Ein “frustrierender” Sieg: Connor Zilisch bleibt nach COTA-Sieg auf dem Boden

Ein “frustrierender” Sieg: Connor Zilisch bleibt nach COTA-Sieg auf dem Boden
Foto: NASCAR Media / James Gilbert/Getty Images

Connor Zilisch gewann am Samstag das Xfinity-Rennen auf dem Circuit of the Americas vor William Byron – Er setzte sich trotz Strafen und harten Gegnern durch, blieb nach dem Triumph aber sofort auf dem Boden

Connor Zilisch gewann am Samstag auf dem Circuit of the Americas (COTA) in Austin sein zweites NASCAR-Xfinity-Rennen, nachdem er 2024 schon bei seinem Xfinity-Debüt auf dem Rundkurs von Watkins Glen triumphiert hatte. Der junge Nachwuchspilot von Trackhouse Racing setzte sich nach einem harten Zweikampf mit seinem Teamkollegen Carson Kvapil durch. Er gewann in der Startnummer 88 von JR Motorsport, das Team, an das der Youngster in Liga zwei ausgeliehen ist.

Hier gibt es die offiziellen Highlights des Xfinity-Rennens in Austin

Das Focus Health 250 wurde erstmals auf der Kurzanbindung von Austin ausgetragen. Zilisch startete von der Pole-Position und damit vor den NASCAR-Cup-Piloten Ross Chastain und William Byron, die am Xfinity-Rennen teilnahmen, aber keine Punkte bekamen.

Der 18-Jährige dominierte das Rennen und sammelte insgesamt 26 Führungsrunden. Sein ärgster Verfolger Kvapil sammelte nach Zilisch die meisten Führungsrunden, er führte das Rennen für insgesamt sieben Runden an.

Zilisch zwischen den Profis

Zilisch dominierte das Rennen an der Spitze, doch die Cup-Fahrer Byron und Chastain übten allmählich Druck auf den Youngster aus. Nach sechs Runden wurde zum ersten Mal die gelbe Flagge geschwenkt, da Carson Hocevar, der in Atlanta für Schlagzeilen sorgte, im Reifenstapel der Kurzanbindung landete. Damit war das Rennen für ihn vorzeitig beendet.

Das erste Renn-Segment wurde vom Daytona-500-Sieger Byron gewonnen. Die Stage ging unter gelb zu Ende, da die Startnummer 35 von Baltazar Leguizamon auf der Strecke stand und für eine weitere Neutralisierung sorgte.

Von hinten nach vorne

Durch diese Gelbphase taktierte das Team von Zilisch und ging voll auf den Rennsieg. Das Team zog den Boxenstopp vor, doch die Boxengasse war noch nicht geöffnet. Die Startnummer 88 wurde daher bestraft und musste nach dem Restart von ganz hinten losfahren.

Bei dieser Aufholjagd geriet Zilisch in einen “Nebel”, wie er nach dem Rennen erklärt: ”Es war hart – härter als ich wollte. Ich bin nicht wirklich sauber gefahren und entschuldige mich bei allen, die ich gerammt habe. Ich war nach der Hälfte des Rennens mental wie benebelt.”

Auch sein stärkster Konkurrent Kvapil musste sich durch das gesamte Feld kämpfen. Er wurde zu Beginn des Rennens gedreht und fiel daher zurück. Von den beiden JR-Motorsports-Piloten gab es im zweiten Segment, welches Harrison Burton für sich entschied, nichts zu sehen.

Hartes Racing gegen Rennende

In Segment drei wurde die Front dann von Chevys unter Kontrolle gehalten. Kvapil auf Platz eins, neben Byron auf Platz zwei, direkt vor Zilisch auf Platz drei. Zilisch gab Kvapil auf der Start-Ziel-Geraden einen gewaltigen Push. Das ganze Feld machte sich breit und Zilisch fuhr in Kurve 1 auf der Innenbahn neben Kvapil. Beide kamen von der Strecke ab, wodurch Atlanta-Sieger Austin Hill und 23XI-Nachwuchspilot Corey Heim, auf der Innenbahn vorbeizogen.

Doch Zilisch fuhr mit ausgestreckten Ellenbogen und setzte sich ausgangs Kurve 15 auf die Innenbahn, beide tauschten Lack aus. Durch die Berührung drehte sich Heims 24 von der Strecke. Zilisch vorderer rechten Kotflügel wurde dabei erheblich beschädigt.

In Runde 51 verpasste Hill, der insgesamt sieben Führungsrunden sammelte, eine Kurve, wodurch Kvapil und Zilisch auf die ersten beiden Plätze vorrückten. Beide ließen immer wieder die Reifen qualmen, da sie die Bremsen blockierten. Neun Runden vor Schluss gelang es Zilisch, Kvapil in Kurve 1 zu überholen, doch Kvapil ließ nicht locker.

Reifenmanagement entscheidet Rennen

Der Sieg von Zilisch schien alles andere als sicher. Kvapil überstrapazierte jedoch seine Reifen zu oft und musste an die Box. Er beendete das Rennen auf Platz 23 und sicherte sich noch den Punkt für die schnellste Runde.

