Platz 17 und damit aktuell nicht in den Playoffs. Die beiden trennen gerade einmal 34 Punkte, weshalb es noch ein heißes Duell zwischen ihnen werden könnte – unter der Prämisse, dass es keine weiteren Premierensieger geben wird, die die Playoff-Bubble noch einmal völlig neu ordnen würden.
Kyle Busch hat 102 Punkte Rückstand auf den Cut und kann sich nicht wirklich auf reine Zähler verlassen. Der Childress-Fahrer muss wohl eines der beiden Rennen gewinnen, um es noch in die Playoffs zu schaffen. Das gilt auch für Ty Gibbs, AJ Allmendinger, Brad Keselowski und Carson Hocevar auf den Plätzen 19 bis 22. Natürlich könnte auch jeder Fahrer dahinter mit einem Sieg in letzter Minute noch in die Playoffs rücken – insbesondere auf dem Superspeedway in Daytona, wo Überraschungssiege keine Seltenheit sind.
Autor(en)
Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.
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