Nun hatte Zilisch einen Vorsprung von über 3,4 Sekunden auf den Zweitplatzierten Byron, doch Zilisch war sich nicht sicher, ob seine Reifen so lange halten würden und schonte diese. Byron verkürzte den Vorsprung von Zilisch am Ende noch auf 1,6 Sekunden.

Zilisch berichtete, wie knapp es mit den Reifen war: “Ich habe mich heute viel durchgerempelt und der Kontakt mit der 24 hat viel Schaden verursacht. Der rechte Vorderreifen ist nach der Zieldurchfahrt geplatzt, das war wirklich knapp.“

Trotz Erfolg nicht zufrieden 

So richtig zufrieden ist Zilisch mit seinem Sieg aber nicht: „Ehrlich gesagt bin ich im Moment eher frustriert als glücklich. Ich habe zu viele Fehler gemacht und es mir dadurch schwerer gemacht, als es hätte sein müssen. Ich hätte es besser machen können. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie wir gewinnen konnten. Ich muss definitiv viel aufarbeiten […]. Es war einfach zu chaotisch für ein Rennen nach meinem Geschmack.“

Für sein Cup-Debüt am nächsten Tag konnte Zilisch auch dank seiner Strafe einige Erfahrungen sammeln: „Ich habe gelernt, wo man gut überholen kann, und da ich auch im Feld gefahren bin, fühle ich mich gut vorbereitet.“

Sein Konkurrent Kvapil hat nicht mit so einer Leistung gerechnet:  “Ich weiß nicht, wie wir so weit vorne fahren konnten, das war schon überraschend. Es ist hart, weil wir durch den Bremsplatten zurückgefallen sind. Ich habe wirklich versucht, mit der 88 mitzuhalten und hatte das Gefühl, dass es ziemlich ausgeglichen war. In einigen Kurven war ich schneller und in anderen er [Zilisch]“

Dennoch ärgert er sich über einige Manöver im Pack: ”Manche fahren sehr aggressiv, was auf diesem Niveau verständlich ist. Manche Fahrweisen sind ein bisschen daneben und man denkt sich, was zum Teufel macht ihr da? Ich werde das im Hinterkopf behalten.”

Kurzanbindung sorgt für Action

Es war das erste Rennen auf der Kurzanbindung des COTA. Für die Fans bietet das Layout mehr Action, da sie die Autos vor Ort öfter sehen. Das ist ein gewaltiger Vorteil für das Erlebnis vor Ort. Allerdings geht die Charakteristik der längeren Strecke verloren, die im Vergleich zu Watkins Glen und Sonoma bereits die Ausnahme war. Die Kurzanbindung reiht sich nun von der Länge her bei den beiden anderen NASCAR-Strecken ein. 

Dadurch gibt es im Kalender weniger Vielfalt. Zudem sorgt die Einfahrt in die Kurzanbindung immer wieder für Ärger, da die Fahrer dort häufiger in den Reifenstapeln landen und der Asphalt dort viel älter ist, was zu wechselnden Gripverhältnissen führt. So sei es wohl eine “chaotische Kurve”, so Zilisch. Interessant: Der COTA-Vertrag mit NASCAR endet 2025, für 2026 ist noch keine Fortsetzung des Texas-Rennens gesichert.

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Eriks Begeisterung für den Motorsport entfaltete sich frühzeitig, als er gemeinsam mit seinem Vater den Sachsenring besuchte. Das dort stattfindende ADAC GT Masters war ein prägendes Erlebnis für ihn. 2017 entdeckte er durch Zufall NASCAR im Fernsehen und schaute gemeinsam mit seinem Vater, einem großen Fan, die Rennen. Schon als Simracer kommentierte er virtuelle Ligen für Abgefahren Community und Virtual Racing. So kam er in Kontakt mit der Welt der Kommentatoren. Im Laufe seines Lebens besuchte er zahlreiche Live-Events. Sein Interesse gilt nicht nur den Rennen selbst, sondern auch dem Geschehen im Fahrerlager. Um seine Leidenschaft weiter auszubauen, entschied er sich, bei Leadlap.de als Hobbyredakteur und Podcaster seine nächsten Schritte in der Medienwelt zu machen.

Freiberuflicher Kommentator & Journalist | Zur Webseite |  + posts

Andrés Faszination für den Motorsport begann in seiner Kindheit, als er regelmäßig Ovalrennen in den Niederlanden besuchte und abends NASCAR- sowie IndyCar-Rennen im TV verfolgte. Während seines Ökonomiestudiums begann er 2014 als Hobby-Redakteur über den Rennsport zu schreiben und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er NASCAR-Kommentator bei Sportdigital1+ und begleitet IndyCar & IMSA live auf Motorvision+ – dazu kommen viele weitere Rennserien im Highlights-Format. Als Redakteur schreibt er für Motorsport-Total, Motorsport.com und Formel1.de und ist zudem Reporter, Kommentator und Redakteur im Mediateam der NASCAR Euro Series.

Erik Resch und André Wiegold

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